Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

fielen, auf seiten der deutschen Patrouille 3 Reiter 
verwundet wurden. 
Der Oberstleutnant van Semmern trat am 
14. Oktober mit der 2. Kompagnie des Regiments 
Nr. 1, der 9. und 10. Kompagnie des Regiments 
Nr. 2, der Ersatzkompagnie 3a, 5 Geschützen der 
9. Batterie und 2 Maschinengewehren der Maschinen- 
gewehrabteilung Nr. 2 aus der Linie Springpüts— 
Heiracha bis Ukamas den weiteren Vormarsch gegen 
Morenga an, der in der Gegend von Ondermaitje 
stehen soll. 
236. 
25. Oktober. 
Hendrik Witboi, der am 8. Oktober vor Mojor 
v. Estorff von Aubes nach Südosten geflüchtet war, 
hielt sich zunächst in der Gegend von Gorachas 
nördlich Koes auf. Aus Wassermangel wollte er 
sich von dort nach Aminuis, zwischen Koes und 
Gaibis, begeben. Dieses war aber schon von Teilen 
der Abteilung Lengerke besetzt worden, die in halb- 
stündigem Gefecht einen Angriff von 70 Hottentotten 
abgewiesen hatten. Hendrik Witboi ging in die 
Sanddünen östlich Aminuls zurück. Major v. Lengerke 
setzt mit 2 Kompagnien und 1 Batterie die Ver- 
folgung fort und hat alle Wasserstellen zwischen 
Koes und Hasuur besetzt. Zu seiner Unterstützung 
rückte Major v. Estorff mit 2 Kompagnien und 
1 Geschütz von Gochas zunächst nach Koes und lleß 
außerdem die Wasserstellen Fahlgras, Daberas, Usis, 
Goamus, Persip, Kowes und Aubes besetzen. 
Die Nachrichten über die Überfälle bei Jerusalem 
und Schuitdrift sind dahin aufgeklärt worden, daß 
Morenga und Morris am 7. Oktober Jerusalem 
durch Verrat eines eingeborenen Polizisten einnahmen. 
Hierbei fielen Leutnant Surman und drei Relter, 
ein Reiter wurde verwundet und starb später. Uber 
zwel Reiter, die gefangen waren, wird gemeldet, daß 
sie sich jetzt auf der Station Ukamas befinden. Der 
acht Mann starke Rest der Besatzung ist bei Schuit- 
drift auf englisches Gebiet übergetreten. 
Morenga ist aus der Gegend von Jerusalem 
mit 200 Kriegern und 300 Weibern und Kindern 
westwärts gezogen. Oberstleutnant van Semmern 
verfolgt ihn in zwei Kolonnen über Eendoorn und 
Velloordrift. 
Cornelius ist vor den ihm aus Keetmanshoop 
nachgesandten Truppen an Besondermaid und Cha- 
masis vorbei in nordwestlicher Richtung abgezogen. 
Die Führung gegen ihn hat Major Meister über- 
nommen, der die Gegend von Hornkranz erreicht 
hat. Ihm stehen im ganzen drei Kompagnien und 
1½ Batterien zur Verfügung. 
In erfolgreichen Gefechten deutscher Patrouillen 
am nördlichen Auob, in den Seeisbergen nördlich 
Kowas sowie in der Gegend von Kub, Hoachanas 
  
644 — 
und Bethanien fielen in den letzten Tagen 28 Hotten- 
totten; 18 Männer und 683 Weiber und Kinder 
wurden gefangen. 
Infolge der Gefechte, die in den Zaris= und 
Achab-Bergen im September d. JW.. stattfanden, sind 
jetzt 107 Hereros des Andreas auf englisches Wal- 
fischbat-Geblet übergetreten. Es befanden sich dar- 
unter 45 Männer mit 28 Gewehren, die die englische 
Polizei abgenommen hat. 
Cpphusschutzimpfung bei den Cruppen in Südwestafrika. 
Nachdem seit Beginn dieses Jahres die An- 
gehörigen aller nach Südwestafrika abgegangenen 
Truppentransporte, soweit sie sich frelwillig dazu 
bereit fanden, gegen Typhus geimpft worden sind, 
kann man sich jetzt über den Nutzen der Typhus- 
schutzimpfungen ein ungefähres Bild machen. Es 
sind selt Januar d. Is. etwa 4600 Mann nach 
Südwestafrika ausgereist, davon haben sich nahezu 
4000, also etwa 85 v. H., freiwillig impfen lassen. 
Daß die Impfungen keinen absoluten Schutz vor 
Typhuserkrankungen geben, war bekannt; erkranken 
doch auch Personen, welche Typhus durchgemacht 
haben, wenn auch selten, ein zweites Mal. Einen 
stärkeren Schutz, als derjenige ist, welcher durch ein- 
maliges Überstehen der Krankheit verliehen wird, 
darf man aber von einer Schutzimpfung nicht er- 
warten. Es ist daher nicht auffallend, daß von den 
Tausenden Geimpfter eine größere Anzahl erkrankt 
ist. Leider läßt sich über die Zahl der Erkrankungen 
unter den Geimpften im Verhältnis zu der Zahl 
der Krankheitsfälle bel Nichtgelmpften noch keine 
Statistik aufstellen, weil es sehr schwer, ja unmöglich 
ist, das Schicksol jedes einzelnen zu verfolgen, be- 
sonders da die Transporte oft sogleich nach ihrer 
Ankunft in Südwestafrika auf die über ein Gebiet 
größer als Deutschland zerstreuten Truppenverbände 
verteilt werden. Man wird aber doch annehmen 
dürfen, daß auf die seit vielen Monaten anhaltende 
stetige Abnahme der Typhuserkrankungen in Süd- 
westafrika die zahlreichen Schutzimpfungen nicht ohne 
Einfluß gewesen sind, denn wenn die Angehörigen 
der selt Beginn dieses Jahres abgesandten Ver- 
stärkungstransporte nicht infolge der Schutzimpfung 
eine vermehrte Widerstandskraft gegen Typhus- 
erkrankungen gehabt hätten, würde vermutlich die 
Zufuhr von so viel frischem Menschenmaterial ge- 
nügt haben, die Seuche bis jetzt mindestens auf der 
früheren Höhe zu erhalten. 
Nun ist aber die zahlenmäßig jetzt noch nicht 
festzustellende seltenere Erkrankung der Geimpyften 
nicht der einzige Vorteil der Schutzimpfung gegen 
Typhus. Ein anderer Nutzen der Typhusimpfung 
liegt in dem leichteren Verlauf der Erkrankung bei
	        
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