Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Pflanzungen Ost-Usambaras. Im Dezember waren 
10000 Ztr. Kirschen geerntet, auf welche der 
Pflanzungsleiter gerechnet hatte. Dazu kamen 
später noch einige hundert Zentner Nachernte. Bei 
Abfassung dieses Berichtes ist noch nicht die ganze 
Ernte von der Pflanzung versandt, da Ernte, Auf- 
bereitung und Versand oft durch ungünstige 
Witterungsverhältnisse gestört worden waren. Außer- 
dem war die Qualität der Kirschen lelder fast 
durchgängig nicht einwandfrei, ergab daher nicht 
das erhoffte Gewicht von Markt-Kaffee. Nach sach- 
verständigem Urteile trägt daran der oben er- 
wähnte Wanzenschaden die Schuld. Auch die 
Farbe des Markt-Kaffees ließ oft zu wünschen 
übrig. Ob hieran ebenfalls Wanzenschaden oder 
aber die Qualität des Bodens bzw. Mangel an 
Düngung schuld ist, läßt sich mit Bestlimmtheit 
nicht sagen. Da viele Händler aber auf die Farbe 
und Form der Bohne größeren Wert legen als 
auf den Geschmack, so beeinflußte der erwähnte 
Mangel beim Verkaufe gelegentlich auch die Preise. 
Jedenfalls dürste das Gesamtgewicht des für 
Europa geeigneten Kaffees um mehrere hundert 
Zentner hinter dem erwarteten Gewichte von 2000 
Zentnern zurückbleiben. 
Die Kaffeepreise sind auf dem Weltmarlte im 
allgemelnen schlecht, und Liebhaberpreise, wie sie 
früher wohl für den Usambarakaffee angelegt 
wurden, werden heute nicht mehr bezahlt. Die 
Annahme, daß das deutsche Publikum bei gleicher 
Qualität einem in einer deutschen Kolonie ge- 
wachsenen Produkte einem fremden gegenüber den 
Vorzug geben würde, trifft bisher nur selten zu. 
Auch die Einführung des deutschen Kaffees in den 
Einzelhandel im Binnenlande begegnet unvermuteten 
Schwierigkeiten an der kolontalen Gleichgültigkelt der 
meisten Kaufleute und Hausfrauen. 
Wir hatten darauf gerechnet, unter normalen 
Verhältnissen mit der Ernte von 1904 das 
erslemal die Betriebskosten decken zu können. Aus 
den dargelegten Gründen werden wir dies 
kaum erwarten können. Ob es im nächsten 
Betriebsjahre möglich sein wird, läßt sich noch 
nicht voraus bestimmen. Die Berichte über die 
neue Blüte und den Fruchtansatz lauteten aller- 
dings in einigen Monaten günstig, schwiegen 
aber später, als noch weitere Blüten eintreten 
sollten. Eine Ernteschätzung pro 1905 liegt noch 
nicht vor. 
Die Arbeiterverhältnisse haben sich gegen das 
Vorjahr ganz erheblich gebessert. Die Pflanzung 
verfügte stets über die genügende Zahl von festen 
Arbeitern und Tagelöhnern, selbst wenn Nachbar- 
pflanzungen über Arbeitermangel zu klagen hatten. 
Die Löhne konnten trotzdem noch weiter herabgesetzt 
werden. Wir zahlen jetzt nicht mehr wie 9—10 
Rupien je nach Güte der Arbeiter, einschließlich 
Verpflegung für 30 Arbeitstage; ein Sat, der für 
das Küstengebiet nicht hoch ist. 
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Die Gesundheitsverhältnisse unserer deutschen 
Beamten lleßen bisweilen zu wünschen übrig. 
Ramrrun. 
Bericht des Dauptmanns Glauning, Leiters der Station 
Bamenda, über seine Expedition nach Bali, Bameta 
und dem Südbezirk. 
(Hierzu eine Kartenstizze.) 
Die Aufgaben der Expedition waren: die Unter- 
stellung der früher zu Bali gehörigen Landschaften 
unter die Oberhoheit des Balihäuptlings, die Be- 
ftrafung Bametas und die Ausbreitung des Ein- 
flusses der Statlon auf den Südbezirk. 
Die beabsichtigte Informationsreise nach dem 
Nordbezirk und an die englische Grenze wurde mit 
Rücksicht auf die vorgeschrittene Regenzeit verschoben. 
Am 14. Junt brach ich mit Leutnant v. Putlitz, 
Oberarzt Dr. Handl, Unteroffizier Schriefer, 50 
Soldaten, etwa 100 Trägern nebst einem Maschinen- 
gewehr nach Bali auf. Am 15. Juni fand die 
feierliche Einsetzung des Fonjonge als Oberhäuptling 
von 31 Landschaften statt. Aus Anlaß dieser Ein- 
setzung hatte Fonjonge große Festlichkeiten ver- 
anstaltet. Die Häuptlinge der Vasallendörfer sowie 
eine große Anzahl der mit Bali befreundeten 
Häuptlinge hatten sich dazu eingefunden. Der große 
Platz vor dem Häuptlingsgehöft war dicht mit Ein- 
geborenen in den verschiedenartigsten Trachten besezt. 
Nachdem ich verkündet hatte, daß Fonjonge zum 
Dank für die von ihm und seinem Vorgänger der 
deutschen Regierung jederzeit bewiesene Treue als 
Oberhäuptling de# größten Teils des alten Bali- 
reichs wieder eingesetzt sei, hielt er selbst von dem 
bekannten heiligen Stein aus eine große Rede, in 
der er die Unterhäuptlinge zum Gehorsam ermahnte, 
damit er in der Lage sei, den Anforderungen der 
Statlon nachzukommen. Dann ließ er an die Häupt- 
linge eine große Anzahl Stoffe verteilen. Den 
Beschluß der Feier bildeten Kriegstänze, bei denen 
viel Pulver verschossen wurde, Tänze der Weiber 
und die im Grasland nie fehlende Palmwein= 
zecherel. 
Bei dieser Gelegenheit möchte ich besonders her- 
vorheben, daß die hiesigen Missionare einen sehr 
günsiigen Einfluß auf den Balihäuptling ausüben, 
wesentlich zur Beruhigung des Bezlrks beigetragen 
haben und die Station jederzeit in der entgegen- 
kommendsten Weise unterstützen. 
Die Bestrafung der an Ballt angrenzenden 
Landschaft Baometa, deren aufsässiges Verhalten 
schon den früheren Stationschef, Oberleutnant Hirtler, 
zu einem Strafzug veranlaßt hatte (vgl. Kolonial- 
blatt 1908 Nr. 18), war aus folgenden Gründen 
nötig geworden: 
Das selbständige Bameta ist eine aus zahlreichen 
zusammenhängenden Dörfern bestehende Landschaft
	        
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