Südbezirk antrat. über Bambut erreichte ich am
27. Juni Babanki-Tungo, das im Talkessel malerisch
gelegen ist und sich an drei schroffe, bis 150 m hohe
Felssäulen anlehnt, die gewissermaßen die Ausgangs-
pforten nach der Niederung des Nun bilden. Ba-
bankl-Tungo ist berühmt durch seine Holz= und
Elfenbeinschnitzerei.
Das nächste Ziel der Expedition war Bakembat,
das, auf einem isolierten, etwa 150 m hohen Fels-
rücken mit schroffen Abhängen und nur drei beschwer-
lichen Zugängen gelegen, einer uneinnehmbaren
Felsenfestung gleicht. Der Häuptling von Bamum
hat diese Feste mit einem großen Heer vergebens
berannt und mußte unverrichteter Dinge wieder ab-
ziehen. Unsre Aufnahme war eine sehr freundliche,
wenn auch der Häuptling, wie stets bei Annäherung
eines Europäers, in den Busch geflohen war.
Bakembat ist, was Bauart der Häuser, Trachten
der Männer usw. betrifft, das getreue Abbild seiner
mächtigeren Schwesterstadt Bali. Auch der nach
oben gabelförmig auslaufende Pfahl, der bei reli-
giösen Festen ganz mit Perlen verkleidet wird, fehlt
nicht. Über schroffe, glatte Granitfelsen stiegen wir
am anderen Morgen in das nebelumwallte Tal, aus
dem nur in der Ferne die hohen Bergkuppen von
Bamum auftauchten. Nach einem Nachtlager im
Farmdorf Bamukong, wo schöne Tonpfeifenköpfe
angefertigt werden, erreichten wir nach Uberschreiten
des Mifi die Landschaft Bagam, die eine wichtige
Etappe auf dem vielbegangenen Weg von der Küste
über Bali-Bafadschu nach Bamum bildet. Der
Häuptling von Bagam versteht es, in einer Nacht
aus Messingdraht oder leeren Patronenhülsen Metall-
pfeifenköpfe zu gießen. Ob er hierzu auch im Lande
selbst gewonnmenes Kupfererz verwendet, ist eine von
ihm selbst bestrittene, noch nicht gelöste Frage.
Von Bagam an beginnt ein fruchtbares Land
mit fast ununterbrochenem Anbau und zahlrelchen
stark bevölkerten, häufig eng zusammenhängenden
Ortschaften. Bel Bafnunda passierten wir den
Mia (einen Nebenfluß des Milfi) auf einer ein-
gestürzten Hängebrücke und lagerten in Bandeng,
dessen Häuptling Dale wegen seines ungeheuren
Leibesumfangs weit und breit bekannt ist. Über
Balüng, das etwa 2000 Hütten zählt und reich
angebaut ist, Bafusab, das viele Rinder und
Schweine besitzt, gelangten wir nach Banjun, der
größten, reichsten und bevölkertsten Landschaft des
Südbezirks (weit über 10 000 Hütlen). Der statt-
liche Häuptling empfing uns im Baligewand und
nannte sich einen Freund Fonjonges. Daß der Bali-
häuptling seinen Einfluß sogar auf diese völlig un-
abhängigen Reiche ausdehnen konnte, verdankt er
einerseits dem Ansehen, das er als traditioneller
Freund der Deutschen genießt, dann aber auch
seiner klugen, maßvollen Politik und seiner fast
sprichwörtlich gewordenen Freigebigkeit.
Für uns bedeutet dieser Einfluß Balis zu Leb-
zeiten Fonjonges eine Gewähr für den Frieden
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und eine Stärkung unseres Ansehens, wenn auch
nicht bestritten werden soll, daß er uns auch einmal
unter einem weniger europäerfreundlich gesinnten
Baliherrscher gefährlich werden kann.
Am 6. Juli erreichte die Expedition die kleine,
selbständige Landschaft Bangang, Fokam, am nächsten
Tag Bangangte. Der klug aussehende, freundliche
Häuptling dieser großen, aber anscheinend schwach
bevölkerten Landschaft brachte einen großen Elfen-
beinzahn als Geschenk.
Der Nun war zweimal sichtbar, vom Banjun-
farmdorf Ngangfonji und vom Nordrand der Land-
schaft Bangangte aus.
Von Bangangte aus wurde Bangwa besucht,
dessen Häuptling schon vor Monaten um Hilfe
gegen das benachbarte Bamenom gebeten hatte, das
ihm einen für die Station bestimmten großen Elfen-
beinzahn geraubt und zahlreiche Leute getötet hatte.
Der Empfang in Bangwa war besonders großartig.
Trotz meines Abredens lleß der Häuptling sofort
2 Ochsen schlachten und brachte 20 Ziegen, viel
Planten, Palmwein und einen großen Elfenbeinzahn.
Da die Bamenom-Leute nichts von den Weißen
wissen wollten und als räuberisch bekannt waren,
erschien ihre Bestrafung im Interesse des Ansehens
der Station geboten und wurde am 9. und 10.
Juli durchgeführt. Die Bamenom-Leute hatten
Wachen ausgestellt und leisteten zähen Widerstand.
Bei ihrer minderwertigen Bewaffnung gegenüber
den weittragenden Gewehren der Soldaten erlitten
sie sehr starke Verluste. Auf unserer Seite wurden
von den als Hilfstruppen dienenden Bongwas 14
getötet. Erbeutet wurde zahlreiches Kleinvieh, von
dem ein großer Teil als Entschädigung an die
Bwangas abgegeben wurde. In der Nacht zum
10. Juli hatten die Bamenoms das Häuptlings-
dorf, in dem ein Teil der Expedition lagerte, in
Brand gesteckt. Doch wurde das Feuer noch recht-
zeitig bemerkt.
Bamenom ist eine gut angebaute, starkbevölkerte
Landschaft. Im Westen wird sie begrenzt von dem
Tusse und Lambu Ngu-Berg (etwa 1000 m rel.
Höhe). In Bangu wurde die Expedition freund-
lich aufsgenommen. Der Häuptling schenkte einen
großen Elfenbeinzahn.
Zahlreiche Abgesandte aus unbekannten Gegenden
erschlenen, um sich zu überzeugen, ob der „Com-
mander“ wirklich da sei, und mit dem Versprechen,
Geschenke von ihren Häuptlingen zu bringen, wieder
fortzugehen.
Lelder konnte ihre Rückkehr aus Mangel aon
Zeit nicht abgewartet werden.
Als die Expedition am 12. Juli nach einem
Aufstieg von etwa 200 m in die Landschaft Baham
einrückte, fand sie den Marktplatz dicht beim Häupt-
lingsdorf von einer bewaffneten, schreienden Menge
besetzt, die den Weg nach dem Häuptlingsdorf zu
sperren versuchte. Dicht aufgeschlossen marschierte
die Kolonne ruhig weiter und machte erst auf einem