Nach Meldung des Mojors v. Estorff zieht
Simon Copper jeßt der englischen Grenze zu. Seine
Spuren haben sich im Dönensand des Nossob ver-
loren, und eine weitere Verfolgung ist bei der
jetztgen Trockenhelt unmöglich.
Cornelius hat sich einem in dliesen Tagen ge-
planten Angriff unserer Abtellungen entzogen und ist
aus der Gegend von Keetmanshoop nach der Zwiebel-
hochebene ausgewichen. Seine Verfolgung ist auf-
genommen.
Die Abtellung des Oberleutnants van Semmern,
welche nach dem Gefecht bei Hartebeestmund am
24. Oktober nach Warmbad marschiert war, befindet
sich noch dort, ergänzt lhre Verpflegung und bereitet
einen neuen Angriff gegen Morenga vor, von dem
Nachrichten zur Zelt ulcht vorliegen.
Etwa 400 Hottentotten, Weiber und Kinder,
sind von den deutschen Patroulllen zusammen-
getrieben worden und sollen auf der Haifischinsel bei
Lüderitzbucht interntert werden.
241.
25. November.
Die Nachricht von dem Tode Hendrik Witbois
hat eine erneute Bestätigung gefunden. Er ist be-
reits am 29. Oktober eine Stunde nach seiner Ver-
wundung gestorben. Der Anhang seines Nachfolgers
Samuel Isaak sitzt om Fischfluß östlich von Berseba;
weitere starke Banden Witbols sind nach dem Hudup
gezogen. Südlich von Glbeon ist, wie nachträglich
gemeldet wird, bei Deutscherde am Fischfluß am
13. November ein Proviantwagen überfallen worden,
wobel 4 Reiter fielen und 4 verwundet wurden.
Dagegen gelang es am 18. November Leutnant
Fischer, mit 25 Reltern und 2 Maschinengewehren
östlich von Nauroroams, 20 km südlich von Gibeon,
ein Hottentottenlager überraschend anzugreifen. Der
Feind verlor 7 Mann; einige Gewehre wurden er-
beutet. Deutscherseits ist ein Reiter schwer ver-
wundet.
Generalleutnant v. Trotha trat, wie beabsichtigt,
am 19. November von Lüderitzbucht mit dem
Dampfer „Prinzregent“ die Helmreise an. Die An-
kunft wird am 12. Dezember in Hamburg erwartet.
Oberst Dame hat die Geschäfte des Kommandeurs
der Schutztruppe übernommen. Er befindet sich seit
dem 21. November auf dem Marsche von Lüderitz-
bucht nach Keetmanshoop.
242.
27. November.
Nach telegraphischer Meldung des Gouverneurs
v. Lindequist haben sich Samuel Isaak Witboi, sein
Unterkapitän mit 17 Großleuten und ihrem Anhang,
sowie der Kapitän der Veltschoendrager Hans
Hendrik — insgesamt 74 Männer und 44 Weiber
— in Berseba freiwillig gestellt. Dabei sind
34 Gewehre obgeliefert worden. Uber die Be-
dingungen der Ubergabe enthält die Meldung keine
Angaben.
70
.
7 —
Uber eine RNeise in das englische Agami · See · Sebiet
berichtet der Distriltschef von Gobabis, wie solgt:
Am 15. Juli d. Is. von Gobabis abgereist, er-
reichte ich Rletfontein am 22. Juli, überschritt die
Grenze am 23. und traf auf der englischen Grenz-
polizeistation Quagganei am 24. Juli ein.
Auf Quagganei sind stationtert: 1 Sergeant und
10 Basutopolizisten.
In Quagganei hatte ich einen achttägigen Auf-
enthalt dadurch, daß der Statlonsälteste, ein Sergeant,
auf Patrouille mit einem Offizier, in Richtung Le-
hutitu, war. Da mein Erscheinen auf Quagganei
bel den Hereros eine ziemliche Bestürzung hervorrief,
hielt ich es nicht für angemessen, ohne Rücksprache
mit dem Osffizier der Betschuana-Protektorate-Police,
einfach nach Tsau zu reiten. Am 81. Juli traf der
Leutnant Surmonn in Quagganei ein, und ich ritt
mit ihm am 1. August nach Tsau am Okavango,
dem Sitze des englischen Magistrates (Bezirksamt-
mann oder Distriktschef) weiter, wo ich am 7. August
elntraf.
Die Aufnahme war eine äußerst liebenswürdige,
ich fand das größte Entgegenkommen in allen Sachen.
Ich bemerke, daß bel allen Gesprächen über Hereros-
und Grenzangelegenheiten ich stets betonte, daß meine
Sendung nur auf Wunsch des Magistrates erfolgt
sei und nur einen privaten Charakter hätte.
Meine Erkundigungen sind folgende:
1. Die Hereros sind auf zwei Wegen in das
Betschuana-Protektorat eingedrungen. Der eine ist
der Weg h ji gombe Rietfontein,
der andere ist der Weg Epata—Omuramba über
Onjeinje an den Okavango. Die meisten traten bel
Rietfontein auf das englische Gebiet über. Nur
Samuel mit wenigen Leuten kam den Epata—Omu-
ramba-Weg an den Okavango herunter und stellte sich,
südwärts marschierend, dann in Tsau. Auf die
Nachricht, daß die aufständischen Hereros auf das
englische Gebiet übertreten, schickte die Betschuanaland-
Regierung einen Offizier nach Lehutitu und einen
nach Tsau zur Unterstützung des Magistrates, um
die Hereros zu entwaffnen.
Die anfängliche Absicht, eine weiße Truppen-
abteilung hinzuschicken, unterblieb, well die ganze
Entwaffnung ohne Schwierigkeiten vor sich ging.
Die Hereros kamen nicht in geschlossenen Haufen,
sondern zu zweien, dreien, auch einmal zu zwanzig.
Sie wurden von den Engländern mit sehr gemischten
Gefühlen ausfgenommen. Die bei Rietfontein über-
tretenden Hereros wurden vorläufig auf Nuchei bei
Quagganel angesiedelt. Es wurden genau die Namen
der Uebertretenden aufsgeschrieben sowie Anzahl der
Rinder und Pferde. Die Waffen nebst Munition
wurden abgenommen. Zur Kontrolle der Hereros
wurden zwei Basutopolizisten von Quagganei aus
auf Nuchei statloniert. Ich-bemerke, daß die Gegend
vom 20. Breitengrad südllch englisches Kronland ist,
OmbaklßOl: