Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

— 46 
gleichen Tage lief ich noch welter bis Siuai an der 
Westkliste und kehrte am Morgen des 24. September 
zurück, um den Versuch zu unternehmen, der beiden 
Häuptlinge habhaft zu werden. In einem Ellmarsche 
von zwei Stunden wurde von der Landungsstelle 
aus das im Inneren gelegene Koukoual erreicht. 
Die Bevölkerung hatte sich tags zuvor offenbar ge- 
fllüchtet gehabt und stand im Begriffe zu ihren Wohn- 
stätten zurückzukehren. Wachen und Posten waren 
nicht ausgestellt. Wir überraschten in einem Taro- 
felde vier arbeitende Männer. Es gelang nicht sie 
zu fassen, ich hatte verboten zu schießen, außer im 
Falle eines Angriffs. Der kurze Zwischenfall gab 
der Bevölkerung genügend Zeit sich zu entfernen, 
einzelne Wehrlose wurden verschont. Eine mehr- 
stündige Streife in zwei Abtellungen führte zu keinem 
Ergebnis. Ich ließ das Häuptlingshaus in Brand 
stecken und marschierte ab. Koukouai soll allgemein 
gefürchtet sein und eine waffenfähige Bevölkerung 
von 300 Mann aufwelsen. 
Die Bewohner des Dorfes Kihlli, eine Stunde 
von Buin entfernt, hatten, wie sich ergab, ohne jede 
Veranlassung zwei Bewohner eines Nachbardorfes 
erschlagen. Als Schuldige wurden genannt die 
Häupter Garuei, Sela, Beku, Kessi. Ich griff die 
Angelegenheit auf, um den Ausbruch einer allgemeinen 
Fehde zu verhindern. Doch hatten die Leute von 
Kihili, das am Strande gelegen ist, schon vor der 
Landung die Flucht ergriffen. Ich ließ daher die 
Hälfte des Dorfes in Brand stecken. 
Am 25. September erreichte ich noch den Hafen 
von Faisi, um auf der Insel Poporang mit dem 
Pater Präfekten Forrestier zusammenzutreffen. 
Am 26. September lief der „Seestern“ wieder 
in Kieta ein. Die Häupter der nächst gelegenen Orte 
hatten die verlangte Arbeitsmannschaft gestellt. Ein 
des Totschlags schuldiger Eingeborener der Insel 
Popoko wurde auf Anfordern ausgeliefert. Die 
Station ist vorläufig besetzt mit dem Heilgehilfen 
Lachmann, dem Techniker Werner und 50 Soldaten. 
Der Name Kieta soll beibehalten werden. Am 27. 
und 28. September wurde unter Anlaufen von 
Arawa, Numanuma, Tjaup (Herzog Ernst Günther 
Hafen) die Anwerbung ohne Erfolg versucht. 
im nordöftlichen Teile von Bougainville, in der 
König Albert Straße und auf Buka fanden sich an- 
werbelustige Mannschaften. Bougalnville weist am 
Ufer nur eine spärliche Bevölkerung auf, dagegen 
ist sie im Gebirge zahlreich. Die Leute haben, aus 
malariafreien Gebieten kommend, mit der Anwerbung 
zum Tell schlimme Erfahrungen hinter sich. Im 
Süden verhindern die Fehden und die Verbindung 
mit den Shortland--Inseln den Zuzug von Mann- 
schaften. Südlich Kieta haben die Bergbewohner 
sünf neue Niederlassungen an der See errichtet: 
Reboink, Sia, Tawatawa, Bewana, Siawawa. Dies 
ergibt eine Bestätigung der früher schon ausge- 
sprochenen Wahrnehmung, daß in jenem Gebiete ver- 
hältnismäßig friedliche Zustände eingekehrt sind. Es 
  
wird einer angestrengten Tätigkelt bedürfen, mit der 
Herstellung des Friedens und der Verkehrssicherheit 
im östlichen und südlichen Teile der Insel einen 
erneuten Strom von Arbeitern den Pflanzungen des 
Schutzgebietes zuzuleiten. 
Am 1. Oktober vormittags 8 Uhr ankerte der 
„Seestern“ wieder auf der Reede von Herbertshöhe. 
  
Reise des Regierungsmotorschuners „Ponape“ von 
Ponape nach Dongkong. 
Das vorgenannte Schiff hatte in der zwelten 
Hälste des August v. Is. Ponape verlassen, um das 
Dock in Hongkong zwecks Vornahme von Reparaturen 
aufzusuchen. Sein Führer Kapitän Martens be- 
richtet über ein während der Reise bestandenes Un- 
wetter: 
Wir hatten bis auf einen Taifun, in den wir 
am 24. August v. Is. 15 Grad 55 Minuten nörd- 
licher Breite und 187 Grad 48 Minuten östlicher 
Länge gerieten, eine gute Reise. In dem Taifun 
wurde das Fahrzeug durch eine mächtige Sturzsee# 
40 Grad übergeworfen und blieb mehrere Sekunden 
in dieser gefährlichen Lage, die elektrischen Batterien 
liefen leer und wurden zum Teil aus ihren Kästen 
geschleudert. Ich selbst wurde aus meiner Koje 
geworfen, und der Steuermann Hopfmann, der zu 
der Zeit Wache ging, wurde von der Sturzsee über 
Bord gespült. Es gelang, den Hopfmann, der an 
die Leeseite des Schiffes geschwommen war, zu retten; 
er wurde in völlig erschöpftem Zustande von mir 
und dem Maschinisten Mayer wieder an Bord ge- 
zogen. 
Die „Ponape“ hat bei dem Sturm erhebliche 
Beschädigungen nicht erlitten, sich vlelmehr als ein 
äußerst seetüchtiges Fahrzeug erwiesen. 
Am 6. September erreichten wir Hongkong. 
  
Marlhall-Inseln. 
Ubleben des Dändlers Capelle in Likieb. 
Am 30. September v. Js. ist auf seiner Pflanzung 
Likleb in den Marshall-Inseln der in dehhe in 
der Provinz Hannover geborene Adolf Capelle im 
Alter von 67 Jahren gestorben. Er ist der Be- 
gründer des ordnungsmäßigen Handels in den 
Marshall-Inseln, den Karolinen und den Martanen. 
Von Beruf Kaufmann, war er im Jahre 1861 von 
Honolulu nach den Marshall-Inseln gelangt, von wo 
er seine Handelstätigkeit nach den Karolinen und 
den Marianen ausdehnte. In den ersten Jahren 
hatten seine Unternehmungen noch unter dem wilden 
Treiben des Fllbustiers Bully Hayes und anderer 
berüchtigter Kapitäne zu leiden. Nachdem Capelle 
sich vor etwa 20 Jahren vom Handel zurückgezogen 
hatte, war er bis zu seinem Tode mit Erfolg als