Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

also Deutschland ganz in Händen., Die Zahl der 
Nigeria anlaufenden deutschen verhält sich heute zur 
Zahl der englischen Schiffe wie 1 zu 8 1½), während 
sie sich noch im-Jahre 1901 wie 1 zu 9 (26:226) 
verhielt. Der Zahl nach haben sich die hier in 
Betracht kommenden deutschen Dampfer um 300, 
die englischen nur um 50.v. H. vermehrt. . 
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er hat sich in den letzten vler Jahren verdreifacht, 
der englische noch nicht verdoppelt. Der deutsche 
Durchschnittstonnengehalt ist 1520 t, der englische 
1925 t. « 
:. Beinahe die gleichen Ziffern gelten für die aus- 
laufenden deutschen und englischen Schiffe. 
Land= und Forstwirtschaft. «- 
Die Versuche mit dem Anbau von Kaffee auf 
der Onitsha Plantation. am Niger sind mißlungen; 
im westafrikanischen Klima und Boden will Kaffee 
nicht recht gedeihen. 
Die Versuche mit Baumwollkulturen wurden 
fortgesetztt. Man erwartet von kleineren, neu an- 
gelegten Pflanzungen im Inneren;, wo trockeneres 
Klima herrscht, bessere Ergebnisse, als von den bis- 
berigen Anpflanzungen im feuchten Nigerdelta. Die 
Hauptschwierigkeit bei der Baumwollkultur bietet 
auch heute noch in Nigeria die Arbeiterfrage, die 
eine Konkurrenz mit Ostafrika beinahe unmöglich 
macht. Die, Eingeborenen beschäftigen sich lieber 
mit dem einträglicheren Palmölhandel als mit der 
Anpflonzung von Baumwolle. 
Weitere Versuche sollen angestellt werden mit 
dem. Anbau von Erdnüssen, Eingeborenenkorn, 
Bohnen, Tabak, Indigo, Tee, Gewürznelken, Wein, 
Luzernen, Rizinus; ferner mit der Pflanzung von 
Teakholz, Zedern, Mahagoni und anderen Nutz- 
hölzern. 
Das im Jahre 19083 schon für das Fällen von 
Mahagonibäumen festgesetzte Minimum von 12 Fuß 
Baumumfang hatte eine Ausdehnung der Konzessions- 
geblete der Bauholzgesellschaften zur Folge, und dies 
wieder veranlaßte eine Vermehrung der Gesuche um 
Konzessionsertellung. 4 
Die Gummiausfuhr hat sich im Vergleich zum 
Vorjahre bedeutend gehoben. Von dem Forestry 
Department werden Versuche angestellt, um eine 
bessere Methode der Gummigewinmung als die bisher 
übliche zu finden. 
Statistik der weißen Bevölkerung. 
. In der Kolonle leben 500 Europäer, von denen 
157 Beamte, 348 Kaufleute und Missionare sind. 
gonr Zunahme gegen das Vorjahr beträgt 40 Per- 
onen. 
Todesfälle wurden 19 gezählt, die Haupttodes- 
urfachen waren Fieber und Geschwüre. Von 
100 Europäern starben durchschnittlich 3,8 .(1908: 
2,6); wurden tropendienstunfähig 8,4 (1908: 117). 
106 
  
Die Trockenlegung von Sümpfen hat# viel zur Hebung 
des Gesundheitszustandes beigetragen. 
ost und Telegrapg. 
Der Postverkehr ist im Ausschwung begrifen 
Es wurden u: a. befördert an Briefen, Karten und 
ähnlichen Sendungen 812 431 Stück (1908: 
742 034), an Paketen 15 384 Stück (1903; 
13 718). » »J- 
Das Telegraphennetz wurde ausgedehnt durch 
Errichtung der Stationen zu Benin, Bonnh, Calabar, 
Egwanga, Eket und Forcados. Die belden Haupt- 
linien sind die von Calabar nach Bonny (117 Meilen) 
und die von Forcados nach der Grenze der Nachbar- 
kolonte Lagos (64 Meillen) und von dort weiter 
nach Lagos selbst. Der Telegraph wurde von Re- 
gierung und Publikum fleißig benutzt, Die Taxe 
ist 1 Penny pro Wort, Mindesttaxe 1 Schilling. 
Vermessungsarbeiten. 
Die noch nicht vollendete Festlegung der, Grenze 
zwischen dem Schutzgebiete und Kamerun wird bald 
in Angriff genommen werden. « 
Fahrzeuge (Marine-Departement). 
Die Regierung des Schutzgebietes verfügt über 
26 Dampffahrzeuge und über 150 Kaonoes und 
Leichter. Diese werden hauptsächlich zur Offen- 
holtung der schiffbaren Flüsse verwandt, und dadurch 
dem Handel wichtige Dienste geleistet 46. Europäer 
und etwa 900 Farbige sind in diesem Verwaltungs- 
zweige beschäftigt. «" 
Schutztruppe und Polizei. 
Das Süd--Nigeria-Regiment der West African 
Frontiers Force zählte am 31. Dezember 1904 
49 Offiziere, 22 britische Unteroffiziere und 1808. 
Mann. Im Etatsjahr 1908/04 beliefen sich dle 
Ausgaben für das Regiment auf 68 891 2 gegen 
69 508 8 im Vorjahre. 
Es fanden mehrere kriegerische Expeditionen statt; 
so mußte z. B. anläßlich der Unruhen im deutschen 
Croßgebtet zunächst eine klelne Abteilung nach Abokaom 
und später eine Truppe von 220 Mann nach dem 
rechten Imoufer entsandt werden, um Ruhe und 
Ordnung aufrecht zu erhalten, was auch gelang. 
Die Polizeltruppe (Civil Police) ist auf 25 Sta- 
tionen verteilt. Ihre Stärke beträgt heute ins- 
gesamt 401 Mann, darunter 1 Inspektor, 5 Hilfs- 
Mibektaren (3 davon Farbige), 3 Clerks, 1 Instruktor 
usw. 
Bergwesen. 
Die im November 1908 errichtete Mineral 
Sarveoy mußte sich mit ihren Arbelten bisher auf 
das Gebiet zwischen der Grenze von Kamerun und 
dem Croßfluß beschränken. Dieses Gebiet wurde 
Oban Hills genannt. Es fand sich dort Grantt, 
Gneiß und ähnliches Gestein, im Süden und Norden 
eingeschlossen von verschiedenen sedimentären Lage- 
rungen wie Sandstein und Kalk, doch liefern diese
	        
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