Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

nur in seltenen Fällen Gebrauch gemacht. Gewöhn- 
lich kommt es auch bald zu einer friedlichen Ver- 
ständigung, wobel von beiden Selten Geschenke 
ausgetauscht werden. Ist das Vertrauen des 
tammes gewonnen, so wird einer der angesehensten 
Männer zum Dorshöuptling ernannt. Er bekommt 
eine Uniform, 1 & jährlichen Sold, ein Paar Hand- 
schellen und eine Legitimationsmarke. Er hat dafür 
in seinem Dorf Ordnung zu halten und Übeltäter 
dem zuständigen Beamten vorzuführen. Dorf für 
orf wird nach diesem Verfahren vorgenommen. 
Das geht langsam, bewährt sich aber. Die meisten 
Bezirksbeamten — es gibt ihrer sechs, elnen in 
ledem Bezirk — haben die niedere Gerichtsbarkeit, 
während die höhere einem besonderen Richter zusteht, 
er die einzelnen Bezirke bereist. 
Weiße Soldaten oder Polizisten gibt es nicht, 
londern jeder Bezirksleiter hat eine unter dem 
mmando eines Weißen stehende schwarze Polizei- 
ppe, die aus der ganzen Kolonie angeworben 
und auf drei Jahre verpflichtet wird. 
Mit dem Erlaß von Verordnungen ist die Re- 
gierung sehr sparsam. Hervorzuheben ist die Ver- 
ordnung gegen die Abgabe von Waffen, gelstigen 
tränken und Opium an Emgeborene. Ferner ist 
zu erwähnen die Arbelterverordnung, die die Ein- 
beborenen vor Ausbeutung durch Arbeitgeber schützt. 
Ernste Gewalttängkeiren gegen Welße sind selten 
and werden streng geahndei. Geringfügigere Un- 
en entstehen bisweilen aus dem Mißtrauen der 
Dogzeborenen gegen die Ansiedlung von Weißen. 
inns Entlaufen von Arbeitern ist häufig, besonders 
Da den Goldminen des Nordbezirks, und erklärt sich 
bal der ungesunden und ungewohnten Arbeit und 
esonders aus dem starken Heimweh der Papuas. 
die aim Neu-Guinea wirken vier Missionsgesellschaften, 
5 Londoner Mission, die Missionare vom Heiligsten 
Arren, die Wesleyanische und die Anglkkanische 
sonliion. Sie wirken durchweg sehr segensrelch, be- 
undess dadurch, daß sie Schulunterricht ertellen 
6 dsabie Schwarzen zur Arbeit und zur Erlernung 
* Handwerks anleiten. Für den letzteren Zweck 
Der sich noch eine besondere Gesellschaft gebildet. 
(erialg der Missionstätigkeit ist ein langsamer. 
ußtn ber die sittlicchen Anschauungen der Papuas 
esahlich nicht viel sogen. Nach der Meinung alter 
8 . ol haben sie sich runn 
r en en Herrschaft in moralischer 
Hunsicht nicht — . *°n * 
guterzer Gesundheitszustand ist im allgemelnen ein 
vorsch die strenge Durchführung der Quarantäne- 
huvdert nten hat die Verbreitung von Epidemien ver- 
ausgen. Masern und Keuchhusten sind gelegentlich 
flu eten und haben die Sterblichkeitsziffer beem- 
In Oontedosn kelne weitere Verbreitung gefunden. 
denen * j5dv sind Geschlechtskrankheiten eingeschleppt, 
eglerung mit ernstlichen Abwehrmaß- 
entgegentreten müßte. 
Werkennbar ist der Papua fauler geworden, 
  
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seitdem er nicht mehr genötigt ist, sich zu selner 
Verleldigung Bogen, Speer, Steinkeule und Kriegs- 
lanoe anzufertigen und damit umzugehen. Das 
Klima und die Geringfügigkelt seiner Bedürfnisse 
erlauben ihm, zu faulenzen und seine freie Zeit mit 
Rauchen und Betelnußkauen zuzubringen. Da dieses 
Nichtstmen zwelfellos zu seiner körperlichen und 
geistigen Entartung führt, ist es eine ernste Aufgabe 
der Behörden, ihn zu regelmäßiger Tätigkeit zurück- 
zuführen. 
Das ist nicht allzu schwer; denn der Papua 
paßt sich leicht neuen Bedingungen an. Es gibt 
viele Leute, die sich gern als Arbeiter verdingen. 
Die Vertragszeit dauert gewöhnlich ein Jahr und 
wird selten verlängert, da der Arbeiter es kaum 
abwarten kann, wieder in seine Heimat zurückzu- 
kehren. Ist er gut behandelt worden, so stellt er 
sich oft schon nach wenigen Monaten wieder zur 
Arbeit ein. In Zukunft wird vor allem eine 
längere Vertragszeit, etwa eine dreijährige, anzu- 
streben seln. 
Der Papua ist ein brauchbarer Matrose, ein 
kräftiger und ausdauernder Minenarbeiter und gibt, 
nach genügender Ausbildung, auch einen ziemlich 
guten Plantagenarbeiter ab. Immerhin ist seine 
Arbeitsleistung nicht gleichwertig mit der chinesischer 
oder japanischer Arbeiter. Als fremde farbige Ar- 
belter würden sich Malayen und Filipinos besser 
als Hindus und Chinesen eignen, da die Malayen 
insbesondere mit den Papuas stammesverwandt und 
die malayisch-peruanischen Mischlinge ein brauchbarer 
Menscheaschlag sind. 
Was die Landfrage angeht, so ist in Neu-Guinea, 
im Gegensatz zum australischen Festland, gleich bei der 
Besitzergreifung das Elgentum der Eingeborenen an 
Grund und Boden gesetzlich anerkannt und ver- 
ordnet worden, daß nur die Regierung Grund- 
eigentum von den Eingeborenen erwerben kann. 
Jeder Weiße muß sich bei Landerwerb der Ver- 
mittelung der Regierung bedienen. Kronland sind 
Grundstücke, welche entweder von der Regierung er- 
worben, oder als unbenutzte und unbewohnte zu 
Kronland erklärt worden sind. Kronland der 
letzteren Art wird immer seltener, da die Einge- 
borenen immer mehr mit Eigentumstiteln hervor- 
treten. Die Einsetzung einer Landkommission würde 
der Rechtsunsicherheit ein Ende machen, scheitert aber 
am Kostenpunkt. Man hat vorgeschlagen, nachträglich 
alles Land zu Kronland zu erklären, das nicht tat- 
sächlich in Besitz und Benutzung von Eingeborenen 
sich befindet. Diese Anderung des bestehenden 
Rechtszustandes würde aber das Vertrauen der Ein- 
geborenen zur Regierung untergraben. 
Das Kronland umfaßt jetzt ungefähr 700 000 
Acres Land. 
Die Anzahl der Europäer beträgt 573, darunter 
120 weibliche Personen. Sie beschäftigen sich, ab- 
gesehen von den Beamten und Missionaren, mit 
Bergbau, Handel, Landwirtschaft und Holzgewinnung.
	        
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