Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

i Der Stabsarzt S. M. S. „Condor“ bestimmte 
ie Krankheit als Pseudo-Beriberl. Die schon in 
onape erhaltenen Angaben wurden hier dahin be- 
äAtigt, daß in der bisher siets sehr fischreichen 
Inselgruppe im Oktober und November völlig uner- 
Härlicherweise die Fische fortgeblieben waren, daß 
dadurch und infolge des übermäßigen Genusses des 
lungen Marks der Palmen die Krankheit im Oktober 
egonnen hatte, zugleich Hühner und Enten in 
größerem, Ratten in geringerem Umfange ergriffen 
hatte, daß ihr ausweislich der vom Missionslehrer 
geführten Liste 70 Leute zum Opfer gefallen waren, 
und daß die Krankheit, nachdem Anfang Dezember 
die Fische wiedererschienen waren, im Abnehmen 
begriffen und die Nahrungsverhältnisse wieder etwas 
essere geworden waren. Das ging auch daraus 
hervor, daß die Leute auf die Frage, ob sie Fische 
verkaufen könnten, erwiderten, da es Sonntag sei, 
wäre niemand auf den Fischfang gegangen. Zum 
sen sind nur nicht mehr tragfähige und solche 
Palmen geschlagen worden, die der Taifun um- 
gestürzt hatte, und die dann kümmerten. Die Ver- 
orbenen waren meist arme Leute, denen die Wohl- 
babenden nichts oder wenig abgaben. Der dortige 
ändler, ein Halbblut, der allerdings selbst nicht 
sonderlich ausgerüstet war, hat sich in einer Anzahl 
don Fällen des Sachwuchers schuldig gemacht, 
weshalb ich ihn zur Aburteilung fortnehmen mußte. 
Die neue Prüfung wäre der verwüsteten Insel 
wohl erspart worden, wenn nicht an der Erfüllung 
der zu Anfang August gelegentlich melner dortigen 
Anwesenheit mit S. M. S. „Seeadler“ gegebenen 
usage, in zwei Monaten wiederzukommen, die in- 
zwischen festgestellten Beschädigungen der „Ponape“ 
mich gehindert hätten. 
neben seinem Fischreichtum, Zehntausenden von Palmen 
und den wiederbepflanzten Taropläten noch Schweine, 
hner und Enten in ziemlicher Menge zur Ver- 
ung. 
  
Noch am Abend des Ankunftstages wurde die 
Inelgruppe unter Mitnahme von 207 Leuten ver- 
– en. Ich versprach, daß ich von den verbleibenden 
00 bis 450 Leuten nötigenfalls im Januar mit 
er „Ponape“ noch einige in Kusaie unterbringen 
würde. .. 
e. Am 11. Dezember traf ich in Ponape wieder 
m, wo die Eingeborenen, vorwiegend aus selbst- 
beser Gastlichkeit, in der Aufnahme von Pingelap- 
uten buchstäblich wetteiferten. Leider sind von 
letzeren seitdem noch einige gestorben. 
bereSchon am 12. Dezember war S. M. S. „Condor"“ 
lrl mit mir weiterzugehen, um die übrigen 
Inschingelap-Leute nach Truk zu bringen, in allen 
wege * die Flagge zu zeigen und Poloot 
z 8P rühnbsangnahme der Waffen der Eingeborenen 
ruk war inzwischen — vo - 
v m 18. zum 19. No- 
ember — ebenfalls von einem Taifun heimgesucht 
285 
Im August hatte Pingelap- 
zu einer kurzen Rundfahrt durch die West- 
  
worden, der indessen nur geringen Schaden ange- 
richtet hat. Menschen find nicht umgekommen, 
Häuser nur wenige zerstört, Palmen nur in geringer 
Zahl umgestürzt, die Brotfruchtbäume allerdings 
mehr beschädigt. Das Barometer fiel nach der 
Beobachtung des Postdampfers, der am Tage vorher 
eingetroffen war, auf 742 mm (Minimum des 
Ponape-Talfuns nach der Beobachtung der „Ponape“ 
713,5 mm). . 
Zur Untersuchung der dort aufgetretenen Krank- 
heit mangelte die Zeit. 
Am folgenden Tage wurde nach Poloot ge- 
fahren. Obwohl 6 Gewehre schon abgeliefert worden 
waren, hielt ich es doch auf die Nachricht hin, die 
Insel Olol sei kürzlich von einem zweiten Taifun 
betroffen worden und nach Angabe einiger eben in 
Tamatam angekommener Leute aller Lebensmittel 
bar, für geboten, sofort über Tamatam dorthin zu 
fahren. 
Nach Angabe des Etscheitschen Aufsehers und 
Händlers hatte der zweite schwächere Taifun, der 
Piherar ebenfalls streifte, am 17. und 18. November 
stattgefunden. Es handelt sich sonach um denselben, 
der auch Truk erreicht hat. , 
DenfürdieEingebokenenreferviertenTeilvon 
Olol fand ich schwer verwüstet, alle Fruchtbäume 
bis auf eine größere Zahl Nüsse nicht mehr auf- 
weisender Palmen zerstört. Die Eingeborenen, die 
den ihnen im September zugesandten und wegen 
des schlechten Wetters auf einer anderen Insel ge- 
landeten Proviant erst am Tage vorher erhalten 
hatten, lebten im übrigen nur von Fischen und 
anderen Seetieren sowie von einer Art Mauerpfesser. 
Anfänglich geneigt, für einige Monate nach Truk 
überzusiedeln, erklärten sie dann, wie auch die zu- 
fällig anwesenden Häuptlinge von Ono und von 
Magerlap, welches die Piherar-Leute zum Wohnsitz 
genommen haben, lieber auf ihren Inseln sterben zu 
wollen, als sie, wenn auch nur zeitweise, aufzugeben. 
Ich ließ weitere Nahrungsmittel zurück. Das Aus- 
sehen der Leute war ein verhältnismäßig gutes, 
Todesfälle oder Krankheiten waren nicht vorgekommen. 
Die Etscheitsche Pflanzung hat nicht allzu schwere 
Beschädigungen erfahren. Von den 5000 trag- 
fähigen oder nicht mehr tragenden Palmen sind 
2500 bis 3000, von den 35 000 bis 40 000 
übrigen Palmen die weitaus meisten erhalten ge- 
blieben. Auszufüllen sind insgesamt gegen 6000 
Lücken. Das Nordende der Insel soll in einer 
Länge von etwa 40 m fortgerissen worden sein. 
Nach Olol wurden die Gruppen von Lossop, 
Nammoluk, Etal, Lukunor und Satanan angelaufen. 
Auf mehreren dieser Inseln ergab sich die Not- 
wendigkelt, einige Leute als Strafgefangene mitzu- 
nehmen, hauptsächlich wegen Uberschreitung der das 
übermäßige Tanzen elnschränkenden Anordnungen 
und wegen Anstiftung zum Ungehorsam. Am 
28. Dezember wurde Ponape wieder erreicht. 
Zu den fertigen Regierungsbauten sind hinzu-
	        
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