Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

auch in der Trockenheit ist fast überall genligend 
Wasser vorhanden. — Die Bevölkerung ist eine 
dichte. Der Ausbreitung der Baumwollkultur, die 
von altersher von den Eingeborenen betrieben wird, 
stehen aber die unerschwinglichen Transportkosten 
G. B. Sokodé—Lome etwa 12 Mk pro Last zu 
30 Kilo) gegenüber, die zur Zeit jede Rentabilität 
ausschließen. 
Deutsch-Ostafrika. 
Die Erntebereiltung hat sich infolge des Auf- 
standes verzögert und erst in den letzten Monaten 
begonnen. Die vorläufigen Verschiffungen der Ernte 
1905/06 betragen etwa 650 Ballen à 500 Pfund 
im Werte von über 200 000 Mk. Die Baumwolle 
wird ohne Anrechnung einer Kommission verkauft 
und der Erlös nach Abzug von Fracht und Spesen 
den Verladern überwiesen. Mit Rücksicht auf die 
verzögerte Erntebereltung hat die Deutsche Ost- 
Afrika-Linie den Termin der Frachtfreiheit bis zum 
81. Juli d. Is. verlängert. 
Das Ergebnis der bis jetzt in den Kolonien ge- 
machten Erfahrungen läßt sich, wie folgt, zusammen- 
fassen: Die über das Küstengebiet verstreuten Kultur- 
versuche sind nunmehr auf geschlossene Gebiete zu 
konzentrieren, deren klimatische und Bodenverhältnisse 
sich für den Baumwollbau als geeignet erwiesen 
haben; von diesen Produktionszentren aus soll dann 
unter Anlehnung an die bestehenden und noch zu 
errichtenden Entkernungsanlagen die weitere Aus- 
breitung der Kultur erfolgen. 
Von den nördlichen Küstengebieten scheint die 
Gegend um Saadant besonders gute Aussichten für 
den Baumwollbau zu bieten; dieser Bezirk hat bis- 
her die beste Mitafifi-Baumwolle in der Kolonie 
geliesert; die Anbaufläche hat außerdem erheblich 
zugenommen, so daß seitens des Komltees eine Kraft- 
ginanlage hinausgesandt werden mußte, die von der 
mmnne betrieben wird. Am Aufkauf beteiligen 
sich außer den europälschen Firmen auch Griechen 
und Inder. Der Tongabezirk legt wegen seiner 
klimatisch unsicheren Verhältnisse Zurückhaltung auf, 
hingegen sind nach einem Berichie des Kommissars, 
er im Februar / März d. Is. bie Gegend bereisie, 
die nördlich Mombo gelegenen Steppenböden bei 
richtiger Bewösserung imstande, erstklassige Baumwolle 
zu produzieren. Die Bewässerung würde durch den 
-" angani, Mkomassi und die unzähligen Gebirgs- 
Sche ohne Schwierigkeit erfolgen können. Von den 
Mdlichen Bezirken hat sich neben Saadani auch 
6 vanka am Viktoriasee als besonders aussichtsvoll 
Swtesen. In der Landschaft Nera hat sich die 
n#mwackkultur so günstig weiterentwickelt, daß der 
D ater Wiegondt um Hinaussendung einer Kraft- 
Ma ge beim Komitee eingekommen ist. Der 
3 sfion der Weißen Väter in Ulerewe werden 
aschinen für Handbetrieb zur Verfügung gestellt. 
rr den südlichen Küstenbezirken Mohorro, Kilwa 
und Lindi, die infolge ihrer geschlossenen Regenzeit 
en sich schon günstigere Bedingungen hinsichtlich der 
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Baumwollkultur aufweisen als das nördliche Küsten- 
gebiet, soll die Baumwollkultur unter Beschränkung 
auf die geelgneten Böden noch intensiver betrieben 
werden. Durch den Leiter der Baumwollschule 
„Rufidjl“ wird jetzt etwas weiter oberhalb am 
Rufidjiflusse eine zweite Baumwollkultur-Station 
eingerichtet. 
Den Betrieb der vom Komitee eingerichteten 
Dampfginanlagen in Tanga, Bagamoyo und Kilwa 
hat die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft übernommen, 
während die Dampfginanlagen Daressalam, Saadani 
und Morogoro von den Kommunen betrieben werden. 
Der Ankauf wird sich in diesem Jahre schon haupt- 
sächlich durch die direkten Interessenten, also durch 
die in der Kolonie ansässigen Firmen, vollziehen. 
Der Kommissar des Komitees wird demnächst 
eine Reise nach dem Viltoriasee unternehmen, um 
dort die Ausbreitung der Kultur und die Einrichtung 
der maschinellen Erntebereitung vorzubereiten sowie 
die zur Zeit dringliche Frage der Beschaffung von 
Plantagenarbeitern zu studieren. Das Komitee ist 
bemüht, als Lehrmeister ägyptische Baumwollbauern 
nach der Kolonie zu übersiedeln. 
Wesentliche Fortschritte sind in der Qualität der 
ostafrikanischen Baumwolle zu verzeichnen. Eine am 
10. März eingetroffene größere Baumwolllieferung 
der Kommune Lindi erzielte 85 Pf. per Pfund loco 
Hamburg für erste Qualität und 70 Pf. per Pfund 
für zweite Qualität. 
Das Kommissariat des Komitees für Deutsch- 
Ostafrika wird von dem Kommissar John Booth 
geleitet, ihm unterstehen die kaufmännischen Assistenten 
Schlosser und Michel, der Pflanzungsleiter Wiebusch 
und die ##ypter Bosile Pesanis und Pentaloglon. 
Kalkulatton der Ostafrikabaumwolle. 
Zur Sicherstellung der Eingeborenen hinsichtlich 
der Abnahme ihrer Baumwolle zu einem bestimmten 
Preise hat das Komitee für das Jahr 1900 folgende 
Garantien übernommen: 
a) entweder jedes Quantum im Schutzgebiet pro- 
duzierter Baumwolle in Deutschland ohne An- 
rechnung einer Kommission bestmöglich zu 
verkaufen und den Erlös unter Abzug der für 
Seefracht, Seeversicherung, Landungsspesen, 
Elsenbahnfracht und kleine Spesen entstandenen 
Kosten den betreffenden Verladern zu über- 
weisen; 
oder jedes Quantum Baumwolle frei Küfte 
Ostafrika zum Preise von 40 Pf. per 1 Pfund 
entkernte Baumwolle in einer der ägyptischen 
„fully goocdfair“ gleichwertigen Qualität 
und darüber und 30 Pf. per 1 Pfund ent- 
kernte Baumwolle in einer der ägyptischen 
„fully goodfair“ nicht gleichkommenden Qua- 
lität abzunehmen. « 
Auf Grundlage des Verhältnisses von entlernter 
zu unentkernter Baumwolle (1 Pfund entkernte 
Baumwolle —= 3 Pfund unentkernte Baumwolle) und 
E
	        
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