Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Patriotische Gaben. 
Für die zur Zeit in Südwestafrika zur Nieder- 
werfung des Aufstandes befehligten Truppen sind 
weiterhin folgende freiwillige Gaben eingegangen, 
für welche hiermit nochmals der Dank des Ober- 
kommandos ausgesprochen wird: 
Nach 
570 
1. Von dem Bezirksverein „Berlin“ des Ver- 
bandes deutscher Post= und Telegraphenassistenten 
in Pankow 100 Mk. « 
2. Von einem unbekannten Spender durch Ver- 
mittlung des Amtes in Bedra bel Neumark, 
Bezirk Halle, 4 Mk. 
aus den deutschen Schuhgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Die Aufnahme des polemischen Artikels der 
„Usambarapost" vom 14. Juli 1906 in die 
Nummer 16 unseres Blattes vom 15. August 1906 
erfolgte ohne Wissen des Leiters der Kolonial- 
Abteilung und beruht auf einem Versehen. 
  
  
   
  
    
   
           
  
  
  
  
  
      
  
Deutfch-Hlkafrika. 
Eindrücke eines fran zösischen Rolonialkenners 
von Deutsch-Ostafrika. 
Von Marius-Ary Leblond. 
Wer Daressalam vor zwanzig Jahren gesehen 
hat, als es durch einen besonderen Vertrag (englisch- 
deutsches Abkommen von 1886) an Deutschland ab- 
getreten wurde, würde es im Jahre 1906 nicht 
wiedererkennen. Es ruft selbst die Bewunderung 
derer hervor, die vorher das hübsche Majunga und 
das prächtige Sansibar, von dem es sich übrigens 
in allen Punkten unterscheidet, besucht haben, und 
zeigt sich sowohl äußerlich als auch durch alle seine 
Einrichtungen als vollkommen deutsch. Es gewährt 
einen reizenden, malerischen Anblick durch die Neben- 
einanderstellung der weißen und der schwarzen Stadt, 
die vollständig vonelnander getrennt sind, eine Ein- 
richtung, die sich in den französischen Kolonien nicht 
findet. Aber gerade diese Nachbarschaft gibt ein 
eigenartiges Bild: auf der einen Seite bilden die 
Negerhütten und die von unregelmäßigen Gassen 
durchzogenen aräbischen. Häuserquadrate ein buntes 
Gemisch bernsteinfarbener, blauer und roter Farben- 
töne; auf der anderen Seite zeigt die weiße Stadt 
den Charakter eines süddeutschen Ortes, wo man 
Bauten findet, die den Burgen des Rheins nach- 
geahmt sind. Da sind breite Straßen, es herrscht 
Behäbigkelt und zum Teil Komfort: eine Zusammen- 
setzung von Anmut und Steifheit, die für den neu- 
deutschen, dekorativen Stil charakteristisch ist. Dieser 
Stil fällt dem Fremden mehr durch seine Orlginalität 
als durch Schönheit auf; soll man ihn mit einem 
Namen bezeichnen, so schlage ich den Ausdruck vor: 
„neugotischer Kolonialstil“. In bezug auf die 
hygienischen Einrichtungen wird von der Obrigkeit 
mit der größten Strenge vorgegangen; ein Verfahren, 
  
das bei den Kolonialstädten Algeriens, Madagaskars, 
des englischen Indiens und Sanfibars bisweilen sehr 
nötig wäre. Die Deutschen sind die wahren Lehr- 
meister der Hygiene für die indolenten Afrikaner 
und die afiatischen Gewohnheitsmenschen, aus denen 
sich die Bevölkerung dieser Gebiete zusammensett. 
Die Wandlung bei den letzteren vollzieht sich nicht 
durch Lehren, denn durch ihre ererbten Gewohnheiten 
sind sie viel zu wenig für die Hygiene vorbereitet; 
aber die kühle, unerschütterliche Autorität der Deutschen 
impft sie ihnen ein. 
Der Fremde, der in Daressalam landet, nach 
Tanga oder Bagamoyo fährt, hält sich nicht lange 
mit dem Vergnügen auf, das bunte Treiben in den 
Häfen zu beobachten. Da fahren unter den Klängen 
ihres Orchesters die Dampfer der deutschen Ostafrika- 
Linie mit deutschen, englischen und französischen 
Passagieren herein. Sie bringen indischen Reis oder 
arabische Erzeugnisse und nehmen dann nach Sansibar 
bestimmte Lasten von Elfenbein auf. Was den 
Fremden viel mehr anzieht, ist das Leben der Ein- 
geborenen: er studiert die Gesichter und versucht, in 
ihnen zu lesen, wie die deutsche Herrschaft ertragen 
wird. Die Hindus, entgegenkommend und zudring- 
lich, sehen am besten aus. Dennoch sind es unsichere 
Herrschaften. Sie hatten früher den Zoll in Pacht, 
und als sie diesen Vorteil im Jahre 1886 verloren, 
haben fie grollend versucht, eine Erleichterung zu 
erlangen. In der Folge wurden, um die Ein- 
geborenen zu schützen, gegen die wucherischen Praktiken 
der Hindukaufleute Maßregeln ergriffen, und zwar 
durch Wissmann, diesen interessanten deutschen Kolonial- 
mann, dessen glänzende Karriere auch in Frankreich 
mit Aufmerksamkeit verfolgt worden ist; ich habe 
über ihn in der kolonial-literarischen Repue „Groß- 
Frankrelch“ eine Studie veröffentlicht. Die Händler 
und Banklers mißbrauchen nämlich die Verlegenheit, 
in der häufig die Araber bei der Zusammenstellung 
ihrer Karawanen sind. Da der Koran diesen ver- 
bietet, ihren Mitgläubigen auf Zinsen zu leihen, so 
leihen sie ihnen einen Teil des Kapitals in Gestalt 
minderwertiger Ware zum Doppelten des Wertes 
und fordern für jeden Träger 20 Piaster mehr, 
wenn sie nicht darauf eingehen. Und dabei sind die 
Behörden sogar gezwungen, schonend mit ihnen um- 
zugehen, da sie den reichsten und tatkräftigsten Teil 
der Bevölkerung darstellen. Man kann sich keinen
	        
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