sich eine Schar unterworfener Wangoni anheischig
machte, einen Brief von Mbeyera nach dem etwa
180 km weit entfernten Ssongea in 60 Stunden
zu bringen. Die Probe konnte ich leider nicht
machen, da diese Wangont unterwegs von aufstän-
dischen Wabena erschlagen wurden.
Am 15. Februar kam ich in Mbeyera an. Hier
traf ich einen von Hauptmann v. Klelst errichteten
Posten der 8. Feldkompagnie und erfreulicherweise
Leute des Sultans Merere von Ussangu.
Die Mitte Januar in Ubena und Langenburg
herrschende Krise war glücklich überwunden. Haupt-
mann v. Klelst war am 21. Januar auf dem Ubena-
posten angekommen, den Oberleutnant Albinus nach
Abwendung der ersten Gefahr verlassen hatte, um
in seinem eigenen Bezirk die unruhigen Geister zur
Vernunft zu bringen. Hauptmann v. Kleist hatte
dann in raschem Zuge Ubena durchstreift und den
Anhängern der Regierung und vor allen Dingen
den bedrückten Missionen Mut eingeflößt sowie die
Aufstandslüsternen zur Vernunft gebracht. Hierdurch
und durch das gleichzeitige Eintreffen starker Ab-
teilungen in Iringa war die Gefahr der Aus-
breitung des Aufstandes auf bisher noch ruhige
Gebiete abgewendet worden. Sultan Merere war
mit 1500 Hilfskriegern zu Hauptmann v. Kleist ge-
stoßen. Dieser hatte am 2. Februar Mbeyera, den
Sitz des Sultans gleichen Namens, wieder erreicht,
dort einen Posten errichtet und war dann mit Merere
zur Verfolgung der nach Upangwa zurückgegangenen
Aufständischen vorgegangen.
Der Herrscher der aufständischen Wabena ist der
vorgenannte alte Mbeyera, der aber ganz von seinen
sünf Söhnen beherrscht wird. Einer dieser Söhne,
Ngosi Ngosi, und der östlich Mbeyera wohnende
Sultan Sistambandu sind die eigentlichen Führer
der Aufstandsbewegung. Ngosi Ngosi ist aus den
Wahehekriegen als unruhiger Geist bekannt und war
damals außerhalb des Gebiets seines Vaters bei der
Missionsstation Kidugala angesiedelt worden. Der
alte Mbeyera ist wohl hauptsächlich durch ihn und
durch Chabruma Hanga, zu dem er von früher her
in einem gewissen Abhängigkeitsverhültnis stand, zur
Teilnahme am Aufstand getrieben worden.
Hauptmann v. Kleist hatte etwa am 19. Februar
wieder in Mbeyera zurück sein wollen, ich entschloß
mich daher, hier seine Rückkehr abzuwarten, um vor
neuen Anordnungen für das weitere Vorgehen seinen
Bericht zu hören. ·
Die Zeit der unfreiwilligen Muße benutzte ich,
um eine stärkere Abteilung unter Leutnant Lincke in
das Gebiet des aufständischen Sultans Sistambandu
vorgehen zu lassen. Ihre Erfolge waren dieselben
wie melst: dichte Massen der Aufständischen ver-
höhnten die geschlossene Abtellung von den um-
liegenden Höhen, wichen aber einem Angriff auf
weite Entfernungen aus. Nachgesandten Patrouillen
stellten sie sich einige Male, flohen aber bei den
ersten Verlusten.
608
Gleichzeitig nahm ich durch eine andere Abteilung
unter Oberleutnant Frhr. v. Wangenheim Verbin-
dung mit dem Ubenaposten und durch diesen mit den
Militärstationen Mahenge und Iringa und dem Be-
zirksamt Neu-Langenburg auf. Ich erhielt am
2. März Nachrichten aus Mahenge und Iringa,
durch die ich das Inwirkungtreten der 5. und
15. Kompagnie, der Abteilungen Wangenheim, Hirsch
und Grawert erfuhr. Nach Versammlung so starker
Abteilungen zwischen Mahenge und Fringa hielt
ich ein Vorgehen meinerseits dorthin nicht mehr für
nöti
g.
Die Straße Gumblro—Mbeyera war noch fort-
gesetzt unsicher. Eine mit Post abgesandte Abteilung
unterworfener Wangoni wurde unterwegs nieder-
gemacht. Erst am 27. Februar erhielt ich Nach-
richt von Oberleutnant v. der Marwitz über die
Vorgänge in Ungoni.
Am 15. Februar war eine Patrouille des Kitanda-
postens unvermutet auf Chabrumas Lager getroffen
und hatte sich mit einem Verlust von 2 Askaris
zurückziehen müssen. Dieser Anstoß hatte aber ge-
nügt, Chabruma zum Abzug in westlicher Richtung
nach Upangwa zu veranlassen. Die von Oberleut-
nant v. der Marwitz eingeleitete Verfolgung mußte
am sechsten Tage aus Lebensmittelmangel abgebrochen
werden.
Am 2. März erhielt ich derartige Nachrichten
von Hauptmann v. Kleist, daß ich mit der Aussicht,
ihn zu treffen, nach Upangwa marschieren konnte.
Die Lage in dem für mein Vorgehen in Betracht
kommenden Gebiet war zu diesem Zeitpunkt etwa
folgende: Süd-Ungoni, d. h. das Land südlich der
Linie Mhangasi, Hanga, Rukutira, Ruhuhu und
Matengo, ruhig. Das Bezirksamt Ssongea ist beschäf-
tigt, über die gefangenen Sultane und Rädelsführer
Recht zu sprechen. Nord-Ungont und Ubena südlich
des Ruhndje, mit Ausnahme der Landschaft Matumbi,
aufständisch, aber wohl weniger aus Lust am Kriege
als aus Furcht vor der Rache der Sultane. Upangwa
und Ukinga bis auf die Küstenplätze noch in vollem
Aufstande. Der Rest des Bezirks Neu-Langenburg
ruhig, aber unsicher.
Die Hauptführer der aufständischen Bewegung
waren zur Zeit in Upangwa vereinigt. Diesen
günstigen Umstand beschloß ich derart auszunutzen,
daß ich Upangwa und Ukinga mit den westlichen
Strichen von Chabrumas= und Mbeyerasland durch
eine Postenkette nach Norden, Osten und Süden
abschloß und in das eingeschlossene Gebiet je eine
Expeditlonsabtellung der 8. und 13. Feldkompagnie
hineinsandte, die unabhängig von Ort und Zeit dem
Gegner folgten. Die Posten dienten diesen Ab-
tellungen als Rückhalt, sorgten für Offenhaltung der
Straße Ubenaposten — Mbeyera— Gumbiro — Mkeke-
nuri—Ssongea und beobachteten das Zwischengelände,
um den unbemerkten Ausbruch stärkerer feindlicher
Abtellungen zu verhindern.
Von der Einschließungslinie überwies ich: Der