Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

sich eine Schar unterworfener Wangoni anheischig 
machte, einen Brief von Mbeyera nach dem etwa 
180 km weit entfernten Ssongea in 60 Stunden 
zu bringen. Die Probe konnte ich leider nicht 
machen, da diese Wangont unterwegs von aufstän- 
dischen Wabena erschlagen wurden. 
Am 15. Februar kam ich in Mbeyera an. Hier 
traf ich einen von Hauptmann v. Klelst errichteten 
Posten der 8. Feldkompagnie und erfreulicherweise 
Leute des Sultans Merere von Ussangu. 
Die Mitte Januar in Ubena und Langenburg 
herrschende Krise war glücklich überwunden. Haupt- 
mann v. Klelst war am 21. Januar auf dem Ubena- 
posten angekommen, den Oberleutnant Albinus nach 
Abwendung der ersten Gefahr verlassen hatte, um 
in seinem eigenen Bezirk die unruhigen Geister zur 
Vernunft zu bringen. Hauptmann v. Kleist hatte 
dann in raschem Zuge Ubena durchstreift und den 
Anhängern der Regierung und vor allen Dingen 
den bedrückten Missionen Mut eingeflößt sowie die 
Aufstandslüsternen zur Vernunft gebracht. Hierdurch 
und durch das gleichzeitige Eintreffen starker Ab- 
teilungen in Iringa war die Gefahr der Aus- 
breitung des Aufstandes auf bisher noch ruhige 
Gebiete abgewendet worden. Sultan Merere war 
mit 1500 Hilfskriegern zu Hauptmann v. Kleist ge- 
stoßen. Dieser hatte am 2. Februar Mbeyera, den 
Sitz des Sultans gleichen Namens, wieder erreicht, 
dort einen Posten errichtet und war dann mit Merere 
zur Verfolgung der nach Upangwa zurückgegangenen 
Aufständischen vorgegangen. 
Der Herrscher der aufständischen Wabena ist der 
vorgenannte alte Mbeyera, der aber ganz von seinen 
sünf Söhnen beherrscht wird. Einer dieser Söhne, 
Ngosi Ngosi, und der östlich Mbeyera wohnende 
Sultan Sistambandu sind die eigentlichen Führer 
der Aufstandsbewegung. Ngosi Ngosi ist aus den 
Wahehekriegen als unruhiger Geist bekannt und war 
damals außerhalb des Gebiets seines Vaters bei der 
Missionsstation Kidugala angesiedelt worden. Der 
alte Mbeyera ist wohl hauptsächlich durch ihn und 
durch Chabruma Hanga, zu dem er von früher her 
in einem gewissen Abhängigkeitsverhültnis stand, zur 
Teilnahme am Aufstand getrieben worden. 
Hauptmann v. Kleist hatte etwa am 19. Februar 
wieder in Mbeyera zurück sein wollen, ich entschloß 
mich daher, hier seine Rückkehr abzuwarten, um vor 
neuen Anordnungen für das weitere Vorgehen seinen 
Bericht zu hören. · 
Die Zeit der unfreiwilligen Muße benutzte ich, 
um eine stärkere Abteilung unter Leutnant Lincke in 
das Gebiet des aufständischen Sultans Sistambandu 
vorgehen zu lassen. Ihre Erfolge waren dieselben 
wie melst: dichte Massen der Aufständischen ver- 
höhnten die geschlossene Abtellung von den um- 
liegenden Höhen, wichen aber einem Angriff auf 
weite Entfernungen aus. Nachgesandten Patrouillen 
stellten sie sich einige Male, flohen aber bei den 
ersten Verlusten. 
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Gleichzeitig nahm ich durch eine andere Abteilung 
unter Oberleutnant Frhr. v. Wangenheim Verbin- 
dung mit dem Ubenaposten und durch diesen mit den 
Militärstationen Mahenge und Iringa und dem Be- 
zirksamt Neu-Langenburg auf. Ich erhielt am 
2. März Nachrichten aus Mahenge und Iringa, 
durch die ich das Inwirkungtreten der 5. und 
15. Kompagnie, der Abteilungen Wangenheim, Hirsch 
und Grawert erfuhr. Nach Versammlung so starker 
Abteilungen zwischen Mahenge und Fringa hielt 
ich ein Vorgehen meinerseits dorthin nicht mehr für 
nöti 
g. 
Die Straße Gumblro—Mbeyera war noch fort- 
gesetzt unsicher. Eine mit Post abgesandte Abteilung 
unterworfener Wangoni wurde unterwegs nieder- 
gemacht. Erst am 27. Februar erhielt ich Nach- 
richt von Oberleutnant v. der Marwitz über die 
Vorgänge in Ungoni. 
Am 15. Februar war eine Patrouille des Kitanda- 
postens unvermutet auf Chabrumas Lager getroffen 
und hatte sich mit einem Verlust von 2 Askaris 
zurückziehen müssen. Dieser Anstoß hatte aber ge- 
nügt, Chabruma zum Abzug in westlicher Richtung 
nach Upangwa zu veranlassen. Die von Oberleut- 
nant v. der Marwitz eingeleitete Verfolgung mußte 
am sechsten Tage aus Lebensmittelmangel abgebrochen 
werden. 
Am 2. März erhielt ich derartige Nachrichten 
von Hauptmann v. Kleist, daß ich mit der Aussicht, 
ihn zu treffen, nach Upangwa marschieren konnte. 
Die Lage in dem für mein Vorgehen in Betracht 
kommenden Gebiet war zu diesem Zeitpunkt etwa 
folgende: Süd-Ungoni, d. h. das Land südlich der 
Linie Mhangasi, Hanga, Rukutira, Ruhuhu und 
Matengo, ruhig. Das Bezirksamt Ssongea ist beschäf- 
tigt, über die gefangenen Sultane und Rädelsführer 
Recht zu sprechen. Nord-Ungont und Ubena südlich 
des Ruhndje, mit Ausnahme der Landschaft Matumbi, 
aufständisch, aber wohl weniger aus Lust am Kriege 
als aus Furcht vor der Rache der Sultane. Upangwa 
und Ukinga bis auf die Küstenplätze noch in vollem 
Aufstande. Der Rest des Bezirks Neu-Langenburg 
ruhig, aber unsicher. 
Die Hauptführer der aufständischen Bewegung 
waren zur Zeit in Upangwa vereinigt. Diesen 
günstigen Umstand beschloß ich derart auszunutzen, 
daß ich Upangwa und Ukinga mit den westlichen 
Strichen von Chabrumas= und Mbeyerasland durch 
eine Postenkette nach Norden, Osten und Süden 
abschloß und in das eingeschlossene Gebiet je eine 
Expeditlonsabtellung der 8. und 13. Feldkompagnie 
hineinsandte, die unabhängig von Ort und Zeit dem 
Gegner folgten. Die Posten dienten diesen Ab- 
tellungen als Rückhalt, sorgten für Offenhaltung der 
Straße Ubenaposten — Mbeyera— Gumbiro — Mkeke- 
nuri—Ssongea und beobachteten das Zwischengelände, 
um den unbemerkten Ausbruch stärkerer feindlicher 
Abtellungen zu verhindern. 
Von der Einschließungslinie überwies ich: Der
	        
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