Deutsch-Südwelkafrika.
Die Sicherhbeitsverhältnisse im Pererolande.
UÜber die Sicherheitsverhältnisse im Hererolande
berichtet der Kaiserliche Gouverneur in Windhuk
unter dem 24. Juli d. Is. folgendes:
Wie ich mich auf der jüngst ausgeführten Dienst-
reise — über Omaruru —Outjo—Otawi — Groot-
sontein— Otjitu— Otjatjingenge—Waterberg— Oka-
handja — selbst überzeugt habe, ist der Norden und
die Milte des Landes, insbesondere das elgentliche
Hereroland, sicher und so gut wie entblößt von
Hereros. Wohl habe ich in der Nähe des Omu-
rambana-Matako gelegentlich vereinzelte Fußspuren
von Hereros gesehen. Allein hierbei handelt es sich
um einzelne wenige, die noch nicht den Mut und
das Vertrauen bekommen haben, sich an den Sammel-
stellen dem Mlssionar zu stellen, und die nun ein
kärgliches Leben im Felde führen und sich höchstens
gelegentlich durch einen Viehdiebstahl bemerklich
machen. Den Willen zum bewaffneten Angriff und
Widerstand haben die Hereros nicht mehr. Die, die
noch im Felde sich herumtreiben, sind froh, wenn
ihnen nichts geschieht. Nach den auf meiner Reise
an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen ist
anzunehmen, daß östlich des Omuramba im Sand-
feld noch da und dort Hereros sitzen, die nach den
Kämpfen am Woaterberg dorthin geflüchtet waren.
Um die bisher in Otjihasnena und Omburo mit so
großem Erfolge durchgeführte Sammelarbeit auch auf
diese Gegenden auszudehnen, habe ich daher nunmehr
auch in Otiosongombe am Waterberg eine Herero-
Sammelstelle eingerichtet, wo sich bereits 227 Köpfe
mit 36 Gewehren gestellt haben.
In der Tat haben auch in den Bezirken Outjo
und Grootfonteln sowie den Distrikten Omaruru und
Okahandja die meisten Farmer den Betiieb ihrer
Farmen wieder ausgenommen. Auch im Bezirk
Waterberg haben sich verschiedene Ansiedler nieder-
gelassen. Aus alledem geht hervor, doß Farmarbeit
in der Mitte und im Norden des Landes nunmehr
wieder möglich ist.
Im Bezirk Outjo hatte vor einigen Monaten
eine gewisse Beunruhigung unter den Weißen Plotz
gegriffen. Sie war hauptsächlich dadurch veranlaßt,
daß da und dort eingeborene Arbelter weggelaufen
ind.
Noch für längere Zeit muß im Hererolande das
Patrouillenreiten die erste Sorge unserer Truppen
dein. Der weiße Manr, der nun der Herr des
Landes ist, muß sich überall und immer wieder
zeigen. Auf diese Weise wird vor allem verhindert,
daß sich vereinzelt wieder kleine Werften außerhalb
unserer Kontrolle bilden, und es wird erreicht, daß
weggelaufene Arbeiler ihrem Dienstherrn wieder zu-
geführt werden. Häufiges Patrouillenreiten ist seitens
des Truppenkommandos angeordnet.
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Bericht des Raiserlichen GSouverneurs in windhuk über
eine im Mai und Juni 1900 nach dem Norden des
Schutzgebiets unternommene Dienstreise.
Der Kaiserliche Gouverneur in Windhuk hat
über eine im Mai und Juni d. Is. nach dem Norden
des Schußgebietes unternommene Dienstreise folgenden
Bericht erstattet:
Am 21. Mai d. Is. habe ich eine mehrwöchige
Dienstreise nach dem Norden des Schußgebiets
angetreten, um mich persönlich zu überzeugen, in-
wieweit die Ruhe in den nördlichen Gebieten wieder-
hergestellt ist und um mir an Ort und Stelle ein
genaues Urteil über die Besiedlungsfähigkeit des
Landes, die vorhandenen Wasserstellen und die Mög-
lichkeit, weitere Wasserstellen zu erschließen, bilden
zu können. Zu diesem Zweck begleiteten mich unter
anderen der landwirtschaftliche Referent Amtsrichter
Dr. Hintrager, Herr Landrat v. Uslar und Haupt-
mann Franke sowie Oberlandmesser Görgens während
der ganzen Reise oder auf einzelnen Abschnitten
derselben.
Das erste Ziel der Reise war die neuerdings
ins Leben gerufene Kleinsiedlung Osona. Auf der
Eisenbahnfahrt dorthin wurde an verschiedensten
Punkten Halt gemacht und in unmittelbarster Nähe
der Bahn von Landrat v. Uslar Wasser an den
Bahnstattonen Brakwater, Otjihavere, Teufelsbach
und zwischen Teufelsbach und Osona in einer Tiese
von durchschnittlich 20 bis 25 m festgestellt. Wie
bei verschiedenen Stellen in der nächsten Umgebung
von Windhuk, war auch an dem letztgenannten Platze
früher eine Bohrung bis zu großer Tiefe vor-
genommen, ohne auf Wasser zu stoßen, während die
von Herrn v. Uslar festgestellte Wasserader in un-
mittelbarer Nähe des Bohrloches läuft.
Wie an
anderen Stellen machte ich auch hier die Bemerkung,
doß die Veranlassung zur Senkung des Bohrloches
charakteristische sogenannte Wassersträuche — hier
eine Reihe in der Richtung der Ader sich hinziehende
Büsche von „wildem Spargel“ — gewesen waren.
Irregeleitet war der Wassersucher dadurch, daß er
offenbar in unmittelbarer Nähe des Standortes
dieser Büsche die Mitte der Ader vermutet hatte,
während solche Bäume und Büsche, deren Vor-
handensein auf Wasser schließen läßt, meistens am
Rande oder außerhalb in unmittelbarer Nähe solcher
Wasseradern stehen. Nach der von Herrn v. Uslar
vertretenen Meinung wird sogar die Mitte des Laufes
einer Wasserader sehr häufig durch abgestorbene kahle
Bäume bezeichnet, die, sobald die Wurzeln die
Wassernähe erreichen, eingehen. Verschiedene Beob-
achtungen im Gelände lassen auf die Richtigkeit
dieser Theorie schließer. Auch auf den zwischen den
genannten Bahnstationen gelegenen Farmen bezeichnete
Herr v. Uslar verschiedene Stellen, wo Wosser zu
erschließen sei.
In Osona, wo zunächst 33 Heimstätten zu 8
bis 10 ha vermessen worden sind, und ein Weide-
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