Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

richts daselbst, der infolge der Kriegswirren hatte 
eingestellt werden müssen, wird in Karibib mit Un- 
geduld entgegengesehen. Die erforderlichen Anord- 
nungen sind getroffen worden. 
Von Omaruru, welches in drei Stunden mit 
der Otavibahn von Karibib aus errelcht wurde, habe 
ich den besten Eindruck gewonnen. Der Ort, welcher 
mir von früher her als Sitz des mächtigen Häupt- 
lings Manasse als eine Hochburg der Hereros 
bekannt war, hatte gänzlich den Anstrich eines deut- 
schen Dorses gewonnen, indem sich seit Fertigstellung 
der Bahn eine größere Anzahl Kaufleute, Hand- 
werker und Gartenbauer niedergelassen haben. Der 
soeben fertiggestellte großzügige Bebauungsplan unter- 
stützt die weitere Niederlassung von Weißen. Es ist 
von mir angeordnet worden, daß an beiden Ufern 
des Flusses, der noch in breiterer Rinne Wasser 
führte, eine größere Anzahl von Gartengrundstücken 
abgemessen und flußaufwärts nach Osten in der 
gleichen Weise wie in Osona Heimstätten in der 
Größe von etwa 10 ha abgeteilt werden. Außer- 
dem ist ein Teil des zum Acker= und Garten- 
bau geeigneten Landes im Einverständnis mit 
dem dortigen Missionar für die Eingeborenen 
des Platzes reserviert. Die Versuche, welche mit dem 
Aubau von Gemüsen, Kartoffeln und Tabak in 
Omaruru und in den zwischen Omaruru und Om- 
buru gelegenen Farmen gemacht worden sind, sind 
als durchaus geglückt zu bezeichnen. Die Besitzer 
einer etwa 6 km von Omaruru entfernt liegenden 
Farm (zwei frühere Angehörige der Schutztruppe) 
haben allein in diesem Jahre 600 Zentner Kar- 
toffeln geerntet, welche sie für den Durchschnittspreis 
von 25 Mk. für den Zentner absetzten. Es ist 
hier unter allerdings günstigen äußeren Bedingungen 
der erfreuliche Versuch im größeren Stil von 
Farmern gemacht, sich nicht lediglich auf Viehzucht 
zu beschränken, wofür sonst noch die Farm Harris 
südlich Windhuk ein Beispiel bietet. Auch den 
Omarurufluß abwärts nach dem von Bergdamaras 
bewohnten Gebiet von Okombahe zu findet sich an 
verschiedenen Stellen für Kleinsiedlung geeignetes 
Garten= und Ackerland. Das zu Okombahe ge- 
hörige Gorten= und Weldeland habe ich den Ein- 
geborenen als Belohnung für ihre während des 
Ausstandes bewiesene Treue in dem ganzen seinerzeit 
der Regierung von den Hereros zur Verfügung ge- 
stellten Umfange bestätigt. Das Land bleibt wie 
bieher Eigentum der Regierung, wird aber den 
Bergdamaras zur Nutznießung überlassen. 
Eine Besichtigung der Hererosammelstelle Omburn 
ergab, daß sich auch damals Hereros in größerer 
Anzahl gestellt hatten. Inzwischen dürfte die dortige 
Sammelarbeit so gut als beendet zu betrachten seln. 
Ich habe indes bestimmt, daß der Platz Omburu 
kolt einem grsßeren Areal nicht verkauft, sondern 
aige spätere i 
vorbeholten “ p Ansiedelung von Hereros 
Die Bahn von Omaruru bis Otavi führt in 
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ihrer ganzen Länge durch das früher zu der 
Kapitänschaft Omaruru gehörige Gebiet. Dasselbe 
ist von 30 km nördlich Omaruru ab als erst- 
klassiges Weideland zu bezelchnen; es ist fast durch- 
weg mit besonders nahrhaften Grasarten, vor allem 
mit dem sogenannten Büffelgras bestanden. Ich 
beabsichtige, dieses ganze Gebiet zu beiden Seiten 
der Bahn systematisch in Farmen in der Größe von 
etwa 5000 ha aufteilen zu lassen, nachdem die 
Wasserverhältnisse einer eingehenden Untersuchung 
unterzogen sind. Für einen etwaigen Zukauf von 
angrenzendem Land für den Fall des Nachwelses, 
daß die Farm für die Größe des auf derselben be- 
findlichen Viehbestandes nicht mehr genügendes 
Weideland bietet, wird Sorge getragen werden. 
Mit dieser Aufgabe find seinerzeit der Land- 
rat v. Uslar, Hauptmann Franke und Oberland- 
messer Görgens beschäftigt. In Otilvarongo, wo 
sich die Zufahrtswege von Outjio und Waterberg 
zur Otavibahn treffen, war es der Firma Koppel 
bisher nicht gelungen, Wasser zu erschließen. Eme 
etwa 25 m tiefe Bohrung in der Nähe der Bahn 
war erfolglos gewesen. Bel meiner Anwesenheit 
wurde von Herrn Landrat v. Uslar an nicht 
weniger als acht Stellen, Wasser festgestellt, dar- 
unter an einer für die Wasserversorgung der Bahn 
ganz besonders günstig gelegenen. Zur Zeit sind 
Regierung und Firma Arthur Koppel an drei von 
Herrn v. Uslar bezeichneten Stellen mit Bohrungen 
beschäftigt. Falls dieselben den gleichen Erfolg wie 
in Karlbib zeltigen, so wird der Entstehung eines 
Platzes, der sicherlich in Zukunft eine größere Be- 
deutung erlangen wird, nichts im Wege stehen. 
Oliwarongo ist der gegebene Ausgangspunkt für 
dermaleinstige Zweigbahnen nach dem für Klein- 
siedlung verheißunge vollem Waterberggebiet und 
nach Outio. Es dürfte auch der geeigneiste Platz# 
für den Sitz des unbedingt notwendigen Gerichts 
für den Norden des Schutzgebietes sein, und dort 
auch zweckmäßig das für die nördlichen Bezirke in 
Aussicht genommene Vermessungsamt stationiert 
werden. Die Bahn von Omaruru bis Otavi ist 
nach dem Gutachten unparteilscher Sachverständiger 
sehr gut gelegt. Die Arbeiten sind anerkennungswerter 
Weise von der Firma Arthur Koppel gefördert worden. 
Von Otjivarongo aus brachte mich ein Ritt 
nach dem 70 km entfernten Outjo in Berührung 
mit einem größeren Tell der Farmer dieses Bezirks. 
Ich bemerke hierbei, daß die Bezirke Outjo und 
Grootfontein om wenigsten von dem Ausstande heim- 
gesucht worden sind und daß ich infolgedessen dort 
eine ungleich frohere mutigere Stimmung fand 
als in den übrigen Bezlrken, welche so sehr durch 
die Kriegswirren gelitten hatten und wo die Leute 
namentlich nach den letzten Reichstagsbeschlüssen 
sehr niedergedrückt sind. Fast durchweg wurde 
in diesen Bezirken der Überzeugung Ausdruck ge- 
geben, daß, falls das Reich mit den Entschädigungs- 
geldern nicht karge, in nicht allzulanger Zeit der
	        
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