Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Bei Besichtigung von vlerzehn Farmen im 
Bezirk Grootsonteln habe ich ein genaues Bild 
davon erhalten, wie viel mehr auf den Farmen 
gearbeitet worden ist, deren Besitzverhältnisse ge- 
ordnet sind, als auf denen, wo dieselben in der Luft 
schweben. Die Besitzer der letzteren versicherten 
übereinstimmend, daß sie in ganz anderer Weise an 
die Wassererschließung und an die Bestellung des 
Landes herangehen würden, sobald sie in dieser 
Beziehung Sicherheit hätten. Seitens des Bezirks- 
amts ist in bezug auf Anlegung von Brunnen 
tüchtig gearbeitet worden, insbesondere auf dem 
Platze Grootfontein selbst, wo fünf Brunnen ge- 
bohrt und Pumpen eingesetzt worden sind. Es ist 
hierbei die Erfahrung gemacht, daß das Wasser 
überall in der geringen Tiefe von 4 bis 6 m ge- 
funden wurde. Wie von den Farmern des Bezirks 
Outio so wurde auch von den Grootfonteinern all- 
gemein der Wunsch geäußert, seitens der Regierung 
möchten Wasserbohrungen in noch größerem Um- 
fange als bisher, insbesondere auch auf den schon 
besiedelten Farmen, vorgenommen werden. Ich 
muß es daher als ein dringendes Bedürfnis be- 
zeichnen, daß in Zukunft drei Bohrkolonnen im 
Lande tätig sind. Es müßte mithin neben den 
schon jetzt im Süden und im mittleren Teile 
arbeitenden Bohrkolonnen noch eine dritte für den 
Norden ausgerüstet werden, wozu zur Zeit leider 
staatliche Mittel nicht vorhanden sind. Die Buren 
legten großen Wert darauf, daß sie einen der 
holländischen Sprache mächtigen deutschen Lehrer in 
Grootfontein erhielten. Anderseits erklärten sie sich 
durchaus bereit, ihre Kinder für eine Reihe von 
Jahren in die Regierungsschule zu schicken, welche 
vor einiger Zeit einschließlich des Pensionats nach 
Entsendung eines verhetrateten, der holländischen 
Sprache allerdings nicht mächtigen, Lehrers nach 
Grootfontein dort wieder eröffnet ist. 
Von Grootfontein ging die Reise durch das sich 
mehrere deutsche Meilen ausdehnende Palmengebiet, 
das ungemein anziehende und malerische Landschafts- 
bilder bietet, nach der wegen seiner beherrschenden 
Lage sehr wichtigen Militärstation Otjituo am 
großen Omuramba und von hiler diesen aufwärts 
bis zur Höhe des Waterberggebirgsstocks. Es wird 
noch eine dankbare Aufgabe eines Wesserbau- 
ingenieurs sein, zu untersuchen, inwieweit die Ufer 
dieses in der Regenzelt große Wassermassen talwärts 
führenden, in der regenarmen Zeit trockenen Flusses 
durch Stauwerke für den Anbau von Feldfrüchten 
nutzbor gemacht werden können. Das Gras stand 
in denselben an vielen Stellen so hoch, daß die 
Pferde beim Durchreiten nur mit den Köpfen 
heraussahen. Vereinzelte deutlich als von Hereros 
herstammend erkennbare Fußspuren am Omarumba 
nordöstlich Waterberg und am Wege zwischen Water- 
berg und Owikokorero erbrachten den Beweis dafür, 
wie wichtig die Einrichtung der soeben unter Pastor 
Olpp neueingerichteten Sammelstelle Waterberg war, 
645 
  
auf der sich inzwischen 68 Männer und 86 Frauen 
mit 78 Kindern gestellt haben und 36 Gewehre ab- 
gegeben worden sind. Der Südostabhang des 
Waterberges wurde einer genauen Besichtigung auf 
seine Besiedlungsfählgkeit hin unterzogen. Auch hier 
sind meine Erwarkungen übertroffen worden. Vom 
Omuramba kommend führte uns der Weg bei der 
vielbegehrten Wasserstelle Otiahewita an den Water- 
berg heran. Für dieselbe liegt eine ganze Anzahl 
von Ansiedlungsgesuchen vor. Es wird aber vor 
Vergebung des Platzes zu untersuchen sein, ob nicht 
durch einen mit geringen Mitteln zu erbauenden 
Staudamm das aus drel Quellen zufließende Wasser 
erheblich vermehrt werden kann. Etwa 10 km von 
Otjahewita entfernt zeigt der Gebirgsstock einen 
tiesen Elnschnitt, in welchem drei stärkere Quellen 
sich befinden und welcher nach der stärksten den 
Namen Okomiparuru führt. Das Land ist ebenso 
wie in Otjahewita für Acker= und Gartenbau ge- 
elgnet. In etwa 5 km Entfernung nach Süden zu 
zeigt der Gebirgszug einen ähnlichen „Ounjoka“ 
genannten Einschnitt, in welchem mit Hilfe von 
Eingeborenen nicht weniger als neun Quellen fest- 
gestellt wurden, welche sämtlich stark verwachsen 
waren. Vier derselben sind starkfließend und ent- 
senden ihr Wasser eine größere Strecke talabwärtz. 
Hier müssen die Hereros Gartenbau in für Ein- 
geborene größerem Umfange betrieben haben, wofür 
deutliche Anzeichen vorhanden waren. Die tlef- 
gründige schwarze Humuserde verspricht relchliche 
Ernten. Es scheint zweifellos, daß bei gehöriger 
Aufräumung und Offnung der Quellen in diesem 
Tale zehn oder mehr Kleinsiedler angesiedelt werden 
können. Noch stärker sind die Quellgebiete von 
Otjisongombe und von dem eigentlichen „Waterberg“ 
genannten Platz, dem Stammsitz des alten, vor dem 
Kriege gestorbenen Häuptlings Kambazembi. An 
belden Stellen fließt das Quellwasser ähnlich wie 
in Otavi und Rietfontein mehrere Kilometer in die 
Ebene hinein. Ich schätze, daß an jedem Platze 15 
oder mehr weiße Famillen angesiedelt werden können. 
Es dürften also voraussichtlich auf der Strecke 
zwischen den Plätzen Otjahewita und Waterberg, die 
45 km voneinander entfernt liegen, mindestens 40 
bis 50 Familien angesiedelt werden können. Die 
Zahl dürfte sich noch erheblich vermehren lassen, 
wenn man Röhrenleitungen anlegt und dadurch dos 
Wasser vor Versickern und Verdunstung schützt. 
Gutes anbaufähiges Land ist in hinreichendem Um- 
fange vorhanden. Es ist hierbei in Aussicht ge- 
nommen, die Heimstätten gleich denen in Osona 
in der Größe von etwa 10 ha zu vermessen. 
Bevor mit einer Besiedlung des Waterberggebietes 
begonnen wird, soll jedoch eine genaue Untersuchung 
der Wasserverhältnisse durch Landrat v. Uslar statt- 
finden, wobei ich es für leicht möglich halte, doß 
noch an verschiedenen Stellen Wasser zutage gefördert 
wird. Auf Grund dieser Untersuchung soll dann 
vom Oberlandmesser ein einheitlicher Plan für die
	        
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