Bei Besichtigung von vlerzehn Farmen im
Bezirk Grootsonteln habe ich ein genaues Bild
davon erhalten, wie viel mehr auf den Farmen
gearbeitet worden ist, deren Besitzverhältnisse ge-
ordnet sind, als auf denen, wo dieselben in der Luft
schweben. Die Besitzer der letzteren versicherten
übereinstimmend, daß sie in ganz anderer Weise an
die Wassererschließung und an die Bestellung des
Landes herangehen würden, sobald sie in dieser
Beziehung Sicherheit hätten. Seitens des Bezirks-
amts ist in bezug auf Anlegung von Brunnen
tüchtig gearbeitet worden, insbesondere auf dem
Platze Grootfontein selbst, wo fünf Brunnen ge-
bohrt und Pumpen eingesetzt worden sind. Es ist
hierbei die Erfahrung gemacht, daß das Wasser
überall in der geringen Tiefe von 4 bis 6 m ge-
funden wurde. Wie von den Farmern des Bezirks
Outio so wurde auch von den Grootfonteinern all-
gemein der Wunsch geäußert, seitens der Regierung
möchten Wasserbohrungen in noch größerem Um-
fange als bisher, insbesondere auch auf den schon
besiedelten Farmen, vorgenommen werden. Ich
muß es daher als ein dringendes Bedürfnis be-
zeichnen, daß in Zukunft drei Bohrkolonnen im
Lande tätig sind. Es müßte mithin neben den
schon jetzt im Süden und im mittleren Teile
arbeitenden Bohrkolonnen noch eine dritte für den
Norden ausgerüstet werden, wozu zur Zeit leider
staatliche Mittel nicht vorhanden sind. Die Buren
legten großen Wert darauf, daß sie einen der
holländischen Sprache mächtigen deutschen Lehrer in
Grootfontein erhielten. Anderseits erklärten sie sich
durchaus bereit, ihre Kinder für eine Reihe von
Jahren in die Regierungsschule zu schicken, welche
vor einiger Zeit einschließlich des Pensionats nach
Entsendung eines verhetrateten, der holländischen
Sprache allerdings nicht mächtigen, Lehrers nach
Grootfontein dort wieder eröffnet ist.
Von Grootfontein ging die Reise durch das sich
mehrere deutsche Meilen ausdehnende Palmengebiet,
das ungemein anziehende und malerische Landschafts-
bilder bietet, nach der wegen seiner beherrschenden
Lage sehr wichtigen Militärstation Otjituo am
großen Omuramba und von hiler diesen aufwärts
bis zur Höhe des Waterberggebirgsstocks. Es wird
noch eine dankbare Aufgabe eines Wesserbau-
ingenieurs sein, zu untersuchen, inwieweit die Ufer
dieses in der Regenzelt große Wassermassen talwärts
führenden, in der regenarmen Zeit trockenen Flusses
durch Stauwerke für den Anbau von Feldfrüchten
nutzbor gemacht werden können. Das Gras stand
in denselben an vielen Stellen so hoch, daß die
Pferde beim Durchreiten nur mit den Köpfen
heraussahen. Vereinzelte deutlich als von Hereros
herstammend erkennbare Fußspuren am Omarumba
nordöstlich Waterberg und am Wege zwischen Water-
berg und Owikokorero erbrachten den Beweis dafür,
wie wichtig die Einrichtung der soeben unter Pastor
Olpp neueingerichteten Sammelstelle Waterberg war,
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auf der sich inzwischen 68 Männer und 86 Frauen
mit 78 Kindern gestellt haben und 36 Gewehre ab-
gegeben worden sind. Der Südostabhang des
Waterberges wurde einer genauen Besichtigung auf
seine Besiedlungsfählgkeit hin unterzogen. Auch hier
sind meine Erwarkungen übertroffen worden. Vom
Omuramba kommend führte uns der Weg bei der
vielbegehrten Wasserstelle Otiahewita an den Water-
berg heran. Für dieselbe liegt eine ganze Anzahl
von Ansiedlungsgesuchen vor. Es wird aber vor
Vergebung des Platzes zu untersuchen sein, ob nicht
durch einen mit geringen Mitteln zu erbauenden
Staudamm das aus drel Quellen zufließende Wasser
erheblich vermehrt werden kann. Etwa 10 km von
Otjahewita entfernt zeigt der Gebirgsstock einen
tiesen Elnschnitt, in welchem drei stärkere Quellen
sich befinden und welcher nach der stärksten den
Namen Okomiparuru führt. Das Land ist ebenso
wie in Otjahewita für Acker= und Gartenbau ge-
elgnet. In etwa 5 km Entfernung nach Süden zu
zeigt der Gebirgszug einen ähnlichen „Ounjoka“
genannten Einschnitt, in welchem mit Hilfe von
Eingeborenen nicht weniger als neun Quellen fest-
gestellt wurden, welche sämtlich stark verwachsen
waren. Vier derselben sind starkfließend und ent-
senden ihr Wasser eine größere Strecke talabwärtz.
Hier müssen die Hereros Gartenbau in für Ein-
geborene größerem Umfange betrieben haben, wofür
deutliche Anzeichen vorhanden waren. Die tlef-
gründige schwarze Humuserde verspricht relchliche
Ernten. Es scheint zweifellos, daß bei gehöriger
Aufräumung und Offnung der Quellen in diesem
Tale zehn oder mehr Kleinsiedler angesiedelt werden
können. Noch stärker sind die Quellgebiete von
Otjisongombe und von dem eigentlichen „Waterberg“
genannten Platz, dem Stammsitz des alten, vor dem
Kriege gestorbenen Häuptlings Kambazembi. An
belden Stellen fließt das Quellwasser ähnlich wie
in Otavi und Rietfontein mehrere Kilometer in die
Ebene hinein. Ich schätze, daß an jedem Platze 15
oder mehr weiße Famillen angesiedelt werden können.
Es dürften also voraussichtlich auf der Strecke
zwischen den Plätzen Otjahewita und Waterberg, die
45 km voneinander entfernt liegen, mindestens 40
bis 50 Familien angesiedelt werden können. Die
Zahl dürfte sich noch erheblich vermehren lassen,
wenn man Röhrenleitungen anlegt und dadurch dos
Wasser vor Versickern und Verdunstung schützt.
Gutes anbaufähiges Land ist in hinreichendem Um-
fange vorhanden. Es ist hierbei in Aussicht ge-
nommen, die Heimstätten gleich denen in Osona
in der Größe von etwa 10 ha zu vermessen.
Bevor mit einer Besiedlung des Waterberggebietes
begonnen wird, soll jedoch eine genaue Untersuchung
der Wasserverhältnisse durch Landrat v. Uslar statt-
finden, wobei ich es für leicht möglich halte, doß
noch an verschiedenen Stellen Wasser zutage gefördert
wird. Auf Grund dieser Untersuchung soll dann
vom Oberlandmesser ein einheitlicher Plan für die