mester in Kapstadt über Lüderitzbucht in das
Schutzgeblet eingeführt. Die Erfahrungen mit diesen
Kamelen entsprachen nicht ganz den Erwartungen,
wahrscheinlich weil bei Auswahl der Art die be-
sonderen Verhältnisse des Schutzgebletes noch nicht
genügend in Rücksicht gezogen waren. Es wurden
deshalb weitere Sendungen bei der Flrma Hagen-
beck bestellt, welche im Februar 1906 in Deutsch-
Südwestafrika eingetroffen sind. Diese von Hagen-
beck gelieferten Tiere erwlesen sich als sehr
leistungsfähltg. Im ganzen dürften jetzt elwa
2000 Stück in Benutzung sein, die teils als Last-,
leils als Reittlere Verwendung finden. Der Vorzug
des Kamels gegenüber anderen Transporttieren ergibe,
sich am besten aus folgender Zusammenstellung:
Es besördern täglich durchschnittlich:
Ein Kamel 4 Zentner 40 km weit, ohne dabei
andere Fütterung als die Feldweide zu verlangen.
Ein Maultier 2½ bis 3 Zentner 25 km weit
bei Feldweide und einer Zugabe von 2 kg Hafer
täglich.
Ein Esel 2 bis 2½ Zentner 12 km weit bel
Feldweide und einer täglichen Zugabe von 1 kg
Hafer.
Ein Ochse 3 Zentner 15 km weit, wobei er sich
wie das Kamel mit der Feldweide begnügt.
Außerdem sind die Kamele viel weniger Kranl-
heiten unterworfen wie die übrigen Transporttiere.
Sie sind gegen die in Südafrika häufiger auftreten-
den Viehseuchen, die den anderen Transporktleren
verderblich werden, fast ganz immun. Bezüglich des
Milzbrandes bestehen zwar noch keine bestimmten
Erfahrungen; Krankheitsfälle sind jedenfalls bisher
noch ulcht mit Sicherheit festgestellt.
Auch als Reittiere sind die Kamele den Pferden
im Schutzgebiete bedeutend überlegen. Die Moximal-
leistung eines Pferdes beträgt in der Stunde bei
dem bald steinigen bald sandigen Terrain
höchstens 9½ km, während ein Kamcl mit Leichtig-
keit 12 km zurücklegt. Die scheinbar langsame
Gangart ist tatsächlich so schnell, daß ein Reiter
nicht länger als eine halbe Stunde mit dem Kamel
Schritt halten kann. Dabei läuft ein Kamel täglich
gut 7 bis 8 Stunden, mit nur einstündiger Ruhepause.
Traglasten lassen sich auf den neuen Tragsatteln,
die kürzlich im Schutzgeblete eingetroffen sind, be-
quem und ohne das Tragtier zu belästigen, ver-
vacken. Die Belastung wird am praktischsten durch-
geführt, wenn man möglichst allzu große Einzel-
stücke vermeldet und die Last in kleinere Telle zer-
legt. An Stelle der früher gebrauchten großen und
die Tiere belästigenden Wassersässer verwendet man
z , t Wasersöct von 20 bis 50 1 Inhalt.
esentliche
Strecken brunhh n werden Kamele auf solgenden
» VonGobablsübekAmianlg durch die Aus-
läufer der Kalaharl bis Gochas; von Grootfontein
nach Norden zu; von Windhuk bis etwa 250 km
südlich und von Lüderitzbucht nach Kubub.
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Der Abgang an Kamelmaterlal war verhälinis-
mäßig klein, jedenfalls geringer wie bei Ochsen und
Pferden. Wenn von anderer Seite gegenteilige Be-
hauptungen aufgestellt worden sind, so beruht dies
wohl auf Beobachtungen, die auf der Strecke Lüderitz-
bucht— Kubub gemacht worden sind. Diese Strecke
ist aber wegen der ausnahmsweise schlechten Futter-
und Wasserverhältnisse die denkbar ungünstigste und
ist anderen Transporttieren in noch viel erheblicherem
Maße verhängnisvoll geworden.
Deutsch-Neu-Guinea.
Bericht über eine Reise nach Neu-Guinca.
Von Dr. Nudolf Pöch.
Ende Juli 1904 nach direkter Fahrt in Friedrich-
Wilhelmshasen (Deutsch-Neu-Guinea) angekommen,
benützte ich die nächste Gelegenhelt, um mit dem
Küstendampfer nach Potsdamhafen zu gelangen.
Dort blieb ich von Anfang August bis Ende No-
vember 1904, also sast vier Monate. Ich fand in
Potsdamhasen (Monumbo) ein reiches Arbeitsseld
auf anthropologischem, ethnologischem und zoolo-
glschem Gebiete. Nach Bceendigung der Arbeiten in
meinem Standquartier unternahm ich zwei Inlands-
touren in das Gebiet der Alepapun und in die
Ikuberge, besuchte die noch ganz unbekannte Vulkan-
insel (Manam) und fuhr mit einem Kutter bis zur
Mündung des Augustaflusses (Watam) und mit dem
Küstendampfer bis Tumleo und Seleo (Berlinhafen).
Mein zweites Standquartler schlug ich auf dem
Sattelberge (900 m hoch) im Hinterlande von
Finschhasen auf und beschäftigte mich dort zunächst
mit der anthropologischen Untersuchung der Berg-
stämme, dann auch mit ethnologischen und zoologischen
Studien. Auch von dort unternahm ich mehrere
Touren, zum Schluß einen größeren Zug ins west-
lich gelegene Bergland. »
Nach einem kurzen Aufenthalt an der Küste von
Finschhafen bereiste ich im Februar 1905 den Hüon-
golf bis zur englischen Grenze.
Daran schloß sich ein einmonatiger Aufenthalt
in Friedrich-Wilhelmshafen, wo mir Gelegenheit ge-
boten war, in dem dortigen Hospital Beobachtungen
über tropische Krankheiten bei Europäern und Ein-
geborenen zu machen und pathologisch-anatomisches
Material zu sammeln.
Mitte März reiste ich nach Herbertshöhe im
Bismarck. Archipel und bekam dort sogleich Gelegen-
helt, mich einer Inspektionsreise des Gouverneurs in
die Bainingberge anzuschließen. «
Darauf fuhr ich um die Nordspitze von Neu-
Mecklenburg herum nach dem an der Ostküste dieser
Insel gelegenen Namatanoai.
Meinen Arbeilsplan habe ich bisher in folgender
Weise durchgeführt: