Wissenschaftliche Sammlungen.
Herr Oberleutnant Faupel hat dem Zoologischen
Museum in Berlin aus Windhuk eine Sammlung
von Tieren geschickt. Sie enthält:
4 Vögel, 13 Schlangen, 14 Eidechsen, 4 Frösche,
eine größere Zahl von Coleopteren, Hymenopteren,
Rhynchoten und anderen Insekten.
Da das Museum aus jenem Geblet nur ver-
hältnismäßig wenig besitzt, so war die Sammlung
sehr erwünscht, und auch die schon bekannten und
im Museum vorhandenen Arten waren zur Ergänzung
sehr willkommen, zumal die Fundortsangaben genau
sind und die Konservierung gut ist. Da die Fauna
Deutsch-Südwestafrikas im Einzelnen noch wenig
durchforscht ist, so bietet die Sendung auch einen
Zuen Beitrag zur tiergeographischen Aufklärung des
andes.
Das Königliche Museum für Bölkerkunde in
Berlin hat von dem Bezirksgeologen Herrn Dr. Lotz
eine große Sammlung von alten geschlagenen Kiesel-
geräten erhalten, welche dieser auf dem Wege Lüde-
ritzbucht—Tschaukeb—Kubub, etwa 35 km von
Lüderttzbucht entfernt, am Kuikop entdeckt hat.
Dies ist der erste Fund dieser Art in ganz
Deutsch-Südwestafriko. Es ist aber ganz unmöglich
anzunehmen, daß jene Fundstelle wirklich völlig isoliert
ist. Es scheint nur, daß man bieher diese merk-
würdigen Überreste einer alten Vergangenheit in
unserem Lande vollständig übersehen hat. In Britisch-
Südafrika sind bereits selt langer Zeit zahlreiche
Fundstellen von alten Kieselmanufakten bekannt und
sogar in der unmittelbaren Nähe von Kapstadt kennt
man Fundorte, auf denen zweifellos bearbeitete
Feuersteingeräte fast karrenweise aufgelesen werden
önnen. Es würde ausnehmend erwünscht sein, die
Verbreitung von Steingeräten in Deutsch-Südwest-
afrika genau kennen zu lernen.
Uüber die Zeit, aus der diese geschlagenen Steine
stammen, ist man noch völlig im unklaren. Für
Europa nimmt man mit großer Sicherhelt an, doß
sie sehr viele Jahrtausende zurückliegt, ja, man kennt
Fundstellen mit Typen, deren Alter auf hundert-
tausende von Jahren veranschlagt wird. Ebenso hat
Professor Schweinfurth in der Nähe von Theben
in Agypten große Mengen von Steingeräten ent-
deckt, denen wohl ein ähnlich hohes Alter zukommen
dürfte. Hingegen ist über das Alter der süd-
afrikanischen Funde zur Zeit noch gar nichts bekannt.
Was bisher von solchen zur Kenntnis der Fachleute
kam, stammt fast ausnahmslos aus ganz oberfläch-
lichen Erdschichten, für die ein geologisches und auch
nur eir historisches Alter gar nicht in Frage kommen
konnte. Tatsächlich muß man mit der Möglichkeit
rechnen, daß die südafrikanischen Kieselgeräte, so weit
sie bisher bekannt geworden, von den gegenwärtigen
Buschmännern oder ihren Voreltern stommen. Das
Berliner Museum besitzt sogar ganz moderne Pfeile,
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die mit Feuersteinspitzen versehen sind und ein sehr
ausgezeichneter Kenner der Buschmänner an der
Oftseite der Kalaharl berichtet, daß diese sehr häufig
Kieselgeräte nur für den augenblicklichen und vor-
übergehenden Gebrauch herstellen in ähnlicher Weise,
wie wir uns einmal aus irgend einem Grasstengel
einen Zahnstocher improvisieren und ihn nachher
achtlos wegwerfen. Wenn man weiß, wie leicht für
einen geübten Menschen die Herstellung auch sehr
vollendeter Steinwerkzeuge ist, wird man dieser
Mitteilung sicher Glauben schenken und dann auch
um so leichter verstehen, wie einwandfrei von Menschen
bearbeitete Steinwerkzeuge an einzelnen Orten in so
ungeheuren Mengen vorkommen können.
Die bisher aus Südafrika bekannt gewordenen
Steingeräte lassen sich, ähnlich wie die europäischen
und ägyptischen in fünf oder sechs voneinander sehr
verschiedene Typengruppen teilen. Am häufigsten
sind flache 4 bis 7 cm lange, melst unregelmäßig
dreleckige Stücke, an denen stets auf der kurzen
Seite eine Schlagfläche und auf einer der flachen
Seiten oben im Zusammenhang mit der Schlagfläche
elne rundliche Erhöhung (Schlagbuckel oder Bulbus)
und auf dieser eine „Schlagnarbe“ zu sehen ist.
(Aus der Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung.)
Deutsch-Meu-Guinea.
Bericht des stellvertretenden Gouverneurs über
eine Dienstreise nach Neu-Mecklenburg.
Zwecks Besuches der Stationen Namatanal und
Käwieng habe ich an Bord des Regierungsdampfers
„Seestern“ in der Zeit vom 6. bis 12. Juni d. Is.
eine Dienstreise nach Neu-Mecklenburg gemacht.
Am Mittwoch den 6. Juni d. Is., morgens 8 Uhr
50 Min., verließ der „Seestern“ Simosonhafen und
nahm alsbald Kurs nach Neu-Mecklenburg. Um
11 Uhr morgens wurde das Kap Gazelle passiert
und gegen 3 Uhr nachmittags liefen wir in den an
landschaftlichen Reizen reichen Lamassa-Kanal ein.
Auf der Insel gleichen Namens, die mit dem Fest-
lande zusammen den Kanal bildet, liegt der Musiker
Lützow, der ehemalige Orchesterdirigent vom Theater
des Westens in Berlin, begraben. Er hatte mit dem
sich Schriftsteller nennenden Ansiedler Engelhardt als
„Sonnenbruder“ auf der Insel Kabakon in der
Neu-Lauenburg-Gruppe gelebt. Fieber und die
gänzlich unsachgemäße, auch unzureichende Ernährung
hatten Lützow so entkräftet, daß er, schon halb dem
Tode nahe, sich entschloß, nach Herbertshöhe zu
fahren, um dort im Regierungskrankenhause Heilung
von seinem schweren Leiden zu suchen. Der kleine
Kutter, dem er sich anvertraut hatte, wurde aber
durch die starke Strömung in den Georgskanal ge-
trieben, und noch auf der Fahrt erlag Lützow seinem
Leiden. Auf der Insel Lamassa bestatteten ihn so-
dann die Eingeborenen zur letzten Ruhe.
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