Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Wissenschaftliche Sammlungen. 
Herr Oberleutnant Faupel hat dem Zoologischen 
Museum in Berlin aus Windhuk eine Sammlung 
von Tieren geschickt. Sie enthält: 
4 Vögel, 13 Schlangen, 14 Eidechsen, 4 Frösche, 
eine größere Zahl von Coleopteren, Hymenopteren, 
Rhynchoten und anderen Insekten. 
Da das Museum aus jenem Geblet nur ver- 
hältnismäßig wenig besitzt, so war die Sammlung 
sehr erwünscht, und auch die schon bekannten und 
im Museum vorhandenen Arten waren zur Ergänzung 
sehr willkommen, zumal die Fundortsangaben genau 
sind und die Konservierung gut ist. Da die Fauna 
Deutsch-Südwestafrikas im Einzelnen noch wenig 
durchforscht ist, so bietet die Sendung auch einen 
Zuen Beitrag zur tiergeographischen Aufklärung des 
andes. 
Das Königliche Museum für Bölkerkunde in 
Berlin hat von dem Bezirksgeologen Herrn Dr. Lotz 
eine große Sammlung von alten geschlagenen Kiesel- 
geräten erhalten, welche dieser auf dem Wege Lüde- 
ritzbucht—Tschaukeb—Kubub, etwa 35 km von 
Lüderttzbucht entfernt, am Kuikop entdeckt hat. 
Dies ist der erste Fund dieser Art in ganz 
Deutsch-Südwestafriko. Es ist aber ganz unmöglich 
anzunehmen, daß jene Fundstelle wirklich völlig isoliert 
ist. Es scheint nur, daß man bieher diese merk- 
würdigen Überreste einer alten Vergangenheit in 
unserem Lande vollständig übersehen hat. In Britisch- 
Südafrika sind bereits selt langer Zeit zahlreiche 
Fundstellen von alten Kieselmanufakten bekannt und 
sogar in der unmittelbaren Nähe von Kapstadt kennt 
man Fundorte, auf denen zweifellos bearbeitete 
Feuersteingeräte fast karrenweise aufgelesen werden 
önnen. Es würde ausnehmend erwünscht sein, die 
Verbreitung von Steingeräten in Deutsch-Südwest- 
afrika genau kennen zu lernen. 
Uüber die Zeit, aus der diese geschlagenen Steine 
stammen, ist man noch völlig im unklaren. Für 
Europa nimmt man mit großer Sicherhelt an, doß 
sie sehr viele Jahrtausende zurückliegt, ja, man kennt 
Fundstellen mit Typen, deren Alter auf hundert- 
tausende von Jahren veranschlagt wird. Ebenso hat 
Professor Schweinfurth in der Nähe von Theben 
in Agypten große Mengen von Steingeräten ent- 
deckt, denen wohl ein ähnlich hohes Alter zukommen 
dürfte. Hingegen ist über das Alter der süd- 
afrikanischen Funde zur Zeit noch gar nichts bekannt. 
Was bisher von solchen zur Kenntnis der Fachleute 
kam, stammt fast ausnahmslos aus ganz oberfläch- 
lichen Erdschichten, für die ein geologisches und auch 
nur eir historisches Alter gar nicht in Frage kommen 
konnte. Tatsächlich muß man mit der Möglichkeit 
rechnen, daß die südafrikanischen Kieselgeräte, so weit 
sie bisher bekannt geworden, von den gegenwärtigen 
Buschmännern oder ihren Voreltern stommen. Das 
Berliner Museum besitzt sogar ganz moderne Pfeile, 
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die mit Feuersteinspitzen versehen sind und ein sehr 
ausgezeichneter Kenner der Buschmänner an der 
Oftseite der Kalaharl berichtet, daß diese sehr häufig 
Kieselgeräte nur für den augenblicklichen und vor- 
übergehenden Gebrauch herstellen in ähnlicher Weise, 
wie wir uns einmal aus irgend einem Grasstengel 
einen Zahnstocher improvisieren und ihn nachher 
achtlos wegwerfen. Wenn man weiß, wie leicht für 
einen geübten Menschen die Herstellung auch sehr 
vollendeter Steinwerkzeuge ist, wird man dieser 
Mitteilung sicher Glauben schenken und dann auch 
um so leichter verstehen, wie einwandfrei von Menschen 
bearbeitete Steinwerkzeuge an einzelnen Orten in so 
ungeheuren Mengen vorkommen können. 
Die bisher aus Südafrika bekannt gewordenen 
Steingeräte lassen sich, ähnlich wie die europäischen 
und ägyptischen in fünf oder sechs voneinander sehr 
verschiedene Typengruppen teilen. Am häufigsten 
sind flache 4 bis 7 cm lange, melst unregelmäßig 
dreleckige Stücke, an denen stets auf der kurzen 
Seite eine Schlagfläche und auf einer der flachen 
Seiten oben im Zusammenhang mit der Schlagfläche 
elne rundliche Erhöhung (Schlagbuckel oder Bulbus) 
und auf dieser eine „Schlagnarbe“ zu sehen ist. 
(Aus der Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung.) 
Deutsch-Meu-Guinea. 
Bericht des stellvertretenden Gouverneurs über 
eine Dienstreise nach Neu-Mecklenburg. 
Zwecks Besuches der Stationen Namatanal und 
Käwieng habe ich an Bord des Regierungsdampfers 
„Seestern“ in der Zeit vom 6. bis 12. Juni d. Is. 
eine Dienstreise nach Neu-Mecklenburg gemacht. 
Am Mittwoch den 6. Juni d. Is., morgens 8 Uhr 
50 Min., verließ der „Seestern“ Simosonhafen und 
nahm alsbald Kurs nach Neu-Mecklenburg. Um 
11 Uhr morgens wurde das Kap Gazelle passiert 
und gegen 3 Uhr nachmittags liefen wir in den an 
landschaftlichen Reizen reichen Lamassa-Kanal ein. 
Auf der Insel gleichen Namens, die mit dem Fest- 
lande zusammen den Kanal bildet, liegt der Musiker 
Lützow, der ehemalige Orchesterdirigent vom Theater 
des Westens in Berlin, begraben. Er hatte mit dem 
sich Schriftsteller nennenden Ansiedler Engelhardt als 
„Sonnenbruder“ auf der Insel Kabakon in der 
Neu-Lauenburg-Gruppe gelebt. Fieber und die 
gänzlich unsachgemäße, auch unzureichende Ernährung 
hatten Lützow so entkräftet, daß er, schon halb dem 
Tode nahe, sich entschloß, nach Herbertshöhe zu 
fahren, um dort im Regierungskrankenhause Heilung 
von seinem schweren Leiden zu suchen. Der kleine 
Kutter, dem er sich anvertraut hatte, wurde aber 
durch die starke Strömung in den Georgskanal ge- 
trieben, und noch auf der Fahrt erlag Lützow seinem 
Leiden. Auf der Insel Lamassa bestatteten ihn so- 
dann die Eingeborenen zur letzten Ruhe. 
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