Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

wird. Nach dem Innern des Landes zu unterscheidet 
Pobéguin eine vierte Zone, die von Hoch-Guinea, 
die sich zwischen der von Fouta, der Sahara- 
und Sudanzone hindurchzieht und welche sich 
bis zum Nil erstreckt. Die dem Plateau Fouta 
charakteristische Pflanze würde die Mene oder 
Lophira alata sein, deren Samen sehr ölreich 
ist, und den man auch zur Seifenfabrikation 
verwendet; leider aber ist er unter den augenblick- 
lichen Bedingungen schwer in genügenden Mengen 
auf dem weiten Wege zu erhalten. Diese Lophira 
macht in Hoch-Guinea dem Butterbaum oder Bauty- 
rospermum Parküt Platz, welchen man bis zur 
Enklave von Lado antrifft, und der auch ein Fett 
liefert, das der Eingeborene aus den Früchten zieht, 
und außerdem einen Milchsaft hervorbringt, dessen 
festere Teile gewisse Eigenschaften des Gummigutts 
haben. Eine fünfte Zone, die Region des Kouranto, 
zieht sich in südwestlicher Richtung nach der Zone 
von Hoch-Guinea hin; teilweise bewaldet und ziem- 
lich bergig, bildet sie eine Ubergangszone nach den 
dichter bewaldeten Regionen Liberias und nach der 
Elfenbeinküste und nähert sich in ihrem floralen 
Chorakter der Waldzone Mittelafrekas. 
Im Territorium Guineas dürsten noch viele 
tausende Quadratkilometer von mehr oder weniger 
dichten Wäldern bedeckt sein, unter denen man 
von besonders charakteristischen Baumarten noch findet: 
Fromager, Baobab, Afzelia, Sterculia usw. Es 
sind zum teil gewaltige Bäume, die 40 m Höhe 
erreichen können. Unter den weniger hohen kann 
man noch erwähnen: Parkia biglobosa, Penta- 
desma butyracea, Elaeis Guineensis. 
Im Unterholz' und dichten Gebüsch finden sich 
in weniger dichten Wäldern die beiden Lianen Lan- 
dolphia Hendelotti und owariensis; beide llefern 
einen ausgezeichneten Kautschuk. Der ersteren ist 
man bieher nur im Kongogebiet begegnet. 
In diesem interessanten Kapitel wirft Pobeguin 
eine wichtige Frage auf, über die man schon viel ge- 
schrieben, aber über die bisher noch kein praktischer 
Aufschluß gegeben ist. Es handelt sich um die 
periodischen Grasbrände, die eine beträchtliche 
Wirkung nicht nur auf die Zukunft des Waldes, 
sondern auch auf die klimatischen Verhältnisse des Landes 
und folglich selbst auf die Bodenkultur haben. Durch 
diese Feuer zerstört der Eingeborene in Massen 
Kautschuklionen. Wie Pobéguin hervorhebt, würden 
die Lianen, wenn ihnen nicht vorher der Saft ent- 
zogen wäre, dem Grasbrand widerstehen können. 
Ihre Blätter werden gedörrt, ihre Knospen oft ver- 
sengt von der Glut, aber im Stengel bleibt hinreichend 
viel Sast, um die Pflanze neu treiben zu lassen; 
seirdem aber der Schwarze seinen Vorteil darin ge- 
funden hat, die Lianen intensiv auszubeuten, fallen 
sie dem Feuer zum Opfer, da sie, durch die Saft- 
entziehung geschwächt, nicht mehr hinreichend Kraft 
haben, diesem Feinde zu widerstehen. 
Sicher wird es schwer sein, diese Grasbrände 
in Afrika zu unterdrücken, da die Verhältnisse den 
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Eingeborenen und selbst den Europäer oft dazu 
treiben werden, die Grasnarbe der weiten Steppen 
zu verbrennen, aber man sollte wenigstens versuchen, 
durch Gesetze das Anlegen dieser Feuer etwas zu 
ordnen. Ubrigens ist anzunehmen, daß, wenn der 
Eingeborene die Wohltaten der Kultur kennen gelernt 
hat, die Notwendigkeit der Grasbrände immer ge- 
ringer werden wird. 
Durch seine Lage sowie durch orographische An- 
ordnung besitzt Guinea ein sehr abwechflungsreiches 
Klima, das die Kultur verschiedenster Pflanzen 
erlaubt; der Eingeborene kultiviert übrigens mit 
ziemlichem Verständnis und ist sehr anhänglich an 
seine heimatliche Erde. 
Hauptsächlich wird Reis angepflanzt, der trotzdem 
nicht in genügender Menge für den lokalen Verbrauch 
produziert wird. 
Ferner baut man onilon giflorom oder Fonio, 
Hirse, Mais. Besonders wird Fonio angebaut. 
Seine Körner sind sehr nahrhaft, aber sehr klein; 
der große Vorteil dieser Körnerfrucht ist der zweier 
Ernten im Jahr. 
Die Kultur der Erdnuß ist ebenfalls auf einer 
hohen Stufe, doch noch nicht bezüglich des Exports, 
da der Eingeborene seine Ernten selbst verbraucht. 
Zahlreiche Varietäten dieser Pflanze werden angebaut, 
fünf sind einheimisch; die so geschätzte Varietätvon Cayor 
(Senegambien) wird nur wenig in Guinea gepflanzt. 
Was die Landwirtschaft anbetrifst, bietet Guinea 
also auch noch ein reiches und interessantes Forschungs- 
gebiet. Der Verfasser hat hier nur skizziert. Es 
sei noch erwähnt, daß Pobéguin zwecks praktischer 
Versuche mit den von ihm in Guinen vorgesundenen 
Pflanzen Versuchsgärten angelegt hat, aus deren 
Resultaten als eine besonders interessierende Be- 
obachtung noch mutgeteilt sei, daß er u. a. bereits 
sestgestellt hat, daß Sonne den Kautschuklianen nicht 
schädlich ist, wenn man nur die jungen Pflanzen 
genügend schützt. Diese Tatsache ist schon häufiger 
erwähnt. Mögen die Kolonisten sich dessen erinnern. 
  
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Titeratur. 
Die Befreiung Agyptens. Von A. Z. aus dem 
Englischen übersetzt. Berlin. Verlag von Putt- 
kamer & Mühlbrecht. Preis broschiert 3 Mk., 
gebunden 4 Mk. - 
Das Werk ist schon aus dem Grunde von In- 
teresse, als es ein Engländer ist, der aus inner- 
politischen, wirtschaftlichen und international-politischen 
Erwägungen heraus es für ratsam hält, daß England 
seine Stellung Agypten gegenüber von Grund aus 
ändere bzw. seine Herrschaft in Agypten aufgebe. 
Er sucht dabei den Nachweis zu führen, daß England 
durch die Aufgabe nichts verlieren würde. Nach 
dem englisch-französischen Vertrage von 1904 hätten 
andere Großmächte zum teil kein Interesse, zum teil 
nicht die Macht, sich in Agypten anstelle Englonds 
festzusetzen. Durch die vollständige Beherrschung des
	        
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