Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Kamerun. 
Bericht des bauptmanns Glauning in Bamenda über 
die Bansso-Expedition.") 
(Hierzu eine Kartenskizze.) 
Dem Führer der Expedition standen zur Ver- 
fügung die 2. Kompagnie in Stärke von fünf 
Europäern, 90 farbigen Soldaten, ein Maschinen- 
gewehr und die 6. Expeditions-Kompagnie in Stärke 
von sechs Europäern, 100 farbigen Soldaten, ein 
Maschinengewehr. 
Um den seindlichen Widerstand schneller und 
nachhaltiger zu brechen, anderseits aber beim Haupt- 
ort Kumba näötigenfalls gemeinsam auftreten zu 
können, marschierten die Kompagnien auf zwei An- 
marschwegen in der Richtung auf die Hauptstadt, 
die 2. Kompagnie über Bamum, die 6. Kompagnie 
über Babungo. 
Die 2. Kompagnie verließ die Station am 
18. April und traf auf der großen Straße über Bagam- 
Banbangkop, am Südfuß des Nko-Gam-Bergs ent- 
lang und über die Bandenberge marschierend nach 
fünftägigem Marsch in Fumban, der Hauptstadt von 
Bamum, ein. Bemerkenswert sind die zahlreichen 
erloschenen Krater an beiden Ufern des Nun. Uber 
Bamum selbst ist schon früher berichtet worden. 
Erwähnt sel hier nur, daß der Häuptling Joia 
behauptete, in Bamum sei früher Kupfer gewonnen 
und zu Messingpfeifen usw. verarbeitet worden. 
Der jetzigen Generation seien aber diese Kupferfund- 
stellen nicht mehr bekannt. 
Der Marsch durch den nördlichen Teil von 
Bamum, die Landschaften Palum, Fomlum, Kum- 
bam, Kubolam bot nichts Bemerkenswertes. Kum- 
bam und Kubokam sind seit Jahren der Einfälle 
der Banssos wegen verlassen. Das ganze zu Bamum 
gehörige Gebiet ist Hügelland, mit Gras und Baum- 
savanne bestanden und gut bewässert. 
Am 27. Aprll wurde die Grenze von Bansso 
überschritten. Am 28. April hatte die Kompagnie 
Gefechte bei Fonka und Mundim (nach späteren 
Erkundungen heißt der Ort Iy0). 
Am 29. April wurde Kumbo nach geringem 
Widerstand genommen. Hier traf am gleichen Tage 
die 6. Expeditions-Kompagnie ein. 
Diese war am 27. April von Babungo ab- 
marschiert und hatte am 28. Aprll ein Gesecht bei 
Wukowe. Die weiteren Dörfer auf der Anmarsch- 
straße über Tsuko waren verlassen. 
Um die Fühlung mit dem Gegner, der nach 
Norden ausgewichen war, wieder aufzunehmen und 
die Umgegend von Kumbo vom Feinde zu säubern, 
wurden in der Zeit vom 29. April bis 3. Mai 
zahlreiche starke Patrouillen, zum Teil unter 
  
*) Vgl. die Notiz in Nr. 15 des Kol. Bl. v. 1. August 
d. Is. 
  
705 — 
Führung von Europäern, in das Vorgelände ent- 
sandt, die überall auf starken Widerstand stießen. 
Der Häuptling Jola von Bamum, der, 
seitdem sein Vater vor sieben Jahren im Kampf mit 
den Banssos besiegt und getötet wurde, ein grimmiger 
Feind dieses Volkes ist, hatte sich der Expedition mit 
ca. 200 Hilfskriegern angeschlossen und sich persön- 
lich am Kampfe beteiligt. Da ihm aber allmählich 
zahlreiche Bamums gefolgt waren, die plündernd 
das Land durchzogen und auf die er selbst keinen 
Einfluß mehr hatte, so wurde er am 3. Mai mit 
seinen Leuten entlassen und durch eine Europäer= 
patrouille bis zur Grenze begleitet. 
Da die Hauptmasse der Banssos nach Norden 
zu geflüchtet war, so brach die Expedition am 
4. Mai nach Norden auf, und zwar die 2. Kom- 
pagnie an der Ostgrenze, die 6. Kompagnie an der 
Westgrenze von Bansso entlang. Ein Posten unter 
Feldwebel Schmidt mit Sergeant Köllner und 
46 Soldaten bezog eln befestigtes Lager in Kumbo. 
Die 2. Kompagnie fand am 4. Mai den Ort 
Dié nahe Kufum und die angrenzenden bewaldeten 
Schluchten stark vom Feinde besetzt, warf den Gegner 
nach mehrstündigem Gefecht zurück und verfolgte ihn 
durch Patrouillen nach Norden. Auf dem Weiter- 
marsch an der Ostgrenze entlang stleß die Kompagnie 
nirgends mehr auf Widerstand. Die 6. Kompagnie 
war sast ohne Kampf über Banten nach Dioti 
marschiert und hatte durch eine Europäerpatrouille 
festgestellt, daß Oku friedlich war. 
Auf die Nachricht, daß der Bansso-Häuptling 
sich mit vielen Kriegern und Weibern in dem aus- 
gedehnten Wald zwischen Banten, Rko und Asché 
aufhalte, marschierte die 2. Kompagnie von Tang 
(Ndsungle) aus sofort westwärts und verlegte ihm 
den Weg nach Norden. In der Nacht vom 8. zum 
9. Mai wurde Leutnant v. Wenckstern nach Djoti 
gesandt, um der 6. Kompagnie den Befehl zu über- 
bringen, den Gegner am Ausweichen nach Süden 
und Westen zu hindern, während die 2. Kompagnie 
von Norden und Osten vorgehen wollte. Am 9. Mai 
wurde das Waldgebiet von allen Seiten angegriffen. 
Der Gegner erlitt schwere Verluste, viele Männer 
und Weiber wurden gefangen. 
Vom 9. bis 19. Mai wurde das Gebiet durch 
die 2. Kompagnie von Rsché und Nko im Osten und 
durch die 6. Kompagnie von Banten und Djoti im 
Westen dauernd beunruhigt und überwacht. Am 
19. Mal stieß eine Patronille der 6. Kompagnie auf 
das Lager des Bansso-Häuptlings. Sie wurde in 
ein heftiges Gefecht verwickelt, wobei vom Feind 
30 Mann fielen. Dem Heöuptling, der selbst ver- 
wundet wurde, gelang es zu entkommen. 
Der Posten in Kumbo wurde in dieser Zeit 
nachts mehrere Male von Bansso-Haufen belästigt. 
Die Angriffe, die anscheinend die Befreiung der 
Gefangenen bezweckten, wurden von der Besatzung 
ohne Verluste zurückgeschlagen. 
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