Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

diese auffällige Erscheinung aus der Tiefgründigkeit 
des Bodens in der ausgedehnten Ebene, welche den 
Raum zwischen dem Gebirge und dem Strand von 
Santa Isabel einnimmt. Dazu kommt, daß man 
dort ganz überwiegend die alte, durch lange Zeiten 
akklimatisierte, gelbfrüchtige Sorte „Amelonado“, in 
Kamerun Viktoria-Kakao genannt, anbaut. Zur 
Beschattung benutzt man nicht wie in Kamerun ein- 
geführte Bäume, sondern solche, welche als Reste des 
ursprünglichen Busches erhalten worden sind. In 
bezug auf die Erntezeit bestehen bemerkenswerte 
Verschiedenheiten zwischen der Insel und den gegen- 
überliegenden Gegenden des Kontinents. Hier fällt 
die Haupternte in den August und die erste Sep- 
temberhälfte, also in die Regenzeit, dort in die zweite 
Septemberhälfte und den Oktober, also in den Beginn 
der Trockenzeit. Hierdurch wird auf Fernando Poo 
die Erntebereitung erlelchtert und wohl auch die 
Zerstörung der Früchte durch Braunfäule eingeschränkt. 
Allerdings war diese Krankheit auf halbreifen Früchten, 
die ich im Juni beobachtete, ziemlich verbreitet und 
verursachte den Pflanzern große Sorge. Die Be- 
kämpfung versucht man jetzt durch Lichten allzudichter 
Bestände. Weniger als die Braunfäule scheint man 
die ebenfalls häufigen Rindenwanzen zu fürchten. 
Die schädlichen Wirkungen des Seewindes sind 
deutlich wahrzunehmen an allen Stellen, wo derselbe 
ungehinderten Zutritt findet. Auf weite Strecken 
aber begleiten die Küste dichte Alleen riesiger Mango- 
bäume, welche zweifellos das Eindringen des See- 
windes erschweren. 
Die Kultur der Kautschukgewächse befindet 
sich noch in den ersten Anfängen. Auf einer Pflan- 
zung der Firma Ambas Bay bemerkte ich Hevea- 
bäume, welche beim Anschneiden weit mehr Milchsaft 
abgaben als die im Botanischrn Garten von Viktoria 
vorhandenen Exemplare. Die dortigen Bäume sollen 
aus Ceylonsaat stammen. Vielleicht ist auch der 
Viktorla-Bezirk nicht ungeeignet für Hevea im all- 
gemeinen, sondern lediglich für die hier eingeführte 
Sorte. Manihot Glaziovü findet man um und in 
Santa Isabel, nicht nur in den Pflanzungen, son- 
dern auch als Ziergewächs der Gärten außerordentlich 
häufig. Seine Anzucht aus Stecklingen gelingt auch 
bei geringer Sorgfalt, sein Wachstum verläuft überaus 
rasch, der Milchsaftgehalt ist beträchtlich, und Proben 
von dort gewonnenem Manihot-Kautschuk wurden in 
Deutschland sehr gut bewertet. Aus dem Verhalten 
von Hevea und Manihot auf Fernando Poo ergibt 
sich auch, daß die neuerdings wiederholt ausgesprochene 
Ansicht, es sei die Nähe des Meeres auch bel Schutz 
gegen Wind nachteilig für die Kultur von Kautschuk- 
pflanzen, noch genauerer Prüfung bedarf. Von 
Kickria wurden bisher nur geringe Samenmengen 
nach Fernando Poo eingeführt, und wie die Pflanze 
dort sich entwickelt, läßt sich vorläufig noch nicht 
feststellen. 
In dem nebelreichen Basile, wo schon in der 
Meereshöhe von 500 m die Kakookultur sich als 
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undurchführbar erwiesen hat, sah ich üppig gedeihende 
Vanillepflanzungen, deren aufbereitete Früchte stark 
dufteten und dicht bedeckt waren von den weißen 
Krystallnadeln, welche im Handel zu dem Zeichen 
guter Qualität gehören. 
Von Faserpflanzen wird keine so häufig ge- 
baut wie der Manilahanf (Musa textilis), bel den 
Spaniern Abaca genannt. Er dlent oft zu Zwischen- 
pflanzungen in jungen Kakaobeständen. 
Obst-, Gemüse= und Knollenpflanzen waren 
nicht in der von mir erwarteten Mannigfaltigkeit 
vertreten. Namentlich vermißte ich gute Kassada- 
sorten. Hier und da werden Bohnenarten gezogen. 
Eine knollenartige Dioskorea-Art (Jams) pflanzen 
die Eingeborenen an Spalieren, welche mit verhält- 
nismäßig großer Sorgfalt angelegt sind. Der Jams 
von Fernando Poo soll von vortrefflicher Qualität 
sein und sehr große Knollen liefern. Die Ananas 
lernte ich nur in einer Varietät kennen, deren Früchte 
zwar klein bleiben, aber sehr füß sind und in großer 
Menge gebildet werden. 
In der Stadt Santa Isabel erregte ein hoher, 
kräftiger Eukalyptusbaum meine Aufmerksamkeit. 
Wenn Eukalyptus dort gedeiht, so braucht man auch 
in Kamerun die Hoffnung nicht aufzugeben, daß 
dieser Baum sich zur Austrocknung von Sümpfen 
nutzbar machen läßt. 
Die Gesellschaft Tordwest-Ramerun 
hat ihren Jahresbericht für 1905 erstattet. Aus 
diesem Bericht ist zu ersehen, daß die Nach- 
wirkungen des Aufstandes im Croß-Gebiet sich in 
elinigen Teilen der früher von der Gesellschaft mit 
Erfolg bearbeiteten Gebiete noch fühlbar machen. 
Dagegen hat sich die Pflanzung Abonando von den 
Folgen des Aufstandes völlig erholt und die darauf 
augelegten Kautschukkulturen stehen zufriedenstellend. 
Die Versuchsplantage Mundame ist um 1500 ha 
erweitert worden. 
Sampa. 
Amerikanisches Ronjulat. 
Das amerikanische Generalkonsulat in Apia ist 
durch eine Kongreßakte „To provide for the reor- 
ganization of the consular service of the United 
States“ in ein Konsulat umgewandelt und der bis- 
herige Generalkonsul Heimrod zum Konsul daselbst 
ernannt worden.
	        
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