Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Vorträge und Diskussionen sind abgedruckt in 
den „Verhandlungen des deutschen Kolonialkongresses 
1905 zu Berlin“ S. 343 ff. und S. 510 f. Berlin 
1906, Verlag von Dietrich Reimer. 
  
Bericht des Raiserlich deutschen Gesandten in Lifsabon 
lber das portugiesische Rolonial-Budget. 
Das vom Marineminister für das Rechnungsjahr 
1906/07 ausgearbeitete Kolonial-Budget ist vom 
König durch Dekret vom 29. August genehmigt und 
im Diario do Governo veröffentlicht worden. 
Die Gesamteinnahmen berechnen sich auf rund 
10 760 Contos de Röss = 47 344 000 Mk. und 
die Ausgaben auf 11 321 Contos = 49 812 400 Mk., 
so daß ein Fehlbetrag von 561 Contos — 
2 468 400 Mk. verbleibt. 
Nach der dem Dekret angefügten Tabelle be- 
ziffern sich für die elnzelnen Provinzen die Ein- 
nahmen und Ausgaben, wie folgt: 
Einnahmen: Ausgaben: 
Cabo Verdiei 383,5 408,5 Contos 
uins 55. 285,8 
S. Thome Principe 736.7 573,4 = 
Angolaaa 1517 2777,5 
Mogambicuu 5935,.2 5408,5 
Indidn ... 955,6 955,6 
Macau .. . . . . . .. 774,9 529,.,3= 
Timor ... . . . . .. 88,9 219,C —- 
imor 
Im Mutterlande zuerheben 112,5 ,- 
im Mutterlande 
zu zahlen. 
Hiernach haben die Provinzen S. Thomé und 
rincipe, Mogambique und Macau Einnahme- 
berschüsse von 162,3, 526,7 und 245,6 Contos. 
In Indien gleichen sich Einnahmen und Ausgaben 
aus. Die übrigen Provinzen schließen mit Fehl- 
beträgen ab. Für die Provinz Angola beläuft sich 
der Fehlbetrag auf 1260 Contos. Diese Provinz 
erfordert nach wie vor noch große Zuschüsse. Infolge 
der noch immer andauernden ungünstigen Handels- 
verhältnisse bleiben die Einnahmen hinter den Vor- 
anschlägen zurück, während die fortwährenden Auf- 
stände große Ausgaben für Militärzwecke nötig machen. 
In den letzten fünf Jahren mußte ein Defizit von 
16 Millionen Mark beglichen werden. In dieser 
Summe sind die Ausgaben für den Bau der beiden 
Eisenbahnlinien nicht inbegriffen. 
Durch die Vergleichung der Elnnahmen und 
Ausgaben mit den Mehr= und Minderbeträgen der 
elnzelnen Provinzen wird am besten der Gewinn- 
oder Verlustanteil in Prozenten auszudrücken sein. 
Cabo Verde .. ... — 25 Contos — — 6,5 % 
uinés. .. . ... — 30,8 — —12 = 
S. Thomse Principe + 163,3 — + 28,5= 
ngola... . . ... — 1260,6 - — — 88, 1- 
Awabigue + 526, 7 = + 90= 
a — — 
715 
  
Macau —+ 245,6 Contos = + 46,4% 
— 130,4 46,.7. 
Hiernach hat z. B. S. Thomé für einen Aus- 
gabenanschlag von 573 Contos einen relativ größeren 
Saldo als Mocambique, dessen Ausgaben sich auf 
über 5000 Contos belaufen. 
Timor steht bei der unbedeutenden Einnahme 
von 89 Contos mit dem unverhältnismäßigen Minus 
an der Spitze aller Provinzen. Dann erst kommt 
Angola, während die Fehlbeträge von Kap Verde 
und Guiné leicht auszugleichen sein werden. 
Die Hilfsquellen von Kap Verde sind nicht er- 
giebig, während Guins stetig vorangeht. Zum großen 
Teil ist dies dem Unternehmungsgeiste der dort 
arbeitenden deutschen Häuser zuzuschreiben, die den 
Handel fast ganz in Händen haben. 
Die ordentlichen Einnahmen verteilen sich, 
wie folgt: 
Direkte Steuern 
* — — 
3525,0 Contos 
Indirekte Steuern 3449,8 -— 
Nationaleigentum usw. 2758,0 
Ausgabenvergütng 60,0 
Im Mutterlande einzuzlehende 
Beträüägna 12,9 = 
Die ordentlichen Ausgaben verteilen sich auf: 
Allgemeine Verwaltung 2512,6 Contos 
Finanzverwaltung 757,.9 
Kultusverwaltung 315,5 
Militärverwaltung 3752,5 
Marineverwaltung 618,0 
Allgemeine Lasten 428.02 
Justizverwaltung 208,0 —- 
Verschledenes. 82000 
Rückstände 23,0 
Das Mutterland 162,9 
Von der für die Militärverwaltung ausgewor- 
fenen Summe nehmen für sich allein die beiden 
Provinzen Angola und Mogambique schon 83 Pro- 
zent in Anspruch. Daß diese großen Besitzungen 
mehr als 3000 Contos für militärische Zwecke ver- 
brauchen, erklärt sich leicht durch die besonderen 
Verhältnisse den Eingeborenen gegenüber. Nicht 
recht erklärlich ist, daß die seit einer Reihe von 
Jahren ruhige Provinz Portugiesisch-Indien mehr 
als 11 Prozent für militärische Zwecke erfordert. 
Im ganzen belaufen sich die ordentlichen Aus- 
gaben auf etwa 9599 Contos, wovon auf Heer und 
Flotte 45 Prozent und auf die allgemelne Verwal- 
tung 26 Prozent kommen. 
Durch das Dekret ist noch eine Anzahl von 
dem Minister vorgeschlagenen Maßregeln zur Besse- 
rung der wirtschaftlichen Lage in den Kolonien ge- 
nehmigt, und wird am Ende die Hoffnung ausge- 
sprochen, daß in nicht allzuferner Zeit die überseeischen 
Besitzungen auf eigenen Füßen stehen werden.
	        
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