Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

mitunter mit Erfolg. Zu erwähnen sind Kaffee, 
Kalao, Mais, Rami, Limonen, Tabak. Man nimmt 
an, daß die einzigen Pflanzen, die kaufmännischen 
Nutzen erzielen könnten, so lange der Arbeitermangel 
forkbesteht, Kautschuk, Kokosnuß, Faserstoffe sind, da 
deren Kultur nur eine verhältnismäßige geringe 
Summe von Arbeit erfordert. 
Die Kautschukbäume und Kautschuklianen gedeihen 
in der Kolonie in wildem Zustande. Man sagt, 
daß das Produkt des Ficus rigo, eines einheimischen 
Baumes, gleich, wenn nicht besser als das des Ficus 
elastica ist und nur von der Para übertroffen wird. 
In der Kolonie gibt es verschledene Plantagen, auf 
denen man Versuche mit eingeführten und einheimischen 
Arten macht. Eine große Zahl Pflanzen ist infolge 
nachlässigen Schneldens ausgegangen. Versuche der 
Reproduktion durch Stecklinge sind vollständig auf 
der Regierungsplantage zu Rigo gelungen. 
Das ganze Küstengebiet eignet sich vorzüglich 
zum Anbau der Kokosnuß. Bisher hatte der Ertrag 
der Kokosnüsse gerade den Bedarf der Eingeborenen 
gedeckt, aber der Anbau wird sich in Zukunft 
beträchtlich vermehren. Die Regierung hat Maß- 
regeln ergriffen, um die Anpflanzung dieser Bäume 
durch die Eingeborenen allgemein zu machen, und 
durch Privatunternehmungen sind Pflanzungen an 
verschiedenen Punkten der Kolonie gegründet. Bisher 
wurde die Kultur der Kokospalme hauptsächlich 
zwecks Ernährung der Eingeborenen betrieben, aber 
sie steigt mehr und mehr, da man schon mit der 
Kopragewinnung begonnen hat. 
Verschiedene einheimische Faserstoffgewächse, die 
zur Fabrikation von Seilen und Bindfäden geeignet 
sind, gedeihen im natürlichen Zustande, aber syste- 
matische Kultur scheint bisher wenig versucht zu sein. 
Wurzeln einer Pandanusart liefern eine Faser von 
großer Feinheit und hohem kaufmännischen Wert. 
Die Regierung versucht jetzt in Rigo in großer Aus- 
dehnung auf armem und felsigem Boden die Kultur 
von Sisalhanf, und der Erfolg hat den Erwartungen 
vollständig entsprochen. Unter günstigen Bedingungen 
scheint die Kultur des Manilahanfes ebenfalls 
möglich. 
Ein Pflanzer, M. John Clunn, hat, wie es 
scheint, erfolgreiche Versuche mit dem Anbau ver- 
schiedener Baumwollarten in der Gegend der Bai 
von Milne an der äußersten östlichen Spitze der 
Hauptinsel gemacht. Die Meinungen über den 
finanziellen Erfolg der Baumwollkultur in der 
Kolonie sind indes noch sehr verschieden. 
Auch der Kaffeekultur hat man die größte Auf- 
merksamkeit zugewendet. Versuche in den Astrolabe= 
bergen, nicht weit von Port-Moresby, zeigen, daß 
die arabischen und liberianischen Sorten Früchte mit 
ausgezeichnetem Aroma hervorbringen. 
Sandelholz wird seit mehreren Jahren in be- 
trächtlichen Quantitäten ausgeführt. Im Innern 
sind trotzdem große Mengen vorhanden, aber die der 
Küste benachbarten Wälder beginnen, sich zu er- 
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schöpfen. Das Sandelholz wächst sehr langsam, und 
wenn der Prels dafür nicht eine ganz anormale 
Steigerung erfährt, der die Ausbeutung entfernterer 
Wälder gestattet, wird die Produktion für einige 
Jahre stille stehen. 
Unter den häufigsten Waldbäumen kann man den 
Eankalyptus, die Zeder, den Ebenholzbaum, den Teak- 
baum nennen. Kaufmännische Ausfuhr von Bau- 
hölzern dürfte sich in naheliegender Zeit des teuren 
Transportes wegen nicht ermöglichen lassen. 
Sago dürfte wichtiges Ausfuhrprodukt werden. 
Man glaubt, daß Tausende von Tonnen in der Kolonie 
geerntet werden können. 
Einheimisch sind auch verschiedene Zuckerrohrarten. 
Die reichen vom Fly bewässerten Ländereien im 
Westen bieten welte Strecken, die für die Zucker- 
rohrkultur günstig sind. 
Die Hall Sound Company hat mehrere Arten 
von Tabak der Eingeborenen sowie kubanische und 
andere Sorten angepflanzt. lber die Resultate ist 
bisher nicht viel bekannt geworden. 
Produkte der See. 
Als Produkte des Meeres, das die Kolonie be- 
spült, sind vor allem Perlmutter und Perlen, ferner 
Trepang und Schildkröten zu nennen. Auch sind die 
Gewässer Neu-Guineas fischreich. 
Den Hauptgegenstand der Perlenausterfischerei 
bilden nicht die Perlen, sondern die Perlmutterschale, 
die nur zufällig die Perle enthält. Letztere ist be- 
kanntlich ein anormales pathologisches Produkt der 
Auster und kommt selten vor. Zuweilen öffnet man 
3000 bis 4000 Schalen, ohne eine einzige wertvolle 
Perle zu finden. Die Austerfischerei mittels Taucher 
ohne Apparat beginnt zu schwinden und der Ge- 
brauch des Skaphander wird allmählich allgemein. 
Dank diesem kann auch der tiefer gelegene Meeres- 
boden ausgebeutet werden. 
Eine Flottille für den Perlmutterfang besteht 
gewöhnlich aus einem Schoner von 150 Tonnen 
oder weniger und aus mehreren Luggerschiffen, von 
denen jedes ein Dutzend Tonnen hält. Sie bleibt 
so lange auf See, als das Wetter es erlaubt. Jeder 
Lugger hat einen Taucher bei sich, der das Fahrzeug 
leitet, einen Hilfstoucher und vier Mann für die 
Arbeit an der Pumpe. Gewöhnlich sind dies 
Papuas, Malaien oder Japaner. Täglich werden 
die Muscheln von den Luggers auf den Schoner 
gebracht, wo sie geöffnet, gereinigt und verpackt und 
dann auf den Tender gebracht werden, der sie 
an das Land führt. Man sammelt zwei bestimmte 
Perlmuschelarten; die eine, die Meleagrina Mar- 
garitifera, ist die größere und von weißer Farbe, 
die k-einere, Meleagrina Rudiata, ist schwarz ge- 
randet. Die weiße Varietät hat höheren Wert. 
Da die bisherigen Taucherapparate nicht sehr 
leistungsfähig sind, ist der Fang regelmäßig auf Ge- 
wässer von nicht mehr als ungefähr 36 m Tlefe 
beschränkt. Manche Taucher wagen sich allerdings 
 
	        
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