in Tiefen von mehr als 60 m, wo sie die Muscheln
in viel größerer Anzahl finden; aber der zu große
Wasserdruck läßt sie manchmal diesen Versuch mit
dem Leben bezahlen. Zur Fabrikation größerer Gegen-
stände, wie z. B. Griffe zu Dessertmessern, wird
die weiße Art benutzt. Sie liefert auch die größten
und feinsten Perlen. Die schwarze Schale ist härter
als die weiße. Man findet sie hauptsächlich auf den
Korallenbänken. Aus ihr werden besonders Knöpfe
fabriziert. Fast alle Perlenmuscheln werden auf den
Londoner Markt gebracht, wo sie auf Auktionen
verkauft werden. Die ganze nördliche Küste des
australischen Kontinents ist eine Helmat der Perl-
muscheln. Die Torresstraße war während langer Jahre
das Arbeitsfeld einer ganzen Anzahl von Fischer-
flottillen, deren Stützpunkt die Insel Jendi war. Das
Sinken der Perlmutterpreise in London im Jahre
1905, die wachsende Schwierigkeit, in der Torres-
straße ein genügendes Quantum Muscheln zusammen-
zubringen sowie die Erhöhung der Löhne für die
Weißen, die durch die australische Gesetzgebung allein
zur Fischerel zugelassen sind, haben die Wirkung
gehabt, daß die Mehrzahl der Flottillen aus der
Torresstraße nach Niederländisch-Indien gegangen
ist, während die übrigen vorläufig zur Untätigkeit
gezwungen sind. In dem eigentlichen englischen
Neu-Gulnea gibt es nur wenig Austernbänke, deren
Ausbeutung sich unter den jetzigen Bedingungen ver-
lohnte. Einige solche Bänke findet man auch auf
den Inseln Trobriand und im Archipel der Loui-
siaden. Erst die Erfindung eines Skaphanders, der
starkem Wasserdruck widersteht, würde es ermöglichen,
die ungemein reichen Lager der Kolonie hinreichend
auszubeuten.
Die Korallenbänke in der Torresstraße, im
Papuagolf und an der Nordostküste von Queensland
tragen Echinodermen von lockerer Konsistenz aus der
Familie der Asterien, die man Seewalzen oder Tre-
pang nennt. Gekocht, gereinigt und gerüuchert
werden sie nach China exportiert, wo sie mitunter
bis 6000 Fr. pro Tonne einbringen. Die Chinesen
bereiten von diesen Trepangs eine Suppe, die vor-
züglich sein soll.
Auch die ihrer Schale wegen sehr gesuchte Meer-
schildkröte, Coretia imbricata, wird in der Torres-
straße viel gefangen.
Fischfang in westafrikanischen Flüffen.
Über die Art, wie die Neger in westafrikanischen
Flüssen die Fischerei ausüben, bringt das „Bulletin
de la Soeciété Royale Belge de Géographie“
einige interessante Mitteilungen.
Die Art der Neger, Fische zu fangen, ist sehr
mannigfach und wechselt je nach der Tiefe und
Strömung der Gewässer.
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Bei kleinen Flüssen werden Barren errichtet, in
denen sich, wie in elnem Fischbehälter die Fische,
Krabben, Taschenkrebse und anderes anhäufen, so-
weit sie das Wasser hineinspült. In diese künstlichen
Gruben begeben sich dann die Frauen und schöpfen
die darin befindlichen Tiere mit wannenförmigen
Körben heraus, wobei natürlich ein gutes Teil ent-
wischt.
Bei Gewässern mittlerer Tiefe errichten die
Neger an den Ufern eine Art Fischreusen, indem sie
die Mündungen der kleinen Krieks mit soliden Matten
umgeben, die bis zum Grunde gehen und auf langen
Pfählen einen wagerechten Plan tragen. Man
sammelt in diesen Reservoiren die Fische wie in den
mit Barren abgeschlossenen Flüssen. Zuweilen um-
schließt die Matte nur einen Raum von einigen
Kubikmetern Wasser. In dlesem Fall macht man
eine Offnung von 50 bis 60 cm nach der Strömung
zu und wartet darauf, daß die Bewohner der
Gewässer in diese elementare Falle gefälligst hin-
eingehen.
Das sind alles sehr primitive Prozeduren, die
nur von den Eingeborenen, welche mehr Landbebauer
sind, angewendet werden.
Eine andere Art des Fischfangs, die melst ge-
elgnet ist, schlechteste Ware, die zwischen den Wasser-
pflanzen lebt, zu fangen, besteht darin, unter diesen
Pflanzen umherzugehen und weite ovale Körbe mit
verschiedenen Abtellungen, die manchmal eine Länge
von 2 bis 2,50 m, eine Breite von 50 cm bis 1,50 m,
und so tief wie breit sind, langsam herauszuziehen.
Die Maschen dieser Art Netze sind natürlich sehr
eng. Es sind meist Frauen und Kinder die auf
solche Art fischen.
Die Männer liegen einer gewinnbringenderen
Tätigkeit im Flußbett selbst ob.
Da, wo der Strom nur von mittlerer Stärke
ist, kommen die Pirogen paarweise hin. Jede der-
selben trägt ein einfaches Fischernetz, dessen oberer
Rand mit Schwimmern besetzt und dessen unterer
mit Steinen beschwert ist. Die Plrogen werden
vorwärts gerudert, indes ein Mann in jeder der-
selben das Netz auswirft. Indem die Boote dabei
einen Halbkreis beschreiben, verelnigen sie sich mehr
stromaufwärts. Große Fische fangen sich gewöhnlich
mit den Kiemen, indem sie zu entwischen suchen und
man hat nur nötig, sie aus dem Netz zu nehmen.
Diese Art zu fischen, die gewöhnlich sehr große
Stücke llefert, erfordert eine lange und anstrengende
Arbeit, weil oft zwei Drittel des Netzes fast ohne
Fang bleiben.
Kleine Fischnetze von etwa 2 m Länge werden
oft von den Frauen oder Knaben zwischen den
Felsen in der Nähe der Wohnplätze gelegt; sie
haben enge Maschen, da sie bestimmt sind, kleinere
Tiere zu fangen.
Am gebräuchlichsten ist der Fang mit Reusen.
Die Reusen von konischer Form, die an der Offnung
0,50 bis 1,50 m weit und oft mehr als 2 m lang