Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

kommen von Kautschukpflanzen gerichtet und dabei 
konstatiert, daß im Budduwald selbst verwertbare 
Kautschukpflanzen nicht vorkommen, während in dem 
benachbarten Bunjako die wertvolle Kautschukliane 
Clitandra orientalis K. Schum. wächst, welche 
auch zuerst von Dr. Stuhlmann um Bukoba auf- 
gefunden wurde, während ferner in dem südlich von 
Buddu gelegenen Dumuwald, der von der Nord- 
grenze Deutsch-Ostafrikas nur wenige Meilen ent- 
fernt ist, eine neue Kantschukliaue, Landolphia 
Dawei Stapk, die wertvollste von ganz Uganda, 
sehr häufig ist. Dieselbe Art wurde auch, allerdings 
nur spärlich, in dem 300 m höher gelegenen Wald 
von Ankole am Ostuser des Albert Edwardsees 
gefunden. Im Gebiet des Semliki, südwestlich vom 
Albert Nyanza kommt die Olpalme Elaeis guineensis 
stellenwelse häufig vor; der häufigste Baum aber ist 
daselbst Cynometra Alexandri C. H. Wright, 
(„Muhinda“), ein sehr stattlicher und wertvoller 
Baum, der zur Blütezeit wie von Schnee bedeckt 
erscheint. Dawe bemerkt, daß er bei seinen aus- 
gedehnten Forschungen konstatiert habe, daß da, wo# 
dieser Baum vorherrschend auftritt, der Boden ziemlich 
trocken ist und Kautschuklianen fehlen. Die wert- 
vollsten Wälder sind der Bugomawald und der 
Budongawald in Unyoro, östlich vom Albert Nyanza. 
Im Bugomawald wachsen die wichtigen Kautschuk- 
lianen Landolphia Dawei und Clitandra orien- 
talis, außerdem aber auch Kickxia elastica Preufs. 
Letztere ist aber ganz besonders häufig in dem 
350 engl. Quadratmeilen großen Budongawald, 
überall da, wo nicht Cynometra herrscht. Dieser 
Wald ist auch reich an wertvollen Mahagonihölzern 
aus der Familie der Meliacea: Pseudocedrela 
utilis Sprague et Dawe und Khaya anthothera 
C. DC., welche letztere auch im Semlikiwald vor- 
kommt. 
Diese Angaben dürften genügen, darauf hinzu- 
weisen, wie wertvoll die Wälder in der Nachbar- 
schaft des Victoria Nyanza, des Albert Edward= und 
Albertsees sind. Auch das ganze Gelände um den 
Kiwusee und den nördlichen Teil des Tanganylkasees 
ist botanisch noch fast gänzlich terra incognita. Der 
botanischen Erforschung bietet sich in diesen Gebieten 
ein äußerst dankbares Feld. Wichtig wäre, namentlich 
nach Kautschuklianen und Kickxia elastica, sowie 
nach wertvollen Nutzhölzern zu suchen und festzu- 
stellen, welche Geblete in Zukunft auch für den An- 
au von Kickxia elastica in Betracht kommen 
könnten. 
Der Butterbaum. 
Der im ganzen tropischen Afrika verbreitete, zur 
großen Familie der Sagobäume gehörige Shea- 
oder Shibaum ist von hohem Wuchs und bildet 
oft natürliche große Bestände, wobei er im all- 
gemeinen trockene und steinige Orte bevorzugt. Der 
Baum hat ein sehr schönes rotgefärbtes, festes Holz. 
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Von großem Wert ist das Fett, das man aus seinen 
Samen gewinnt. Der Samen seeckt meist einzeln, 
etwa taubeneigroß in der Frucht, welch letztere das 
Aussehen und die Größe einer kleinen Melone hat. 
Nach Entfernung der Samenschale erhält man eine 
breiige, ölige Masse, aus der durch Kochen oder 
Pressen die Pflanzenbutter gewonnen wird. 
Nach dem Notizblatt des Botanischen Gartens 
in Berlin erhält die Masse 27 bis 30 v. H. Fett. 
Das Fett ist eßbar, es riecht ähnlich wie Kakao- 
butter und ist leicht löslich. Für die Waldzone 
Afrikas ist dieser Baum von ebenso großer Wichtigkeit 
wie die Olpalme für die tropischen Regionen des 
Landes. Bis jetzt hat man die Pflanzenbutter 
noch nicht nach Europa transportiert. Zwar besteht 
ein nicht unbedeutender Export, jedoch findet der- 
selbe ausschließlich nach den benachbarten afrikanischen 
Gebleten statt. So z. B. betrug nach M. W. Busse 
der Export nach Togo im Jahre 1903 etwa 40 600 kg, 
1903 nach der Goldküste 32 800 kg. Es kann 
jedenfalls als feststehend angesehen werden, daß, 
wie Semmler bereits in dem zweiten Band der 
zweiten Auflage der „Tropen-Agrikultur“ hervor- 
hebt, die rationelle Kultur des Butterbaumes zu 
denselben lohnenden Erfolgen führen würde wie die 
der Kokusnuß. 
Man hat aber auch bereits auf dem Kontinent 
die große Nützlichkeit dieses Baumes zu würdigen 
angefangen. In Frankreich hat sogar bereits heftiger 
Meinungsaustausch bezüglich des Planes, die Einfuhr 
dieses Artikels gesetzlich zu regeln, stattgefunden. 
Die Eingeborenen Westafrikas benutzen noch den 
unterhalb der Rinde des Butterbaumes sich an- 
sammelnden Milchsaft zu ollerlei Zwecken. Zur Ge- 
winnung des Saftes werden die Bäume in der 
Trockenzeit jährlich einmal angezapft, indem man 
ein etwa talergroßes Stück der Baumrinde heraus- 
hebt. Der aus dieser Offnung hervorquellende 
Milchsaft verdickt sich schnell und wird alsdann in 
Klumpen von den Eingeborenen abgesommelt. Er- 
wärmt und mit ein paar Tropfen Ol verrührt, dient 
ihnen die Masse als Leim für den Vogelfang oder 
aber sie verwenden den noch nicht ganz erstarrten 
Stoff als Unterlage und Halt für farbige Federn, 
Perlen, Metallplättchen und ähnliche Artikel, die ihnen 
als Schmuck dienen. 
Als erster Europäer hat wohl Sir J. Hooker 
im Jahre 1885 darauf aufmerksam gemacht, daß 
der Butterbaum wegen seines Guttaperchagehaltes 
wohl geeignet wäre, bis zu einem gewissen Grade 
den Gummibaum zu ersetzen, später hat auch 
Haeckel Studien über dieses Thema veröffentlicht. 
Genauere Details über die Entwicklungsgeschichte der 
Produkte des Butterbaumes findet man in der 
untenstehend noch näher zitierten Broschüre Dr. 
Fendlers, ferner bei dem Franzosen Vuillet und 
in den Aussätzen der „Gummi-Zeitung“ von Franck 
und Marckwald und in der Zeitschrift „Le caout- 
chuc et la guttapercha“ 1905 von Ackermann.
	        
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