Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

des Schutzgebietes in Frage kommen. Jedenfalls 
empfiehlt es sich, dort Versuche anzustellen, für welche 
aussichtsreich erscheinen: Gerbstoffhaltige Pflanzen, 
(Gerberakazie), Gummi Arabikum und eventuell 
Guayulekautschuk, Faserstoffe, (Baumwolle, Agaven, 
Sansevleren), Da hierbei das Campbellsche System, 
bas im wesentlichen die Zurückhaltung der zu schnellen 
Verdunstung bezweckt, große Vorteile in Aussicht 
stellt, so beschließt das Komitee 
1. mit dem Gouverneur von Lindequist in Ver- 
bindung zu treten, um einen von diesem emp- 
fohlenen praktischen Farmer aus Deutsch-Süd- 
westafrika nach Lincoln (Nebraska) zu entsenden, 
damit er dort möglichst im Verein mit einem 
wissenschaftlich gebildeten landwirtschaftlichen 
Sachverständigen das Campbellsche System an 
Ort und Stelle studiert und dasselbe eventuell 
nach Südwestafrika überträgt, 
2. einen landwirtschaftlichen Sachverständigen zu 
beauftragen, die eventuell für Südwestafrika 
passenden Exportkulturen Mexikos zu studieren 
und Saatmaterial hiervon nach Südwestafrika 
zu senden, 
4die klimatischen Witterungs= und Bodenverhält- 
nisse in den Eisenbahn-Interessengebieten im 
nördlichen Deutsch-Südwestafrika möglichst genau 
zu erkunden und die Einführung von Export= 
kulturen vorzubereiten. 
Über wirtschaftliche Studien in Ostafrika 
berichtete Herr Arendt bei den Verhaondlungen des 
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees: 
Die im Sommer ausgeführte Reise der Reichs- 
tagsabgeordneten sei von hohem wirtschaftlichen Inter- 
esse gewesen. Er habe sein besonderes Augenmerk 
auf die volkswirtschaftlch wichtigen Produkte wie 
Hanf, Kautschuk, Baumwolle, gerichtet, deren Kulti- 
vierung er für sehr aussichtsreich hält. Auch die 
Lage der Kaffeepflanzungen sel bei rationellem Be- 
trieb und günstigerer Marktlage durchaus nicht aus- 
sichtslos. Redner verbreitet sich dann über die 
einzelnen Kulturen, über den aussichtsvollen Baum- 
wollbau, die Rentabilität der Sisalagaven, die viel- 
versprechende Kautschukkultur usw. Besonderes Inter- 
esse verdiene die Sansevierenausbeutung durch maschi- 
nelle Aufbereitung und Holzexport. Eine Ausstellung 
von Sansevierenpflanzen und verschiedene Arten 
Hölzer ergänzten den interessanten Bericht. 
Dr. Arendt glbt schließlich seiner Überzeugung 
Ausdruck, daß es in der Hauptsache darauf ankomme, 
leistungsfähige Transportmittel, also Elsenbahnen, zu 
schaffen, um unsere ostafrikanische Kolonie mit der 
Zeit finanziell selbstständig und für das Mutterland 
nutzbringend zu machen. 
Die Expedition der wirtschaftlichen und 
technischen Eisenbahnerkundung des mittleren 
Teiles von Deutsch-Ostafr ika ist am 20. August 
von Daressalam aufgebrochen, hat am 3. September 
Morogoro, am 18. September Mpapua und über 
Kondoa-Irangi am 1. Oktober Kilimatinde und am 
6# 
758 
  
17. Oktober Tabora erreicht und wird nunmehr die 
Tanganikaseeländer bereisen. 
Wegen verschiedenartiger Auffassung der Tages- 
presse hinsichtlich Eisenbahnerkundungen in Afrika 
veröffentlicht das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee 
seinen diesbezüglichen Standpunkt: 
Zur Schaffung von Unterlagen für einen plan- 
mäßigen Eisenbahnbau im Schutzgebiet und zur 
Klärung der in Frage kommenden Interessengebiete 
sind objeltive wirtschaftliche und technische Erkundungen 
erforderlich. Zweck der Erkundungen ist: die Ren- 
tabilitätsaussichten nach Möglichkeit festzustellen um 
Fehlschlöge zu verhüten; die Ergebnisse der Erkun- 
dungen sollen als Material für die Regierung, 
Reichstag und Eisenbahninteressenten dienen. 
Für den Zeitpunkt der Inangriffnahme des Baues 
der einzelnen Bahnlinien innerhalb des Elsenbahn- 
bauplanes sind dann eine Reihe von Faktoren ent- 
scheidend, wie die Pläne fremdländischer Konkurrenz- 
bahnen, die jewelligen politischen und wirtschaftlichen 
Verhältnisse des Mutterlandes und der Kolonie, das 
Interesse und die Willigkeit des Privatkapitals und, 
soweit es sich um Regierungsbahnen oder Privat- 
bahnen mit Zmsgarantie oder Konzessionen handelt, 
der Reichshaushalt und die Bereitwilligkeit des Reichs- 
tags. Verkehrt wäre es, durch eine Agitation eine 
Bahnlinie gegen die andere auszuspielen, da dies 
erfahrungsgemäß nur hemmend auf die Entwicklung 
der Kolonialen Eisenbahnpolitik einwirkt. 
Maßnahmen zur Vermehrung der Baum- 
woll-Produktion in den deutschen Kolonien: 
Mit Rücksicht auf die volkswirtschaftliche Be- 
deutung der Baumwollfrage und auf den Umfang 
der Arbeiten des Baumwollunternehmens hat das 
Komitee eine Baumwollbau-Kommission eingesetzt, be- 
stehend aus Vertretern der deutschen Baumwoll- 
Induftrie, der Baumwoll-Interessenten in den Kolo- 
nien und sonstigen Sachverständigen. 
Die Baumwollkulturversuche in Togo haben 
bisher eine Qualität ergeben, welche drei bis acht 
Pfennige höher wertet als Middling amerikanisch. 
Die Kalkulation der Togobaumwolle ist in dem Be- 
richt VII: „Deutsch-koloniale Baumwollunterneh- 
mungen“ enthalten. Während vor dem Jahre 1901 
kein Pfund Baumwolle aus Togo ausgeführt wurde, 
betrug die Ernte 1905 über 800 Ballen à 500 
Pfund. 
Die Verfügung über entsprechende Mittel vor- 
ausgesetzt, sollen die folgenden Maßnahmen im Rahmen 
des Arbeitsplanes der deutsch-kolontalen Baumwoll- 
unternehmungen für die Jahre 1907, 1908 und 
1909 zur Ausführung gebracht werden: 
Togo. 
a) Die Vergrößerung der Baumwollschule des 
Kolontal-Wirtschaftlichen Komitees in Nuatschä durch 
Vermehrung der Schülerzahl von 100 auf 200 bis 
300 und dementsprechende Ausdehnung der Ver- 
suchspflanzung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.