Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Vorderladern bewaffneten Hilfskriegern, das De- 
tachement Kilimantinde mit 1 Offizier, 1 Sanitäts- 
offizier, 1 Unteroffizier, 1 Maschinengewehr, 45 As- 
kari, das Detachement Moschi mit 1 Offizler, 1 Unter- 
offizier, 1 Sanitätsunteroffizier, 1 Maschinengewehr, 
40 Askari, 34 Stationsträgern mit Gewehr 71 
ausgebildet und bewaffnet, annähernd 400 Masai- 
hilfskriegern. Diese für hiesige Verhältnisse über- 
wältigende Machtentfaltung hat nur weiteres Blut- 
vergießen und weiteren Verlust an Vermögen und 
Zeit erspart. 
2 Tage nach Eintrefsen des Uffertschen Briefes 
in Moschi war unter den Wadschagga die Nach- 
richt vom Irakuaufstand bekannt. Ebenso schnell 
wird durch die mich begleitenden Wadschaggo, die 
Träger, Askari, Askariboys usw. die Nachricht von 
den vielen Europäern und Askari, welche in Iraku 
zur Bestrafung der Eingeborenen zusammenge- 
kommen waren, verbreltet sein. Wenn die Wa- 
dschagga überhaupt an einen Aufstand gedacht haben, 
so ist ihnen jetzt sicher unsere Macht derartig be- 
kannt geworden und ein solcher Schreck eingejagt 
worden, daß ein Wadschaggaaufstand nicht mehr zu 
befürchten ist. Die schnelle Machtentfaltung in 
Jraku wird nicht nur hier, sondern auch im ganzen 
Moschi-, Kondoa= und Nord-Kilimatindebezirk für 
vlele Jahre einen solchen Eindruck hinterlassen, doß 
irgendwelche größeren Echebungen in diesen Gebieten 
für längere Zeit als so gut wie ausgeschlossen be- 
zeichnet werden können. 
Der Grund des Ausfstandes ist meines Er- 
achtens hauptsächlich darin zu suchen, daß größere 
mili#tärische Machtentfaltungen in den letzten Jahren 
hier nicht stattgefunden haben, und daß einige Unter- 
häuptlinge der Ehrgeiz geplagt hat, sich selbständig 
zu machen und Häuptling Isara zu stürzen. Wahr- 
scheinlich hatte Dagaro die Absicht, sich zum Häupt- 
ling aufzuwerfen. Als findiger Kopf benutzte er 
die Steuer als Agitationsmittel. Ob das Gerücht, 
daß alle Europäer tot wären, von ihm erfunden ist, 
oder ob es fremde Einflüsterungen gewesen sind, 
habe ich nicht feststellen können. Ebenso kann nicht 
gesagt werden, ob der Ausstand in Iraku mit dem 
Aufstand im Süden bzw. Zouberern aus dem 
Süden in irgendwelcher Verbindung stand. Das 
Eingreifen der Truppen geschah zu überraschend und 
der Aufstand ist zu schnell niedergeworfen, um 
irgendwelche sichere Aufllärung über den Zusammen- 
hang und die Absichten der angrenzenden Land- 
schaften gewinnen zu können. Die vernommenen 
Leute sagen immer aus, sie wären Freunde der 
Regierung und hätten nur Krieg gemacht, well ihr 
Unterhäuptling es ihnen befohlen hätte. Vielleicht 
wird im Laufe der Zeit hierüber näheres bekannt 
werden. . 
Nach den militärischen Erfolgen und dem Ein- 
treffen immer neuer Europäer und Truppen war es 
zu sehr erklärlich, daß die Aufständischen schnell 
jeden Mut verloren und um Unterwerfung baten. 
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Anfangs wurde Auslieferung der Rädelsführer Da- 
garo und Gehandu verlangt (Tarimu und Gadue 
waren in den Kondoabezirk entflohen). Da ich die 
Überzeugung gewann, daß nur die treuesten An- 
hänger der Rädelsführer ihren Versteck kannten, und 
der Häuptling Isara sagte, die vier Führer würden 
im Laufe der Zeit von ihren Leuten verraten bzw. 
ausgeliefert, so wurde die Bedingung der Aus- 
lieserung fallen gelassen. In der Nacht vom 16. 
zum 17. Juli wurde der Aufenthalt Gehandus ver- 
raten, er wurde von einer Patrouille der 5. Kom- 
pagnie festgenommen. Die Aufständischen sind jetzt 
zum größten Teil aus dem Busch in ihre Häuser 
zurückgekehrt und liefern die Waffen ab. Sie er- 
klären sich alle berelt, die Befehle der Regierung 
und ihres Häuptlings zu befolgen und Steuern zu 
zahlen. Die Unterhäuptlinge, welche nicht unbedingt 
von vornherein zu Isara gestanden haben, sind ab- 
gesetzt. An ihre Stelle sind Vertrauensleute von 
Isara getreten. Iraku ist jetzt vollständig beruhigt 
und steht unter der Leltung des Häuptlings Isara. 
Uber die im Süden getrennt wohnenden Wataturn 
herrscht der Häuptling Mansa wie zuvor. 
Der erste Dampspflug im tropischen Afrika 
(System Fowler) mit Zwei-Lokomotiven-Betrieb 
wird jetzt von dem Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee 
im Baumwollbezirk Saadani in Deutsch-Ostafrika 
in Betrieb gesetzt. Dort haben außer dem Komitee 
deutsche Siedler, ägyptische Baumwollfirmen und 
Eingeborene insgesamt 22000 Hektar für den 
Baumwollbau zur Pachtung bezw. Kauf beim 
Kaiserlichen Gouvernement angemeldet. Nach den 
gesetzlichen Bestimmungen muß jährlich mindestens 
ein Zehntel unter Kultur genommen werden. Der 
Dampfpflugbetrieb in Saadani soll vorbildlich nicht 
allein für die Baumwollplontagenkultur, sondern 
auch für die gesamte tropische Landwirtschaft wirken- 
Der maschinelle Betrieb soll dem periodischen 
Mangel an Arbeitern und Vieh abhelfen. 
Die Güte des Baumwolllandes in Saadan: 
geht u. a. aus dem Gutachten über die Saadani 
Mitafifi-Baumwolle hervor, welche von den deut 
schen Spinnereien als besser wie die beste Ober- 
ägyptische, als seidig und feinfaserig und von einem 
Stopel von 24 bls 30 mm bezeichnet wird. Der 
Wert wird auf 80 bis 85 Pfg. pro ½ loko Bremen! 
geschätzt. 
Apostolijches Vitariat Daressalam. 
Nach einem Dekret der Propaganda in Rom 
vom 10. August d. Is. führt das bisher „Süd- 
Zanzibar“ genannte Apostolische Vikarlat die Be- 
zeichnung „Daressalam“.
	        
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