Führung des Hauptmanns Schniewindt erhielt gleich-
zeitig Befehl, durch Kongoa auf Ndu zu marschieren.
Der letzteren gelang es, ohne sechten zu müssen,
im Kongoo-Lande geordnete Verhältnisse her-
zustellen, dagegen stießen beide Abtellungen noch
Ende Februar im Ndu-Geblet auf heftigen Wider-
stand. Nur dem guten Zusammenwirken der
6. Kompagnie und der Abteilung Schniewindt ist
es zu verdanken, daß nach hartnäckigen Kämpfen
sowohl die Ndu-Leute wie die dorthin geflohenen
Mbo, darunter der Sohn des gefallenen Ober-
häuptlings Elumbuko von Singam, ihre Unter-
werfung anboten. Infolge der schweren Verluste,
welche die Mbo= und Ndu-Bewohner erlitten hatten,
baten alle Kabo-Dörfer um Frieden, sobald die
Abteilung Schniewindt sich von Kongoa aus dieser
Landschaft näherte. Die immer noch unbotmäßige
Mama-Dorsschaft war somit gegen Mitte März von
allen Seiten von besiegten Stämmen umschlossen.
Dies veranlaßte am 19. März 1906 schließlich auch
den Häuptling Samakonde von Mama, einen der
Haupturheber der ausständischen Bewegung, sich zu
ergeben.
III. Erfolge der Expedition.
Der Expedition ist es gelungen, sämtliche Berg-
völker zwischen Menua, Fi, Kabo-Straße und
Mbu-Ebene zu unterwerfen. Diese Aufgabe erwies
sich hauptsächlich deshalb als sehr schwierig und
zeitraubend, weil alle diese Stämme in engen Be-
ziehungen zueinander stehen. Infolgedessen wich
der Gegner, sobald er im eigenen Lande Nieder-
lagen erlitten hatte, stets in die Nachbargebiete aus
und mußte dorthin verfolgt und von neuem gestellt
werden. Die Verluste des Gegners waren, wie
nach fast allen Gefechten festgestellt werden konnte,
sehr bedeutend. Die elgenen Gesechtsverluste der
Expedition betrugen:
1 Offizier tot (Leutnant Förtsch),
4 europäische Unteroffiziere leicht verwundet
(Feldwebel Merz, Sanitätsfeldwebel Scheer und
Wenzel, Büchsenmacher Eichenhofer),
11 farbige Soldaten tot,
9 farbige Soldaten schwer verwundet,
8 farbige Soldaten leicht verwundet.
Außerdem, starben Amoßte von Kerenheigen
zier Barthel),
"n farbige Soldaten. —
Als Friedensbedingung wurde überall, wie vom
Kaiserlichen Gouvernement befohlen, die Gestellung
von Strafarbeitern gefordert. Bis jetzt sind als
solche 449 Männer zur Küste gesandt worden.
Wenn dies auch eine empfindliche Schädigung der
Gefechtskraft der unterworfenen Stämme bedeutet,
so erschien trotzdem die dauernde Befriedung der-
selben bei ihrem zähen und kriegerischen Charakter
nur dann gesichert, wenn das Mbo-Land — das
Herz des Aufstandsgebiets — durch einen Offiter-
posten in Stärke von 2 Europäern, 40 Soldaten
774
und einem Maschinengewehr besetzt wurde. Der-
selbe ist nach Eintreffen der Genehmigung des
Kaiserlichen Kommandos an dem als militärisch und
politisch wichtig erkannten Punkte von der 8g. Kom-
pagnie errichtet worden.
Dadurch ist es auch ermöglicht, für die Zukunft
ohne jegliche Gefahr Transporte von der Küste
auf dem kürzeren Wege über Kumba, Mbo-Posten
nach Fontem zu geleiten, womit nicht nur eine
Entlastung der Ball-Straße, sondern auch eine
wesentliche Zeitersparnis verbunden ist.
Die gründliche Befriedung der zwischen dem
Menuafluß und der Kabostraße sitzenden Bergvölker
lelstet Gewähr dafür, daß bei elner späteren Fort-
führung der Eisenbahn vom Manenguba-Gebirge
nach Bamum die hierzu erforderlichen Arbeiten
keinerlei Störungen seitens der Bewohner erfahren
werden.
IV. Erfahrungen der Expedition.
1. Bei Elnmarsch getrennter Abtellungen in
ein zu unterwerfendes Bergland empfiehlt es sich,
die Kolonnen so anzusetzen, daß möglichst schon
am ersten Gesechtstage eine Vereinigung eintritt.
. Es Ist erstrebenswert, die Vormarschwege
durch farbige Patrouillen vor Einrücken der Ab-
teilungen selbst möglichst vom Feinde zu säubern
und freizuschlagen, um die Verschanzungen des
Gegners aufzudecken. Das Freischlagen der Wege
erwies sich auch im weiteren Verlauf der Expeditlon
als ein nie versagendes Mittel, um ein schnelles
Hin= und Herschieben von Truppentellen ohne Ver-
luste zu ermöglichen.
3. Da der Munitionsverbrauch im Bergkriege
erfahrungsgemäß bedeutend ist, erscheint die Anlage
von Munitlonsdepots an den Grenzen des feind-
lichen Gebietes wünschenswert, um, ohne die Träger-
zahl unnötig zu vergrößern, eine rasche Munitions=
erganzung zu gewährleisten.
Das der 6. Kompagnie mitgegebene
Moschinewebeeh auf Dreifußgestell hat der Expe-
dition durchweg gute Dienste getan.
Dagegen erwies sich die Leistungsfähigkeit des
Maschinengewehrs der 8. Kompagnie auf Schlitten
bei den hiesigen schwierigen Geländeverhältnissen
als nur beschränkt, da seine Beweglichkeit in hori-
zontaler wie in vertikaler Richtung nicht aus-
reichte. — Das Mitführen möglichst mehrerer
Maschinengewehre halte ich beim Kampf im Berg-
lande für dringend notwendig.
5. Die Leuchtpistolen haben sich in vielen
Fällen vorzüglich bewährt, so insbesondere beim
Durchstoßen der Patrouille Werner von Ngungu
nach Lager bei Singam. Die weißen Raketen sind
den roten infolge ihrer bedeutend größeren Leucht-
kraft bei weitem vorzuzlehen.
6. Von großem Vorteil für die Expedition
war der Umstand, daß die zu unterwerfenden Land-
schaften teilweise bereils geogrophisch erkundet waren