Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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sind unbewohnt. Sie weisen einen Bestand von 
etwa 300 Palmen auf. Wie ich in Lamutrik 
erfuhr, von wo sonst regelmäßig Besuche dort 
abgestattet werden, waren Leute aus Ifaluk bis 
vor kurzem auf Olimarau gewesen. Die südliche 
Insel (Falipi) hat durch die Flut schwer gelitten. 
Nur ein kleiner Rest ist erhalten; die größere 
Insel weist Landverlust nicht auf. An dem süd- 
lichen Ende war eine Reihe von Bäumen 
niedergelegt. 
Am 1. Juli vormittags wurde Elato er- 
reicht. Die beiden mittleren Inseln des Atolles 
sind fast vernichtet, auch die südliche hat schwer 
gelitten. Von der Hauptinsel war die Südwest- 
spipe weggewaschen worden. Die Flut soll manns- 
hoch über die Insel weggegangen sein. Soweit 
ich ermitteln konnte, zählt die Insel Elato 76 Be- 
wohner, 40 Männer, 24 Frauen, 12 Kinder. Die 
übrigen Inseln sind unbewohnt. Es waren Gäste 
aus Isaluk anwesend. Die Palmen und Brot- 
fruchtbäume wiesen Früchte auf. Das Volk ist vor 
Not geschützt. Ich ließ nur wenig Proviant zurück. 
Am gleichen Tage mittags wurde Lamntrik 
angelaufen. Bevölkert ist nur die Hauptinsel. 
Es sollen 270 Menschen darauf wohnen. Nach 
dem Berichte des Händlers Evam J. Lewis ging 
am 28. März nachmittags die See über die ganze 
Insel weg. Die Westspitze ist in einer Breite 
von etwa 40 m und in einer Länge von etwa 
150 m fortgerissen worden. Das Oberhaupt der 
Eingeborenen schätzte die Zahl der vernichteten 
Brotfruchtbäume auf nahe an hundert und der 
weggeschwemmten Palmen auf fünfhundert. Die 
Bewohner haben keinen Mangel gelitten, da ein 
Teil ihrer Tarofelder sich erholt hat. Die Räu- 
mungsarbeiten sind noch nicht weit gediehen. Ich 
brauchte nur wenig Proviant zu geben. Die 
Inseln Puik und Falait der Gruppe sind fast 
völlig zerstört. 
Um 4 Uhr wurde Satuwal angelaufen, auf 
dem ein deutscher und ein japanischer Händler 
neben etwa 260 Eingeborenen leben. Am Strande 
waren sehr große Kanus aus Pulnot hochgezogen, 
deren Bemannung auf günstigen Wind zur Rück- 
kehr wartete. Die Südwestseite der Insel ist 
stark mitgenommen worden. Da die See in den 
Taropflanzungen stehen blieb, so war nur wenig 
Nahrung vorhanden. Mit dem an Land ge- 
schafften Vorrat werden die Eingeborenen ohne 
Besorgnis bis zum Reifen der Kokos und Brot- 
früchte zuwarten können. 
Auf keiner der Inseln sind Menschenleben 
zugrunde gegangen. Der Schaden wurde überall 
weniger durch die Gewalt des Orkanes als durch 
das Hereinbrechen der überaus starken Flutwelle 
angerichtet. 
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Samoa. 
Samoanische Beamtenverhälmisse. 
Einer Zuschrift aus Samoa entnehmen wir 
folgende Ausführungen: 
„Bei Besprechung kolonialer Beamtenfragen 
wird in der Offentlichkeit manchmal auch mit 
dem Argument operiert, daß in der oder jener 
Kolonie schon auf so und so viele Weiße ein 
Beamter komme. An dem Beispiel Samoas 
wollen wir hier einmal rein sachlich zeigen, aus 
welch unklaren Vorstellungen heraus jenes Argument 
manchmal entspringt. 
Auf Samoa kommt auf zehn Weiße ein 
Beamter.? Was will das heißen? In einem 
Lande wie Samoa, in dem die Weißen nicht 
einmal 2 vH. der gesamten Bevölkerung aus- 
machen, ist kein einziger Beamter vorhanden, der 
nur für die Weißen? da wäre: die Gelder, die 
aus der Zollverwaltung in die Kasse fließen, 
entstammen Importen, die nur in verschwindender 
Menge von den Weißen konsumiert werden. Die 
Massenimporte von Salzfleisch, Manchesterwaren, 
Petroleum usw. sind für die eingeborene Be- 
völkerung bestimmt. Die Kaufleute würden ruhig 
weiter existieren, auch wenn kein Weißer in 
Samoa wäre, sie würden ihre Läden schließen 
müssen, wenn die Eingeborenen nicht mehr bei 
ihnen kanften. Also die Zoll= und Kassenverwaltung 
ist in der Hauptsache für die Eingeborenen. Von 
der Arbeit des Gouverneurs ist über die Hälfte 
der Regelung der Eingeborenen-Verhältnisse ge- 
widmet, ebensoviel ungefähr von der Tätigkeit 
des Bezirksrichters. Der Referent Dr. Schultz ist 
fast ausschließlich mit den außerordentlich schwie- 
rigen Land-und Titelangelegenheiten der Samoaner 
beschäftigt. Die Polizeiverwaltung existiert zum 
allergrößten Teil für die Samoaner, ebenso die 
Gefängnisverwaltung. Beim Bau der Häuser, 
der Wege, der Brücken — überall hat man mit 
den Eingeborenen zu tun. Dasselbe gilt von 
der Hospitalverwaltung, für die die samoanische 
Poliklinik einen erheblichen Teil von Arbeit liefert. 
Es ist ferner wiederholt in der Offentlichkeit 
behauptet worden, daß, bevor Samoa deutsch 
wurde, sieben Beamte genügt hätten, das Land 
zu regieren. Auch diese Angabe ist unrichtig, wie 
eine Aufzählung der Beamten des internationalen 
Regiments ergibt. Zuerst kommen in Frage die 
mit richterlichen Befugnissen und, kraft der 
Berliner Akte auch mit Verwaltungsfunktionen 
für Samoa ausgestatteten Konsuln der drei 
Vertragsmächte nebst ihrem Stab, und zwar beim 
amerikanischen und deutschen je drei und bei den 
britischen zwei Beamte. 
ei dem samoanischen Obergericht waren ein- 
schließlich des Oberrichters fünf (Chief Justice,
	        
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