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Am 15. traf ein Kapitän mit 150 Mann
Verstärkung, frischer Munition und zwei Maxim=
Maschinengewehren in Umonede ein. Vermittels
der Telegraphenlinie wurde eine telephonische
Verbindung zwischen dort und Agbor eingerichtet
und beschlossen, von beiden Orten aus gegen
Owa vorzugehen. Die Umonede-Kolonne nahm
ihren Weg über Utelopko, Uteh und Aniero, die
Truppen in Agbor krenzten den Fluß bei Ofion
und gingen dann über Owanta nach Aniero, um
von da aus Owa mit vereinten Kräften an-
zugreifen. Dieser Plan wurde vom Hauptauartier
genehmigt, jedoch Kapitän Rudkin ausgegeben,
noch das Eintreffen einer Maschinengewehrsektion
ans Calabar abzuwarten.
Am 21. Juni morgens 5 Uhr wurde der
Marsch angetreten unter Zurücklassung einer kleinen
Besatzung in Agbor zum Schutze gegen die auf-
rührerisch gesinnten Bewohner von Aliokvo. Als
die Kolonne diesen Ort passierte, verhielten sich
letztere zwar ruhig, versammelten sich jedoch be-
waffnet hinter der Kolonne im Busch, bereit, über
die Nachhut herzufallen, sobald sich eine günstige
Gelegenheit bieten würde.
Um 9 Uhr erreichten die Truppen den Fluß
und wurden sofort vom gegenüberliegenden Ufer
aus lebhaft beschossen. Die Furt war durch
einen Verhau versperrt und das Finden der Rich-
tung sehr erschwert, weil der etwa 60 hards
breite Fluß stark überwachsen war; die Kolonne
mußte aber unverzüglich den Übergang wagen,
weil die Aliokpo-Leute ihr im Rücken standen.
Als die Spitze und der Vortrupp hinüber waren
(das Wasser ging bis an den Gürtel), wurde
versucht, ein Maschinengewehr auf einer im Flusse
befindlichen Insel aufzustellen, was des sumpfigen
Bodens wegen leider nicht gelang. Trotz des
nnaupfhörlichen, jedoch unruhigen und schlecht ge-
zielten Feuers folgten Haupttrupp und Nachhut,
ahne daß die Aliokpo-Leute sie zu hindern ver-
mochten. Am anderen Ufer angelangt, wurde
der Buschweg nach Ofion bald gefunden und
dieser Ort nach beschwerlichem Marsch im Feuer
des Feindes mit einem Verlust von 1 Toten und
13 Verwundeten nachmittags 5 Uhr glücklich er-
reicht. Hier biwakierte die Kolonne, marschierte
am nächsten Tage nach Owanta und langte am
24. in Aniero an, wo der Feind wiederum hart-
näckigen Widerstand leistete, so daß die Besetzung
der Stadt nahezu drei Stunden in Anspruch
nahm. Nach vielen Verlusten konnte dann der
Weitermarsch erfolgen, und gegen 5 Uhr nach-
mittags trafen beide britischen Kolonnen in der
Nähe des Ortes Utehalehan zusammen. Die
zweite Abteilung unter Führung von Kapitän
Jones hatte am 21. Uteh nach schweren Kämpfen
erreicht, stieß aber beim weiteren Vormarsch am
22. auf so entschiedenen Widerstand, daß sie
gezwungen wurde, zu halten und ein be-
festigtes Lager zu beziehen, das zwei Tage
lang auf das heftigste angegriffen wurde. Die
Verluste der Truppen betrugen 7 Tote und
40 Verwundete, Munition und Verpflegung waren
nahezu verbraucht, als die Kolonnen zusammen-
trafen.
Am nächsten Tage gingen beide Abteilungen
nach Agbor zurück, wobei sie wiederum bei Aniero
schwere Kämpfe zu bestehen hatten. Die beiden
Kompagnien befanden sich dort in sehr kritischer
Lage, die Verluste an Toten und Verwundeten
betrugen 40 v. H., es mußte daher das Eintreffen
von Verstärkungen abgewartet werden, bevor an
einen Angriff auf Owa gedacht werden konnte.
Vorläufig bezogen die Truppen daher ein be-
festigtes Lager, von dem aus Streifzüge nach
Owanta, Owaekaye und den benachbarten Dörfern
unternommen wurden, bei denen keine bedeu-
tenderen Verluste vorkamen (1 Toter und 9 Ver-
wundete).
Endlich trafen am 2. Juli Verstärkungen unter
Kapitän de Smith ein. Die ausgeschickten Spione
hatten gemeldet, daß die Zugänge zur Stadt Owa
von Osten und Norden her stark verschanzt seien,
der Führer beschloß daher, von Westen her über
Uromi anzugreifen. Am 4. Juli brachen die
Truppen morgens 4 Uhr aus dem Lager bei
Owanta auf, vereinigten sich in Agbor mit den
Verstärkungen und marschierten, etwa 450 Sol-
daten und 300 Träger stark, nach dem 31 Meilen
entfernten Uromi, welcher Ort um 6½ Uhr nach-
mittags erreicht wurde.
Am nächsten Morgen brach die Kolonne bereits
um 4 Uhr wieder auf, schlug jedoch nicht den
mit den Häuptlingen am Abend vorher ausge-
suchten Weg ein, sondern wählte einen durch den
Busch führenden Pfad, da die Uromi-Leute augen-
scheinlich mit den Aufrührern im Bunde standen
und sofort Boten nach Owa gesandt hatten, um
die Marschrichtung der britischen Truppen zu
verraten. An die Versperrung des Buschpfades
hatte niemand in Owa gedacht, und so konnten
die Truppen ungehindert dort marschieren und
standen unerwartet morgens 8 Uhr auf einer
Lichtung vor der Hütte des Oberhäuptling, wo
ein Lager ausgeschlagen wurde.
Allerdings erholten die Owa-Leute sich basld von
ihrem ersten Schrecken und griffen die Kolonne
an, jedoch ohne besonderen Erfolg, da diese nur
einen Toten und sieben Verwundete verlor.
Nachmittags gegen 6 Uhr erschienen plötzlich
etwa 250 mit Gewehren bewaffnete Aniero-Leute,
die ahnungslos auf das nunmehr gut befestigte
englische Lager losgingen und bis auf 50 Yards
an die verdeckt stehenden Maschinengewehre heran-