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Von der Verkehrsanlage.
Laut Bekanntmachung der Betriebsleitung der
Verkehrsanlage in Togo im dortigen Amtsblatt
ist mit dem 1. August d. Is. versuchsweise auf
der Palime-Bahn in beiden Richtungen ein
täglicher Zugverkehr eingerichtet worden.
Dies darf als ein erfreuliches Zeichen von dem
Anwachsen des Verkehrs auch auf der neuen
Bahnstrecke gelten. ·
Nach dem neuen Fahrplan geht nunmehr
werktäglich ein Zug von Anecho aus über Lome
nach Palime und ein anderer von Palime aus
über Lome nach Anecho durch. Die Kreuzung
der beiden Züge findet auf der Haltestelle Gadja,
die als Kreuzungsstation eingerichtet und auch mit
Wasserstation ausgerüstet ist, statt.
Die Abfahrt der Züge von den Zugausgangs-
stationen Palime und Anecho erfolgt 790 und 700
morgens. Die Fahrzeit beträgt rund 8⅛ Stunden.
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Deutsch-üdwestafrika.
Von der Südbahn.
Der Ban ist auch in den letzten Wochen rüstig
vorgeschritten: um die Mitte des Monats Sep-
tember ist die Teilstrecke Knibis — Buchholz-
brunn, ungefähr Kilometer 204 bis Kilometer 232
von Lüderitzbucht aus, eröffnet worden.
*E—
Deutsch-MNeuguinea.
Squallv Island.
Zwischen den Sankt Matthias-Inseln und
dem Nordkap von Neumecklenburg liegt, gleich-
falls zu den deutschen Südsee-Schutzgebieten ge-
hörend, Sgually Island (Stürmische Insel).
In seinem soeben erscheinenden Werke „Dreißig
Jahre in der Südsee“ erzählt Parkinson ausführ-
lich seinen ersten Besuch auf Squally Island
(Tenchinsel). Wir entnehmen daraus die nach-
stehenden interessanten Ausführungen:
„Das auf den Karten als Squally Island
verzeichnete Land besteht in dieser Gestalt nicht.
Die Insel liegt nach einer Ortsbestimmung unter
150 38“ östlicher Lange und 1•° 48“ südlicher
Breite und ist eine kleine, gehobene Korallen-
insel, nicht über 150 Hektar groß. Sie ist auf
allen Seiten von Riffen umgeben und mit Wald
bedeckt, in welchem hie und da einige Kokosnuß-
palmen sichtbar sind. Als wir uns der kleinen
Insel näherten, kamen uns einige kleine, sehr
primitiv gehaltene Kanoes entgegen; es gelang
gams jedoch nicht, die Insassen zu bewegen, längs-
seits anzulegen. Ihre Habgier ließ sie aber so
weit ihre Furcht vergessen, daß sie sich hinreichend
weit näherten, um uns auf einer langen Stange
einen geflochtenen Korb zu reichen, der die Be-
stimmung hatte, etwaige Geschenke aufzunehmen.
Dabei zitterten die Leute am ganzen Leibe und
schienen ihre Furcht durch lautes Sprechen und
Zurufen verbergen zu wollen. Leider war uns
kein Wort verständlich; weder die Sankt-Matthias=
Leute noch die an Bord befindlichen Eingeborenen
aus Neumecklenburg und Neuhannover verstanden
auch nur eine Silbe von der Sprache. Diese
war sehr reich an Vokalen, und fast jeder Satz
endete mit einem langausgezogenen ma oder ha,
welches meinen eingeborenen Begleitern eine
Quelle großen Vergnügens zu sein schien. Wir
mußten in der Nacht vor der Insel beidrehen
und konnten erst am folgenden Morgen landen.
Zahlreiche Fackeln auf dem Strandriff verrieten
während der Nacht, daß die Eingeborenen eifrige
Fischer sind. Am folgenden Morgen kamen uns
abermals die Kanoes entgegen; als ich jedoch
beide Boote zu Wasser ließ und dem Strande
zuruderte, folgte man in einiger Entfernung.
Am Strande hatte sich die ganze Bevölkerung
versammelt, im ganzen etwa 150 Seelen, und
es war augenscheinlich, daß sie feindlich gestimmt
war. Auf dem Riff stand eine ganze Reihe be-
sonders kampfesmutiger Helden, die in der Hand
lange Lanzen wurfbereit hielten, dahinter hatte
sich die übrige Bevölkerung aufgestellt, teils mit
Holzknütteln bewaffnet, teils Geröllstücke in den
Händen haltend; sogar Weiber und Knaben hatten
sich damit bewaffnet. Da es mir darum zu tun
war, auf jeden Fall einen feindlichen Zusammen-
stoß zu vermeiden, so legte ich mich zunächst aufs
Parlamentieren. Das ist nun nicht gerade eine
leichte Sache, wenn beide Parteien auch nicht
die geringste Kenntnis der beiderseitigen Sprache
haben, aber ein vorgezeigtes Messer, eine bunte
Perlenschnur oder ein Streifen rotes Baumwollen-
zeug ersetzt in solchen Fällen alle Sprachkenntnis.
Über eine Stunde lang dauerte dieser Annähe-
rungsversuch. Bald trieb die Habgier den einen,
bald den anderen an mein Boot heran, und
jedesmal kehrte er mit einem Geschenk zurück, das
allgemeine Bewunderung erregte. Schließlich
konnte ich annehmen, daß man sich von unserer
Ungefährlichkeit überzeugt hatte, und ließ nun
beide Boote durch die Brandung an den Strand
gehen. Sofort waren wir umringt, und die
Habgier der einzelnen mußte befriedigt werden.
Dadurch waren die Leute anscheinend friedfertiger
geworden, die tapferen Lanzenträger legten ihre
Waffen nieder, den Steinwerfern nahm ich ihre