Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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am 20. September 1907 in Cuxhaven: die Ober- 
leutnants Frhr. v. Fürstenberg und Stelling, 
Feuerwerksoberleutnant John, die Oberveteri- 
näre Dieckmann und Zimmer, Intendantur- 
bausekretär Labes, die Intendantursekretäre 
Rosenbaum und Graeber, die Proviantamts- 
assistenten Dolgner und Busche, Zahlmeister 
Sommer, Kaserneninspektor Annighöfer und 
64 Unteroffiziere und Mannschaften. 
Datriotische Gaben. 
Für die zur Zeit in Südwestafrika befindlichen 
Truppen ist nachstehendes Anerbieten gemacht 
worden, für welches hiermit nochmals der Dank 
des Kommandos ausgesprochen wird: 
Die Firma Friedr. Vieweg & Sohn, Verlags- 
buchhandlung in Braunschweig, beabsichtigt, Bücher 
als Weihnachtsgabe zu spenden. 
  
Die Aufteilung Afrikas. 
Vom Geheimen Rat und Professor an der Universität Berlin Dr. Dietrich Schäfer.“) 
Es war dicht vor Torschluß. Soweit die 
Welt begehrenswert schien, war sie vergeben. 
Vor Amerika hatte die Monroe-Doktrin einen 
Riegel geschoben; in Asien hätte man sich nur 
mit den Waffen Raum schaffen können, ein Weg, 
der zunächst nicht in Frage kommen konnte. So 
blieben nur Afrika und die Südsee. Hier aber 
geriet man bald in scharfe Nebenbuhlerschaft zu 
den von alters her kolonisierenden Völkern. 
An der Erforschung des dunklen Erdteils 
haben Deutsche während des ganzen Jahrhunderts 
einen hervorragenden Anteil genommen, zunächst 
unter Anlehnung an Fremde, dann auf eigene 
Hand. Von der Sahara bis zum Kap gibt es 
kaum einen größeren Landstrich, an dessen Auf- 
deckung nicht auch unsere Landsleute beteiligt 
gewesen wären. Kein Forscher hat sich um die 
Kenntnis der oberen Nilgebiete mehr Verdienst 
erworben als Schweinfurth; Wissmann war der 
erste Weiße, der (1880 bis 1882) Mittelafrika 
von Ost nach West durchquerte. Deutsche Missionen 
arbeiteten selbständig an den alten Zentralstätten 
des Sklavenhandels in Ober-Guinea, noch um- 
fassender und erfolgreicher in unserem jetzigen 
Südwest-, waren beteiligt im heutigen Deutsch- 
Ostafrika. 
Dem Gedanken einer Erschließung des inneren 
Afrika für den Handel haben besonders Stanleys 
Reisen Bahn gebrochen. Auf seine Anregung ist 
1878 unter Leitung des Königs der Belgier die 
Kongogesellschaft ins Leben getreten, dem Vor- 
geben nach der Forschung, in Wirklichkeit dem 
Handel gewidmet. Im nächsten Jahre schlossen 
sich die bisher zerstreuten englischen Händler des 
Sudan zur Niger-Kompagnie zusammen. Da- 
*) Aus dem zweiten Bande der „Weltgeschichte 
der Neugeit“, eines vortrefflichen Werkes, das aus 
der Feder des bekannten Berliner Historikers soeben 
im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von 
E. S. Mittler & Sohn, Berlin (2 Bände 12 Mk., geb. 
15 Mk.) erschienen ist, geben wir vorstehend ein kolo- 
niales Kapitel in gekürzter Fassung wieder. 
  
neben bestanden und entstanden französische 
Gesellschaften. Man schloß Verträge mit Ein- 
geborenen und begründete darauf Landansprüche 
in Gebieten, die bisher nach europäischen Be- 
griffen herrenlos waren oder als herrenlos ge- 
golten hatten. Aus der Kongogesellschaft wurde 
die Herrin des Kongostaats. Es wäre wunderbar 
gewesen, wenn eine lebenstrotzende Nation wie 
die deutsche nicht auch auf den Plan getreten 
wärec. 
Es geschah etwas, was gleichsam in der Luft 
lag, als im Dezember 1883 der Bremer Lüde- 
ritz in der nach ihm benannten Bucht landete 
und von den Hottentotten das Land vom Oranje- 
fluß bis zum 26. Grad südl. Br. von der Küste aus 
20 Meilen weit landeinwärts erwarb. Das Reich 
gewährte den nachgesuchten Schutz. Im nächsten 
Jahre ließ es dann durch ausgesandte Kom- 
missare am 21. Angust in Kamerun, am 5. Sep- 
tember in Seguro und Klein-Popo im jetzigen 
Togogebiete die deutsche Flagge hissen. Karl 
Peters erwarb in den letzten Monaten des Jahres 
in Ostafrika die Gebiete von Usagara, Ngurn, 
Useguha und Ukami und erlangte auch für diese 
Käufe die kaiserliche Anerkennung. Deutschland 
hatte Kolonien. Sein Auftreten als Mitbewerber 
um überseeischen Besitz gab aber die Losung zu 
einer Jagd nach Landerwerb, wie sie gleich wild 
selbst das Zeitalter der Entdeckungen nicht ge- 
sehen hat. 
1 
*t 
Im Zusammenhange mit der Freihandels- 
bewegung hat England eine Strömung erlebt, 
die der weiteren Erwerbung von Kolonien, ja 
der Behauptung der gewonnenen abhold war. Man 
fand, daß sie nur Kosten verursachten; den Vor- 
teil des Handels mit ihnen könne man auch ge- 
nießen, ohne sie zu beherrschen. Es war der 
Utilitarismus, der sich in diesen Anschauungen 
voll auslebte. Nicht nur Cobden hat ihnen ge- 
huldigt, auch Stuart Mill und besonders John
	        
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