Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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kämpfung der Viehseuchen sind Aufgaben der 
Regierung. 
Den bestehenden Verhältnissen Rechnung 
tragend, bewirkt das Kolonial-Wirtschaftliche 
Komitee die Einführung der Baumwoll-Plantagen- 
und Volkskultur durch die folgenden Einrich- 
tungen und Maßnahmen: 
Versuchs= und Lehrplantagen in Sa- 
dani an der Küste und in Panganja am 
oberen Rufidji. Panganja verfolgt die Zwecke 
einer Baumwollschule durch Unterricht von Ein- 
geborenen im rationellen Baumwollbau und die 
Förderung der Negerkulturen im Ruffdjigebiet. 
Sadani dient als Beispiel für die eunropäische 
Plantagenkultur unter Verwendung der modernen 
Technik: Dampfpflug, künstliche Bewässerung usw., 
Ansiedlung von Kleinbauern und 
Negern in der Umgegend der Komitee- 
pflanzungen und der europäischen Plantagen- 
betriebe; um Sadani hat sich bereits eine An- 
zahl Plantagen und Kleinbetriebe gruppiert, 
Förderung von europäischen Baumwoll- 
Plantagen-Unternehmungen, 
Bildung von Baumwollbau-= 
wässerungs-Genossenschaften, 
Kostenfreie Verteilung von ausgesuchtem 
Saatgut, 
Entkernungsanlagen und Aufkauf- 
märkte in den bisher dem Verkehr erschlossenen 
Gebieten, 
Garantie bestimmter Aufkaufpreise, 
oder kommissionsfreier Verkauf der Baumwolle 
in Deutschland. 
Mit der Entwickelung der Verkehrsverhält- 
nisse der Kolonie Schritt haltend, wird das 
Komitee insbesondere neue Entkernungsanlagen 
und Aufkaufmärkte etappenmäßig nach dem Innern 
vorschieben, um dort durch die Gelegenheit der 
maschinellen Erntebereitung und des Absatzes zu- 
nächst eine Negerkultur ins Leben zu rufen, der 
dann eine Baumwollkultur größeren Stiles folgen 
kann. 
Eine Ubersicht über die Produktion, die Ver- 
besserung der Qualitäten und die Steigerung der 
Preise geht aus den nachstehenden Zahlen hervor: 
1902 1903 1904 1905 1906 
2 37 754 755 732 Ballen 
à 500 Pfund 
106 Pfg. Höchst- 
preise pro Pfund. 
Die Erzielung vorzüglicher Qualitäten läßt 
die Kultur besonders aussichtsreich erscheinen. 
Die bisherigen Ergebnisse der Einführung der 
Kultur sind als befriedigend zu bezeichen. 
Die Pflanzzeit fällt in die Monate Januar 
bis Mai, die Erntezeit in die Monate Sep- 
und Be- 
  
— 55 63 90 
  
teniber bis Dezember. Die diesjährige Ernte 
hat im September begonnen. Eine Schätzung 
des Kommissariats liegt bis jetzt noch nicht vor. 
Die Lieferungen und der Aufkauf der Einge- 
borenen-Baumwolle zieht sich stets mehrere Mo- 
nate hin. Die Feststellung des Ernteergebnisses 
1907 bleibt dem Frühjahrsbericht 1908 vorbe- 
halten. 
Um die eingeborene Bevölkerung vor jedem 
Verlust durch Preisschwankungen zu schützen, 
hat das Komitee auch für das Jahr 1907 die 
Garantie übernommen: jedes Quantum Baum- 
wolle in einer der Marke „fully good fair“ 
gleichkommenden oder sie übertreffenden Qualität 
zum Preise von 40 Pfg. pro Pfund und in einer 
der Marke „fully good fair“ nicht gleichkommen= 
den Qualität zum Preise von 30 Pfg. pro Pfund 
abzunehmen. Das Komitee hat sich ferner bereit 
erklärt, den Verkauf der Baumwolle in Deutsch- 
land kostenfrei zu übernehmen. 
Im ersten Halbjahr 1907 erzielte die ost- 
afrikanische Baumwolle einen Durchschnittspreis 
von 84½ Pfg. und einen Hoöchstpreis von 
106 Pfg. pro Pfund. Die Steigerung der 
Preise ist zum Teil in der allgemeinen Markt- 
lage, zum Teil aber auch in den fortgesetzt sich 
verbessernden Qualitäten begründet. Gutachten 
von besonderem Interesse sind im Anhang des 
Berichtes wiedergegeben. 
* 1 
*# 
Baumwollplantagen unter europäischer 
Leitung 
werden seit einigen Jahren im südlichen und 
mittleren Teile der Kolonie und am Victoriasee 
betrieben. Die Pflanzungen sind im Besitz von 
deutschen Ansiedlern, von Griechen und Alexan- 
driner Firmen. Mit dem Baumwollgeschäft: mit 
dem Ankauf von Rohbaumwolle bzw. der ma- 
schinellen Erntebereitung befassen sich seit 1905 
die in der Kolonie ansässigen Firmen und deren 
Faktoreien, die Deutsch-Ostafrikanische Ge- 
sellschaft, Wm. O'Swald & Co., Hansing 
& Co., Traun, Stürken & Co. und andere. 
Im Vertrauen auf eine kommerzielle Leitung 
des Reichs-Kolonialamtes und auf einen Reichs- 
tag, der gewillt ist, unsern Kolonialbesitz durch 
Eisenbahnen zu erschließen, sind im Frühjahr 
auch deutsche Baumwollfabrikanten mit 
dem Kaiserlichen Gouvernement wegen Erwerb 
von Baumwolland in Unterhandlung getreten. 
Über die Einleitung der neuen Unternehmungen 
verdanken wir den Interessenten die folgenden 
Mitteilungen. 
Baumwollpflanzungsgesellschaft Kilwa. 
Die Gesellschaft hat in der Landschaft Mtingi 
6000 ha Land vom Gouvernement gepachtet
	        
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