Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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pflanzungen noch immer weite Landstrecken, die 
zum Kakaobau wie geschaffen sind. Jedenfalls 
verbürgen die von Jahr zu Jahr angelegten 
neuen Pflanzungen ein stetes Steigen der Ertrags- 
fähigkeit. Diese Möglichkeit wachsender Kakao- 
ausfuhren findet besonders durch umfangreiche 
Bahnbauten zur Erschließung der inneren Gebiete 
eine sehr gute Unterstützung. Es ist allen Kakao- 
ländern ein so flottes Vorwärtsstreben zu wünschen: 
einmal in der Neuanlage von Pflanzungen und 
dann in dem Bau neuer Bahnen, aus dem 
Innern zur Küste führend. 
Trinidad hat 190é6 eine wesentlich kleinere 
Ernte gebracht als 1905, es ist aber auch das 
einzige Land, hinsichtlich dessen man von einer 
Mißernte sprechen kann. Trinidad hat 
1904. 18 574 434 kg 
1905. 20 018 560 
1906 13 162 86ö0. 
zur Ausfuhr gebracht. Die Pflanzer aus Trinidad 
haben, veranlaßt durch die wachsende Bedeutung 
jüngerer Kakaoländer und durch den Ausfall von 
1906, Schritte getan, um die Ernten gleich- 
mäßiger zu gestalten. Je unregelmäßiger die 
Ernten eines Landes ausfallen, desto mehr wenden 
sich die Käufer Ersatzsorten zu, um nicht ebenfalls 
unter dem Ausfall leiden zu müssen. Die Re- 
gierung hat einen Kakaosachverständigen nach 
Trinidad geschickt, um den Pflanzern Winke zu 
geben. Ob aber dieser den erhofften Erfolg er- 
zielen wird, erscheint noch nicht sicher, denn beim 
Kakao spielt die Witterung im allgemeinen und 
auf Trinidad noch ganz besonders eine sehr große 
Rolle. 
Von Venezuela haben wir für 1906 zum 
ersten Male außer der Zahl für die Gesamtausfuhr 
auch amtliche Angaben über die Verteilung dieser 
Ausfuhren auf die einzelnen Häfen. Die einzelnen 
Zahlen gestatten Schlüsse auf die Bedeutung der 
verschiedenen Plätze für die Kakaoausfuhr. Diese 
hat betragen in Tilogramm: 
  
  
. 1. Halbjahr 2. Halbjahr 
in br 1906 1906 
La Guayra 5416518 1895929 7312447 
Carupano 1584391 1090070 2674461 
Guiria . 816888 358278 1175 166 
Puerto Cabello 674290 255599 929889 
Cristobal Colon 177350 86159 263515 
Maracaibto. 129736 127306 257042 
Cafio Colorado 84747 89732 174479 
Cindad Bolivar 17883 45227 63110 
Barrancas — 11756 11756 
Puerto Sucre — 1550 1550 
Pampatar — 1200 1200 
8901 803 3962806 12864609 
  
Aus dieser Aufstellung ist ersichtlich, daß die 
größten Ausfuhren in die erste Jahreshälfte fallen. 
Von den Ausfuhren, besonders der Häfen Guiria 
und Cristobal Colon, geht ein Teil über Trinidad 
auf den Weltmarkt. Guiria und Cristobal Colon 
sind in diesem Jahre zu einem Zollbezirk ver- 
einigt, so daß in Zukunft die Ausfuhren beider 
Plätze in einer Summe erscheinen werden. In 
Venezuela ist ebenfalls noch viel Land vorhanden, 
das sich zum Kakavanbau eignen würde, aber 
seit Jahren geht auch in Venezuela der Ertrag 
nicht recht vorwärts. Der Ernteertrag Vene- 
zuelas für 1905 betrug 12 700 555 kg. 1906 
zeigt demgegenüber immer noch eine kleine Zu- 
nahme. 
Sehr erfreulich sind die Erträge, die Britisch= 
Westafrika liefert, die Goldküste in Akrakakao 
und Lagos (Südnigeria). Die Ernten dieser 
beiden, durch das deutsche Togo getrennten Ge- 
biete haben sich in kurzer Zeit ganz gewaltig 
emporgeschwungen, so daß heute Akrakakao zu 
den hauptsächlichsten Konsumsorten gehört. Die 
Ausfuhren von Kakao haben betragen in Kilo- 
gramm aus: 
der Goldküste Lagos zusammen 
1906 9 004 277 734 687 9 738 964 
1905 5 165 820 454 420 5 620.240 
1904 5 133 157 539 444 5772 597 
1903 2 580 682 283 534 2 580 682 
1902 2 610 294 273 493 2 710 294 
In Lagos wie an der Goldküste liegt der 
Anbau fast einzig und allein in den Händen der 
schwarzen Bevölkerung; in beiden Gebieten hat 
die englische Regierung ein wachsames Auge auf 
die Entwicklung der Pflanzungen, die sie in jeder 
Weise zu fördern sucht. Die Neuanpflanzungen 
werden mit Eifer fortgesetzt, und zwar sind es 
zum guten Teil ausgediente Kontraktarbeiter von 
St. Thomé, die durch Verwertung ihrer aus St. 
Thomé mitgebrachten Kenntnisse im Verein mit 
einer umsichtigen Regierung die Grundlage zu 
der heutigen Blüte der Kakaokultur an der eng- 
lischen Goldküste legten. Neben der Dominika= 
nischen Republik darf die Goldküste für sich den 
Ruhm in Anspruch nehmen, daß heute die ganze 
„Kakaowelt“ voll Staunen auf die jetzigen Er- 
träge blickt und voller Erwartung ist, in welchem 
Maße ertragsfähig werdende Pflanzungen und 
recht zahlreiche Neuanlagen in den kommenden 
Jahren die Ergiebigkeit dieser Gebiete noch steigern 
werden. 
Die Insel Grenada, die zu Britisch-West- 
indien gehört, war im Jahre 1904 mit der 
Kakaoernte noch den britischen Kakaokolonien in 
Afrika überlegen, denn damals, 1904, betrug 
die Ernte in:
	        
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