Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

W 1109 rc 
Da Spanien dem Fernando Po-Kakao eine 
Zollermäßigung von 50 Peseten (— 40 Mk.) auf 
100 kg bei der Einfuhr gewährt, so ist es natür- 
lich, wenn der Kakao von Fernando Po nach 
Spanien geht; ungenau könnten diese Mengen 
nur insofern sein, als sie der räumlichen Ent- 
fernung beider keine Rechnung tragen, doch findet 
hier durch die Jahre ein Ausgleich statt. 
Die holländische Kolonie Surinam blickt auf 
eine schwere Zeit zurück; ihre ganze Kakaokultur 
stand in Gefahr, durch die Krüllotenplage ver- 
nichtet zu werden. Mit anerkennenswertem Eifer 
hat die holländische Regierung versucht, dem Übel 
Einhalt zu tun, doch ist nach einer Mitteilung 
vom Juni 1907 die Gefahr noch nicht beseitigt. 
Natürlich ist durch diese Krankheit die Ernte 
wesentlich beeinflußt, so daß die Ausfuhr, die 
sonst etwa 3 000 000 kg betragen hatte, auf nur 
854 034 kg 1904 sank. Seitdem scheint es ja, 
als ob sich die Erträge bessern, doch geht es nur 
langsam vorwärts. 
Von den deutschen Kolonien lliefern 
Kamerun, Samoa und Togo Kakao; die Aus- 
fuhren haben betragen in Kilogramm in 
Kamerun Samoa Togo 
1906: 1 247 121 92219 28 637 
1905: 1 413 553 27500 13 100 
1904: 1 079 000 19 518 10 635 
1903: 912 900 4 614 900 
1900: 260 600 1 552 100 
Kamerun zeigt in den Ausfuhren für 1906 
einen Rückgang, während sich die Ausfuhr von 
Samoa 1906 erheblich gehoben hat. Daß 
die Ausdehnung des Kakaobaues in Togo nur 
beschränkt sein kann, aus Mangel an geeignetem 
Land, soll nur angedeutet werden. Togo ist 
gerade zwischen zwei aussichtsreichen Kakaogebieten, 
der Goldküstenkolonie (mit Akra) und Lagos (Süd- 
nigeria) gelegen. In Kamerun und Samoa 
werden von Jahr zu Jahr neue Anpflanzungen 
ertragsfähig, in Samog zeigen dies deutlich die 
Ausfuhren von 1906, die zwar der Menge nach 
nur klein, aber dreimal so hoch wie 1905 sind. 
Nach Ansicht von Professor Preuß können die 
jetzt auf Samoa vorhandenen Pflanzungen einmal 
700 000 bis 800 000 kg jährlich Kakao liefern. 
Die Kakavernten der französischen Kolonien 
haben sich seit Jahren nicht wesentlich gehoben; 
im Jahre 1902 waren es im ganzen etwa 
925 000 kg, und 1906 stellt sich die Gesamt- 
ausfuhr nur auf 1 262 090 kg. Auf die ein- 
zelnen Gebiete verteilen sich diese Ausfuhren in 
folgender Weise; es lieferten: 
  
1905 1906 
kg kg 
Guadeloupe 637 804 675 322 
Martinique 469 982 472 897 
Franz. Kongo 50 558 89 587 
Guniana . 14716 15 697 
Madagaskar 6255 8297 
Réuninn 86 290 
1 179 401 1 262 090 
Der Wert dieser Ausfuhren hat 1 607 563 
Franken 1905 und 1994 040 Franken 1906 
betragen. Da der Kakao aus den französischen 
Kolonien bei der Einfuhr in Frankreich nur den 
halben Zoll zu entrichten braucht (statt 104 Fran- 
ken nur 52 Franken auf 100 kg), so ist es selbst- 
verständlich, daß die gesamte Kakaoernte der 
französischen Kolonien bis auf wenige Kilogramm 
in Frankreich verarbeitet wird. 
Santa Lucia, eine Insel in Britisch-West- 
indien, hat 1906 eine befriedigende Kakavernte 
gehabt, und für die folgenden Jahre liegen die 
Verhältnisse sehr günstig, da von Jahr zu Jahr 
Neuanpflanzungen stattgefunden haben, die in 
diesen Jahren ertragsfähig werden. Land für 
eine weitere Ausdehnung des Anbaues ist noch 
reichlich vorhanden. Die Regierung der Kolonie 
verkauft Kronland zu 1 den Acker Landes. 
Außerdem wird ein Teil der Pflänzlinge umsonst 
geliefert. Es handelt sich meist um Land im 
Innern der Insel, in waldiger Gegend. Die 
Flächen grenzen zum Teil an schon bestehende 
Pflanzungen. 
Ahulich liegen die Verhältnisse auf der Insel 
Dominica, die ebenfalls in Britisch-Westindien 
liegt. Auch dort wird an der Ausdehnung des 
Kakaobaues eifrig gearbeitet. Für den großen 
Markt hat aber dieser Kakao wie der von Santa 
Lucia und aus einigen anderen englischen Kolonien 
keine Bedeutung, weil einmal die Mengen zu klein 
sind und dann auch die Ausfuhr fast ausschließ- 
lich in den englischen Verbrauch geleitet wird. 
Der Kongostaat bringt von Jahr zu Jahr 
steigende Kakaomengen zur Ausfuhr. Die Mengen 
sind zwar nicht bedeutend, lassen aber doch er- 
kennen, daß der Anbau von Kakao Fortschritte 
macht. Unterstützt wird der Anbau durch Bahnen, 
und wenn in den nächsten Jahren verschiedene 
Pläne zur Ausführung gelangen, um das un- 
geheure Gebiet durch zeitgemäße Verkehrsmittel 
mehr und mehr zu erschließen, so ist dadurch 
eine steigende Ausfuhr von Landeserzeugnissen, 
also auch von Kakao zu erwarten. Der Kongo- 
kakao geht zum größeren Teile nach Antwerpen 
und wird dort in öffentlichen Auktionen verkauft. 
Alle übrigen Gebiete sind 1906 mit rund 
1 000 000 kg Bohnen als Erntemenge eingesetzt
	        
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