Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Mehrfach habe ich bemerkt, daß die Schneide- 
zähne spitz gefeilt waren. Ob früher dem Kanni- 
balismus gehuldigt wurde oder ob ihm gar noch 
gehuldigt wird, konnte ich nicht erfahren. Meine 
Kenntnisse der Sitten und Gebräuche der Tschamba 
und vor allem ihres religiösen Kultes sind zu 
gering, als daß ich schon jetzt darüber berichten 
könnte. 
Durch eine gewisse Kunstfertigkeit fallen Er- 
zeugnisse des Schmiede= und Töpferhandwerks 
auf. Die Töpfe sind durchweg gut gebrannt 
und fast auf der ganzen Außenseite verziert. 
Selbst Trommeln und die Blasebälge für ihre 
Schmiede stellen sie aus gebrauntem Ton her. 
Schwertmesser, Dolche, Speerspitzen, Haarpfeile, 
Gras= und Holzäxte sind gut geschmiedet und 
zeigen auf den Blättern meist reichhaltige Ver- 
zierungen. Eine interessante Arbeit stellen z. B. die 
etwa 75 cm langen eisernen Speere dar, an 
deren Spitze glockenartige Anhängsel angebracht 
sind. Sie werden neben den Eingangstoren in 
die Erde gesteckt und sollen das fragliche Gehöft 
vor den in dieser Gegend häufig grassierenden 
Pocken sichern. Schnitzarbeit habe ich wenig be- 
merkt. An den Eingängen zu den Gehäften der 
Gangis sieht man meist zwei Reihen mit Schnitz= 
arbeiten verzierter Pfähle, Gehörne, Nachbildungen 
oder religiöse Fratzen. Eine sehr gute Arbeit 
war ein aus einem Durrhastengel bestehendes 
durch Brand und Kerbschnitte eigenartig verziertes 
Pfeifenrohr mit eisernem Kopf. Erwähnen möchte 
ich da noch eiserne Schlagringe, die bei Bier- 
gelagen am rechten Handgelenk getragen werden 
und bei steigender Stimmung ihre Spuren auf 
den Gesichtern unbeliebter Zechbrüder hinter- 
lassen. Solche Schlagringe kamen mir früher 
nicht zu Gesicht. 
Ausgedehnte Landwirtschaft betreiben die 
Tschambas nicht. Interessant ist, daß sie zur 
Bestellung der Felder außer den überall gebräuch- 
lichen Hacken Spaten mit eisernen Stielen benutzen. 
  
Die Hauptnahrung bildet das Korn und zwar in 
nicht zu geringem Maße in flüssigem Zustand. 
Abstinenzler finden in diesem Lande keinen An- 
hang. 
Durch das besuchte Gebiet führen die Straßen, 
welche den Handel von Ngaundere, Tinger, 
Kontscha (Banjo Bamum) mit Yola, Lau und 
Ibi vermitteln. Dem Handel sind durch die 
Gebirge gewisse Bahnen gewiesen. Wo aber das 
Gebirge Brücken läßt oder Pässe gebildet hat, 
da führen Handelsstraßen. Von Kontscha aus 
zieht eine wichtige Straße im Tal des Taraba- 
an den südlichen Hängen des Tschabschi nach 
Ibi, außerdem führen von hier die Straßen über 
Laro und Labare Belo nach Norden. Von Laro 
zweigt sich die Straße über Bukari Bosso nach 
Bakorgel oder Nassarau. Nördlich von Laro bei 
Mali zweigt abermals eine Straße über Dalami 
nach Sabungeri Bakorgel beziehungsweise Nas- 
sarau ab. Ein wichtiger Verkehrskuotenpunkt ist, 
wie bereits berichtet, Baschile. Dem Fulahort 
Tschamba kommt hingegen für den Handelsver- 
kehr kaum eine Bedeutung zu. 
Als Haupthandelsartikel des deutschen Gebiets 
erscheint hier neben Vieh die aus der Gegend 
von Bamum gebrachte Kola. Ihre Ausfuhr ist 
derart angewachsen, daß die Faktoreien sich dieses 
Handels annehmen sollten. Gummi spielt keine 
Rolle mehr; der bei Gangkita gewonnene Gummi 
soll nach Lau gebracht werden. Ihn nach Laro 
zu ziehen, wäre Aufgabe einer dort anzulegenden 
Faktorei. Als Plätze zur Anlage einer Faktorei 
kommen eigentlich nur Kontscha und Laro in 
Frage. Kontscha ist der bedeutendere Markt; 
trotzdem würde ich Laro wählen, da hier der bis 
etwa Dezember schiffbare Mao Deo sehr günstig 
einwirkt und da die Verbindung nach Nordwesten 
besser ist. Von Laro würde sodann eine Zweig- 
faktorei an der Straße Kontscha—Ibi möglichst 
bis an die Grenze vorzuschieben sein. 
Deutsch-Hüdwestafrika. 
Ubersicht über die Bewegung des Handels des Schutzgebiets Deutsch-Südwestafriho (ohne Regierungsgüter) 
im III. Viertel des Kalenderiahres 1906 im Vergleich mit dem Handel im m glelchen Zeitraum des —# 
  
  
Benennung der Warengruppen 
Im 3 
III. cer III. Verrer Zunahme Abnahme 
  
A. Einfuhr. 
l Erzeugnisse des Landbaues und der Forstwirtschaft 
sowic der zugehörigen Nebengewerbe: 
a) Körner= und Hülsenfrüchte . 
b) Knollengewächse, Gemüse und Frũ 
c) Koloniale Verzehrungsgegenstände, miteel 
400 r* 00 * Wert Mt. Wert Mk. 
557 046 393 032 161 014 
356 183 313234 12 919 
981 019 567 .067 413 952 — 
  
 
	        
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