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pro Acre 200 Bäume Platz finden. Bei dieser
Pflanzung und regelrechter Entwicklung ist zu
erwarten, daß die Kronen der Bäume sich nach
sechs Jahren berühren. Man findet aber auch
die Ansicht verbreitet, daß engeres Pflanzen sich
lohnend erweisen kann, wenn man nach einiger
Entwicklung der Pflanzung diese auslichtet, indem
man die zuviel gepflanzten Bäume totzapft,
d. h. diesen Bäumen so viele Schnitte beibringt,
daß sie allen Milchsaft verlieren und absterben.
Der Ertrag des dadurch gewonnenen Gummi
wird als mehr wie reichliche Deckung der auf-
gewendeten Kosten und Arbeit angesehen. Als
Grund für die engere Pflanzung wird auch ins
Feld geführt, daß der engere Bestand durch
seinen Schatten den Boden feuchter erhält und
so zu schnellerer Entwicklung beiträgt.
Anderseits ist aber auch nicht zu verkennen,
daß bei engen Pflanzungen die Bäume sehr in
die Höhe schießen, ohne einen genügend dicken
Stamm zu bilden; gerade ein solcher ist aber
für die spätere Zapfung von allergrößter Be-
dentung.
Die Hevea wächst verhältnismäßig sehr schnell.
Ich sah auf der Plantage Greenwood, etwa
zweitausend Fuß über Meereshöhe gelegen, andert-
halb Jahre alte Bämne von 4 m Höhe und 5 ecm
Durchmesser (einen halben Meter über dem Boden
gemessen). An anderen Stellen fand ich 3 drei-
jährige Bäume von 6 bis 10 m Höhe und —
je nachdem sie enger oder weiter voneinander
standen — von 7 bis 121, cm Stammdurch-
messer (1 m über dem Boden gemessen), dann
auch solche von sechs Jahren mit einem Stamm-
durchmesser von 15 bis 18 cm und etwa 18 m
Oöhe. Auf der Plantage Passara Group (etwa
3000 Fuß über Mcereshöhe) stehen sieben Jahre
alte Bänme von durchschnittlich 15 em Durch-
messer und etwa 20 m Höhe. Die stärksten
Stämme traf ich in der Versuchsstation Henarat-
goda; sie waren etwa dreißig Jahre alt, einige
Meter hoch und hatten einen Durchmesser von
etwa 94 cm.“)
Besonders interessant ist die Beobachtung,
daß durch die Bildung von Zweigen in nicht zu
großer Höhe vom Boden weg eine stärkere Ent-
wicklung des Stammes hervorgerufen wird. Diese
Differenz beträgt oft bis zu 25 Prozent. Da für
die spätere Zapfung ein größerer Flächengehalt
des unteren Stammes von Wert ist, hat man
versucht, durch Ausbrechen der Kronen bei zwei-
jährigen Bäumen eine stärkere Astbildung zu be-
sördern. Die Bildung stärkerer Aste führt aber
natürlich zu einer weiteren Ausbreitung der
Baumkronen, und dann ist eine weitere Entfer-
*) Siehe Abbildung 3.
nung zwischen den einzelnen Bäumen durchaus
notwendig.
Die Erfahrungen in bezug auf dic beste
Bewirtschaftung und Pflege einer Kantschuk-
plantage sind noch nicht abgeschlossen. Bei der
verhältnismäßig kurzen Zeit, in der
Gelegenheit hatte, diese Plantagen zu beob-
achten, ist die Frage noch vollständig in der
Entwicklung begriffen. Dies trifft sowohl auf
die physiologischen Eigenschaften der Hevea
brasiliensis selbst, auf die ganze Behand-
lung des Baumes und des Milchsaftes, wie auf
die Bereitung des Gummis zu. Man nimmt
an, daß der Milchsaft in den Kanälen der Rinde
um so reichlicher aufsteigt, je größer die Blätter-
fläche ist, welche sich dem Einflusse der Atmo-
sphäre darbietet.
Man vermutet, daß der Milchsaft nicht zur
Ernährung des Baumes im engsten Sinne notwen-
dig ist, sondern daß er nur zur Rindenbildung
dient. Von anderer Seite wird aber auch be-
hauptet, daß der Milchsaft eine Nahrungsreserve
darstelle, welche aus einer Zeitperiode mit großer
Feuchtigkeit in eine Periode mit großer Dürre
hinübergenommen wird, um dem Baum über
die letztere hinwegzuhelfen. Man will den Be-
weis hierfür durch die Feststellung erbringen,
daß die Gummipflanzen zwar auch in sehr trocke-
nen Gegenden wachsen, daß sie aber dort nicht
genügend Milch aufspeichern, um mit Erfolg ge-
zapft werden zu können. Mag nun die große
Anzahl der Blätter oder die durch die starken
Aste vorhandene größere Rindenfläche den Baum
zu größerer Produktivität anreizen, jedenfalls ist
mit der Tatsache zu rechnen, daß ein Baum mit
größerer Krone und stärkerem Stamm in der-
selben Plantage bei gleicher Feuchtigkeit auch
eine größere Quantität Milch liefert. Weiter ist
die Beobachtung gemacht worden, daß der Milch-=
saft, der aus den unteren Teilen des Stammes,
etwa bis zwei Meter Höhe, gewonnen wird, einen
höheren Gehalt an Kautschuk und einen gerin-
geren Gehalt an Zucker, Eiweiß und Pektinstoffen
enthält, wie der Milchsaft, der aus den höher
gelegenen Teilen des Stammes oder aus den
Zweigen gezapft wird.?) Dieselbe Verschiedenheit
des Milchsaftes ist auch bei Bäumen von ver-
schiedenem Alter zu konstatieren. Altere Bäume
haben einen Milchsaft mit höherem Kautschuk-
gehalt.
Die Frage, in welcher Weise dieser Milchsaft
am vorteilhaftesten dem Baume entzogen werden
kann, ist eine viel umstrittene. Um der Hevea
den Milchsaft zu entziehen, werden Einschnitte in
die Rinde gemacht, und der ausfließende Milch-
man
*) Siehe Abbildung 4.