Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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prozentiger Essigsäure auf etwa 1 Liter Milch 
zu, um hierdurch die Milch zu neutralisieren und 
das Koagulieren des Kautschuks zu befördern. 
Nachdem die Milch in einem dunklen luftigen 
Raume etwa 24 bis 36 Stunden der Ruhe 
überlassen worden ist, hat sich der Kautschuk an 
der Oberfläche als feste Masse abgeschieden. Diese 
Masse wird nun aus der Schale herausgenommen 
und auf einem Brett mit einer Holz= oder Eisen- 
rolle in Form eines Nudelholzes bearbeitet. Auf 
diese Weise entfernt man die Feuchtigkeit aus der 
Kautschukmasse und rollt sie auf etwa 5 mm 
Dicke aus. Nachdem nun eine verhältnismäßig 
trockene Gummiplatte gewonnen ist, wird sie zum 
vollständigen Trocknen auf Drahtgeflechte gelegt 
oder auf Schnüre gehängt. 
Die Gummimasse erhält gleich eine Form, 
wie man sie für die Weiterversendung und den 
Handel am geeignetsten hält. Man findet runde 
Platten von etwa 30 bis 40 em Durchmesser 
unter der Bezeichnung Biskuits, viereckige Platten, 
otwa 40 bis 50 cm im Quadrat, Shects, ferner 
sogenannte Laces Rubber, d. s. mit Maschinen 
ganz dünn gepreßte krenzweise übereinander ge- 
legte Streifen von etwa 1 mm Dicke, und Worm 
Rubber, d. h. kleine Schnitel, die zu Ballen 
zusammengedrückt werden. 
Die beste Art der Trocknung ist die in einem 
Ranme mit nicht zu hoher Temperatur und 
trockener Luft. Bei der gewöhnlichen Dicke der 
Platten, wie sie in den Handel kommen, einer 
Dicke von etwa 5 mm, beansprucht die vollstäu- 
dige Trockuung des Kautschuks, je nach dem 
Feuchtigkeitsgehalt der Luft, 2 bis 6 Monate Zeit. 
In dieser Gummiplatte ist nun aber nicht nur 
reiner Kantschuk vorhanden, sondern es sind auch 
Pflanzenzucker, Pektin und Eiweißstoffe darin ent- 
halten. Diese letzteren Stoffe bieten den Fäulnis- 
keimen guten Nährboden für ihre Entwicklung. 
In den Trockenräumen bemerkt man während 
der langen Zeit der Trocknung oftmals üblen 
Geruch, und man findet Gummiplatten, die sich 
sehr stark klebrig anfassen. Diese Erscheinung 
ist darauf zurückzuführen, daß sich unter der Ein- 
wirkung der Fäulniskeime der Kautschuk in Klebe- 
gummi verwandelt. Hierdurch entsteht den Pflan- 
zern oftmals sehr großer Schaden, nicht nur 
während der Trocknung, sondern auch während 
des Transportes an weit entlegene Handelsplätze. 
Wenn Gummi mit Fäulniskeimen fest zusammen- 
gepackt in geschlossener Kiste den weiten Trans- 
port über See machen muß, dann tritt, besonders 
wenn der Gummi nicht vollständig trocken ist, 
durch die entstehende Erhitzung diese Fäulnis- 
wirkung erst recht stark hervor, und der von dem 
Pflanzer in scheinbar gesundem Zustande versandte 
Gummi kommt an seinem Bestimmungsort als 
  
klebrige Masse an. Man hat versucht, diesem 
Übelstande dadurch zu begegnen, daß man dem 
Verfahren, welches in Brasilien für die Behand- 
lung des Gummis angewendet wird, folgte und 
die Wirkungen des Rauches zu erzielen suchte. 
In Brasilien wird der Milchsaft über einem unter 
Zuhilfenahme einer Palmnußart genährten Feuer 
geräuchert und dadurch koaguliert und getrocknet. 
Dieser Rauch enthält verschiedene zur Desinfektion 
geeignete Stoffe, u. u. Kreosot. Man versuchte 
nun, Kreosot über Feuer zu halten und den 
Gummi der Einwirkung dieses Rauches auszu- 
setzen; der Erfolg war aber nicht immer befrie- 
digend. Anderwärts wurden die Gummiplatten 
auch mit Formalin bestrichen, aber dieses Ver- 
fahren war ebenfalls nicht zuverlässig. Der Miß- 
erfolg ist wohl darauf zurückzuführen, daß diese 
Desinfektionsmittel nur auf die äußere Fläche, 
nicht aber auf die in den inneren Teilen des 
Gummis eingeschlossenen Fänlniskeime wirkten. 
Einige andere Methoden, die in neuerer Zeit 
zur Herstellung von Laces und Worm Rubber 
angewendet werden, beruhen darauf, daß der 
Gummi in etwa 1 mm dünne Platten mittels 
Maschine ausgerollt und in Streifen geschnitten 
wird, um auf diese Weise schneller zu trocknen. 
Man hat auch versucht, die Zeit noch dadurch 
abzukürzen, daß man die Luft erhitzte und deren 
Feuchtigkeitsgehalt herabsetzte, indem man sie 
über Chlorcalcium streichen ließ. Ein Erfolg 
dieser Manipulation, hinsichtlich der Verhinderung 
von Fäulnis, scheint zwar erreicht, aber abgesehen 
davon, daß bei dieser Methode maschinelle Ein- 
richtungen nötig werden, die auf abgelegenen 
Plantagen immerhin oft nur unter Schwierig- 
keiten zu beschaffen sind, will man auch bemerkt 
haben, daß die Elastizität und Nervigkeit des so 
präparierten Gummis geringer ist. Man erklärt 
dies damit, daß die einzelnen Kautschukpartikel 
in den sehr dünnen Gummiplatten zu sehr unter 
dem Einfluß von Licht und Luft gestanden hätten 
und vielleicht auch allzuhohen Temperaturen 
ausgesetzt gewesen seien. 
Wenn auch zur Zeit noch keine vollkommene 
Methode für die Verarbeitung der Pflanzenmilch 
in Anwendung ist, so kann man doch erwarten, 
in absehbarer Zeit dieses Ziel zu erreichen, da 
eine große Anzahl von Fachlenten sich mit der 
Lösung dieser Frage beschäftigt. Ein Weg, auf 
den ich gelegentlich dieser Studien gekommen 
bin und auf den hinzuweisen ich nicht unterlassen 
möchte, ist der, daß durch die Vergärung des in 
der Gummimilch enthaltenen Zuckers zu Alkohol 
und das damit eintretende Nahrungsbedürfnis 
der Gärungszellen eine Reduktion der Eiweiß- 
und Pektinstoffe eingeleitet werden kann. Wenn 
man eine solche Vergärung unter dem Einfluß
	        
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