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prozentiger Essigsäure auf etwa 1 Liter Milch
zu, um hierdurch die Milch zu neutralisieren und
das Koagulieren des Kautschuks zu befördern.
Nachdem die Milch in einem dunklen luftigen
Raume etwa 24 bis 36 Stunden der Ruhe
überlassen worden ist, hat sich der Kautschuk an
der Oberfläche als feste Masse abgeschieden. Diese
Masse wird nun aus der Schale herausgenommen
und auf einem Brett mit einer Holz= oder Eisen-
rolle in Form eines Nudelholzes bearbeitet. Auf
diese Weise entfernt man die Feuchtigkeit aus der
Kautschukmasse und rollt sie auf etwa 5 mm
Dicke aus. Nachdem nun eine verhältnismäßig
trockene Gummiplatte gewonnen ist, wird sie zum
vollständigen Trocknen auf Drahtgeflechte gelegt
oder auf Schnüre gehängt.
Die Gummimasse erhält gleich eine Form,
wie man sie für die Weiterversendung und den
Handel am geeignetsten hält. Man findet runde
Platten von etwa 30 bis 40 em Durchmesser
unter der Bezeichnung Biskuits, viereckige Platten,
otwa 40 bis 50 cm im Quadrat, Shects, ferner
sogenannte Laces Rubber, d. s. mit Maschinen
ganz dünn gepreßte krenzweise übereinander ge-
legte Streifen von etwa 1 mm Dicke, und Worm
Rubber, d. h. kleine Schnitel, die zu Ballen
zusammengedrückt werden.
Die beste Art der Trocknung ist die in einem
Ranme mit nicht zu hoher Temperatur und
trockener Luft. Bei der gewöhnlichen Dicke der
Platten, wie sie in den Handel kommen, einer
Dicke von etwa 5 mm, beansprucht die vollstäu-
dige Trockuung des Kautschuks, je nach dem
Feuchtigkeitsgehalt der Luft, 2 bis 6 Monate Zeit.
In dieser Gummiplatte ist nun aber nicht nur
reiner Kantschuk vorhanden, sondern es sind auch
Pflanzenzucker, Pektin und Eiweißstoffe darin ent-
halten. Diese letzteren Stoffe bieten den Fäulnis-
keimen guten Nährboden für ihre Entwicklung.
In den Trockenräumen bemerkt man während
der langen Zeit der Trocknung oftmals üblen
Geruch, und man findet Gummiplatten, die sich
sehr stark klebrig anfassen. Diese Erscheinung
ist darauf zurückzuführen, daß sich unter der Ein-
wirkung der Fäulniskeime der Kautschuk in Klebe-
gummi verwandelt. Hierdurch entsteht den Pflan-
zern oftmals sehr großer Schaden, nicht nur
während der Trocknung, sondern auch während
des Transportes an weit entlegene Handelsplätze.
Wenn Gummi mit Fäulniskeimen fest zusammen-
gepackt in geschlossener Kiste den weiten Trans-
port über See machen muß, dann tritt, besonders
wenn der Gummi nicht vollständig trocken ist,
durch die entstehende Erhitzung diese Fäulnis-
wirkung erst recht stark hervor, und der von dem
Pflanzer in scheinbar gesundem Zustande versandte
Gummi kommt an seinem Bestimmungsort als
klebrige Masse an. Man hat versucht, diesem
Übelstande dadurch zu begegnen, daß man dem
Verfahren, welches in Brasilien für die Behand-
lung des Gummis angewendet wird, folgte und
die Wirkungen des Rauches zu erzielen suchte.
In Brasilien wird der Milchsaft über einem unter
Zuhilfenahme einer Palmnußart genährten Feuer
geräuchert und dadurch koaguliert und getrocknet.
Dieser Rauch enthält verschiedene zur Desinfektion
geeignete Stoffe, u. u. Kreosot. Man versuchte
nun, Kreosot über Feuer zu halten und den
Gummi der Einwirkung dieses Rauches auszu-
setzen; der Erfolg war aber nicht immer befrie-
digend. Anderwärts wurden die Gummiplatten
auch mit Formalin bestrichen, aber dieses Ver-
fahren war ebenfalls nicht zuverlässig. Der Miß-
erfolg ist wohl darauf zurückzuführen, daß diese
Desinfektionsmittel nur auf die äußere Fläche,
nicht aber auf die in den inneren Teilen des
Gummis eingeschlossenen Fänlniskeime wirkten.
Einige andere Methoden, die in neuerer Zeit
zur Herstellung von Laces und Worm Rubber
angewendet werden, beruhen darauf, daß der
Gummi in etwa 1 mm dünne Platten mittels
Maschine ausgerollt und in Streifen geschnitten
wird, um auf diese Weise schneller zu trocknen.
Man hat auch versucht, die Zeit noch dadurch
abzukürzen, daß man die Luft erhitzte und deren
Feuchtigkeitsgehalt herabsetzte, indem man sie
über Chlorcalcium streichen ließ. Ein Erfolg
dieser Manipulation, hinsichtlich der Verhinderung
von Fäulnis, scheint zwar erreicht, aber abgesehen
davon, daß bei dieser Methode maschinelle Ein-
richtungen nötig werden, die auf abgelegenen
Plantagen immerhin oft nur unter Schwierig-
keiten zu beschaffen sind, will man auch bemerkt
haben, daß die Elastizität und Nervigkeit des so
präparierten Gummis geringer ist. Man erklärt
dies damit, daß die einzelnen Kautschukpartikel
in den sehr dünnen Gummiplatten zu sehr unter
dem Einfluß von Licht und Luft gestanden hätten
und vielleicht auch allzuhohen Temperaturen
ausgesetzt gewesen seien.
Wenn auch zur Zeit noch keine vollkommene
Methode für die Verarbeitung der Pflanzenmilch
in Anwendung ist, so kann man doch erwarten,
in absehbarer Zeit dieses Ziel zu erreichen, da
eine große Anzahl von Fachlenten sich mit der
Lösung dieser Frage beschäftigt. Ein Weg, auf
den ich gelegentlich dieser Studien gekommen
bin und auf den hinzuweisen ich nicht unterlassen
möchte, ist der, daß durch die Vergärung des in
der Gummimilch enthaltenen Zuckers zu Alkohol
und das damit eintretende Nahrungsbedürfnis
der Gärungszellen eine Reduktion der Eiweiß-
und Pektinstoffe eingeleitet werden kann. Wenn
man eine solche Vergärung unter dem Einfluß