Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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In der Gruppe VI (verschiedene Feld- 
und Gartenerzengnisse und Gewürze) waren 
folgende Gegenstände ausgestellt: Bohnen, Erd- 
erbsen, Tigernüsse, Kürbisse, Ochro, Tomaten, 
Pfeffer, curopäische Gemüse. 
Die Gruppe Bohnen war sehr reich be- 
schickt und außerordentlich mannigfaltig. Es 
waren 305 Aussteller. Hier sah man manche 
Varietät zum ersten Male. Reichlich und in guten 
Proben war die Bohne Phaseolus lunatus ver- 
treten. Ob die Bohnen in solchen Mengen und 
so billig produziert werden können, daß sich eine 
Ausfuhr lohnen würde, muß die Zukunft lehren. 
Ganz hervorragend war eine aus dem Bezirk 
Atakpame stammende Kollektion der verschiedensten 
Bohnen. Phaseolus lunatus, eine ausgezeichnete 
Eßbohne, war in vielen und guten Proben aus- 
gestellt. 
Erderbsen stammten 
Atakpame und Kete-Kratschi. 
Tigernüsse waren nur in wenigen Proben 
ausgestellt. Sie dienen nur dem Konsum der 
Eingeborenen; einc besondere wirtschaftliche Be- 
deutung dürfte ihnen nicht zuzusprechen sein. 
Kürbisse waren gleichfalls nur mäßig ver- 
treten. Ein Absud der gerösteten und gemahlenen 
Körner oder Samen der eßbaren Kürbisse dient 
in Kratschi als schmackhafter Suppenzusatz. 
Das Gemüse Ochro spielt eine große Rolle 
im Haushalt der Eingeborenen und wird auch 
von Europäern vielfach als Ersatz für frisches 
Gemüse verwendet. Es wird fast in allen Teilen 
des Schutzgebiets angebant. Es waren zahlreiche 
Proben aus verschiedenen Gegenden ausgestellt. 
Tomaten werden sich zur Ausfuhr wohl 
kaum eignen, da sie sehr leicht faulen. Es 
dürfte aber seitens der Bezirksleitungen darauf 
hinzuarbeiten sein, daß diese Frucht von den Ein- 
geborenen mehr als bislang angebaut und be- 
nutzt werde. 
Pfeffer war aus allen Teilen Togos reichlich 
aus den Bezirken 
vertreten, zum Teil prächtige Schoten des 
spanischen Pfeffers und Beeren der Xylopia. 
acthiopica. Da die Boden= und Luftfeuchtig- 
keitsverhältnisse an vielen Orten von Togo für 
die Kultur des spanischen Pfeffers außerordentlich 
günstig sind, würde es ein begrüßenswertes Er- 
gebnis der Ausstellung sein, wenn es gelingen 
würde, den Pfeffer künftighin dem Export zuzu- 
führen. 
Es war erstaunlich zu sehen, was an euro- 
päischen Gemüsen hier unter der fürsorgenden, 
sachverständigen Leitung einiger weißen Frauen 
gezogen und ausgestellt war. Das Bestreben der 
Europäer, konservierte Gemüse durch in Togo ge- 
zogene frische Gemüse zu verdrängen, ist hygienisch 
von größter Bedentung. 
  
Die Gruppe VII (Kautschuk) war zur 
Hälfte durch Gegenstände vertreten, welche über 
die bisherigen Anbauversuche mit eingeführten 
Kautschukpflanzen Auskunft gaben. 
Die Deutsche Togo-Gesellschaft bot einc lehr- 
reiche Zusammenstellung der Becher und Zapf- 
messer, welche zur Gewinnung des Milchsaftes 
dienen, sowie lebender Pflänzchen von Kickxia- 
elastica, Ficus elastica und Manihot Glaziovü. 
Bei der letztgenannten Pflanze lagen Proben des 
geernteten Produkts. Anzapfungsgeräte hatte 
auch die Hamburger Firma Wilkens eingesandt. 
Mustergültig war die saubere Ausbereitung des 
auf der Pflanzung Kpeme gewonnenen, von 
Manihot Glaziovi# stammenden Kautschuks. Die 
Bezirksämter Atakvame und Misahöhe stellten 
Kautschuk von mehreren Bäumen aus, die erst 
seit kurzem in ihren Versuchsgärten des Schutz- 
gebiets ertragfähig geworden sind: von Nanihot 
Glaziovli, Hevea brasiliensis, Kickxia elastica 
und Fieus elastica. 
Die andere Hälfte der Gruppe VII bildeten 
die Produkte der in Togo einheimischen Kaut- 
schukgewächse. 
Zahlreiche Ortschaften hatten beigetragen zu 
der ausgezeichneten Sammlung des Bezirks Kete- 
Kratschi und große Ballen eingeliefert, die aus 
feinem Landolphia-Kautschuk gesponnen oder zu- 
sammengeknetet waren. Der eingeborene Kauf- 
mann Tamakloe aus Lome legte außer dem 
wertvollen Produkt einer Liane, die in Togo 
vaboe“ heißt, auch riesige Klumpen des so- 
genannten „Sayl“-Kautschuks aus, der zwar ge- 
ringere Preise erzielt, aber leicht in großen Mengen 
gewonnen werden kann. Diese Muster wurden 
in lehrreicher Weise ergänzt durch Beifügung von 
Zweigen der Stammpflanzen. Danach dürfte die 
„aboe“ eine Landolphia sein, und stammt der 
dsayj“ von einer Ficus-Art, vielleicht auch teil- 
weise von einer mittelwertigen Landolphia. Der 
eingeborene Kaufmann Epiphanio Olympio aus 
Kpandu stellte ebenfalls große Sayiklumpen aus. 
An der Ausstellung von Kautschuk beteiligten 
sich 96 Personen. 
Unter den ausgestellten Früchten der 
Gruppe VIII nahmen entsprechend ihrer Be- 
deutung für das Schutzgebiet die Bananen an 
Menge und Güte die erste Stelle ein. Zwei 
Sorten waren vorhanden, die kleine Eß= und die 
große Futterbanane. Zur Beurteilung wurde in 
gleicher Weise Größe des Fruchtstandes, Geschmack 
böw. Aroma und äußere Berfassung in Erwägung 
geSogen. Es waren insgesamt 23 Aussteller von 
Eßbananen. Von diesen schieden zunächst ohne 
weiteres 10 Aussteller aus der Beurteilung aus, 
da die von ihnen gebrachten Früchte wegen ihrer 
Minderwertigkeit oder ihres schlechten Zustandes
	        
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