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werden kann. Für trockenen, sandigen oder
steinigen Boden, der ohne Schatten dem starken
Sonnenbrande ausgesetzt ist und nur wenig
Regen hat, dürfte die Agave Regida, der soge-
nannte Sisalhanf oder die Sisalfibre, am geeig-
netsten sein. Während diese in feuchtem Boden
einen Hauf von nicht so guter Qualität, weil von
leichterer Zerreißbarkeit, liefert, ist gerade die in
trockenem, sandigem Boden gewonnene Faser von
außerordentlicher Festigkeit.
Die Agave wird in Pflanzschulen entweder
von Samen oder von Schößlingen gezogen und,
wenn die Pflänzlinge etwa 13 Zoll hoch sind,
wird sie in die Plantage ausgepflanzt. Im süd-
lichen Indien sieht man die Agave vielfach zu
beiden Seiten der Eisenbahnlinien stehen; sie soll
dort gute Resultate liefern. Wo es sich darum
handelt, sie in gesonderten Plantagen zu ziehen,
wird sie in etwa 5 bis 11 Fuß voneinander
entfernten Reihen gepflanzt. Es kommen etwa
650 Pflanzen per Acre. Nach vier Jahren ist
die Agave zum Schneiden reif, ohne daß in der
Zwischenzeit irgend etwas zu ihrer Kultur getan
zu werden braucht. Während die Agave, wenn
sie sich selbst überlassen ist, schon nach sechs bis
sieben Jahren abstirbt, erreicht sie bei regelmäßigem
Schnitt eine Lebensdauer von etwa fünfzehn
Jahren. Zur Ernte gelangen die Stämme,
Triebe und Blätter, sobald sie stark genug sind
und eine genügend lange Faser liefern. Der Er-
trag soll per Acre etwa 10 000 bis 20 000
Blätter ergeben; von diesen bringen je 1000
etwa 50 bis 70 Pfund Fibre, so daß auf einen
Acre etwa 500 bis 1500 Pfund Fibre zu rechnen
sind. Der Wert der Sisalfibre ist per 100 Kilo
etwa 60 Mark.
Für Gegenden mit hoher Temperatur und
stärkeren Regenfällen ist die Manilafaser, eine
wilde Banane von den Philippinen, genannt
Abaca (Musa textilis), zum Anbau zu empfehlen.
Der Leiter der Versuchsanstalten im Nil-
girigebirge, dem ich die meisten dieser Angaben
verdanke, hat sich mit großem Eifer auf den Ver-
suchsanbau dieser Manilafaser geworfen. Er be-
hauptet, in der Versuchsplantage Kallar vorzüg-
liche Resultate zu erzielen.
Die wilde Banane wächst vom Samen in
fünf Jahren oder vom Steckling in drei Jahren
bis zu 20 Fuß Höhe und erreicht einen Stamm-
durchmesser von etwa 1 Fuß. Um sie von Steck-
lingen zu ziehen, werden Triebe mit 5 bis 8 Fuß
geschnitten und verpflanzt. Bei einer Pflanzung,
die ausschließlich wilde Bananen umfaßt, werden
die Bananen auf etwa 5 Fuß Entfernung von-
einander gepflanzt, so daß per Acre 1742 Pflanzen
entfallen. Die wilde Banane läßt sich aber auch
als Zwischenpflanzung verwenden, besonders da,
wo für eine Kultur Schatten notwendig ist.
Nachdem die Pflanzung besorgt ist, bedarf die
wilde Banane außer dem Entfernen des Un-
krauts keinerlei Pflege. Sie bietet auch insofern
besonderen Vorteil, als sie durch ihre reiche Feuchtig-
keit vor der Gefahr einer Zerstörung durch Feuer
und durch ihren Saft aber auch vor dem An-
griff von Insekten geschützt ist. Außerdem ist
bei der Manilafaser die Aberntung insofern sehr
bequem, als diese sich nicht auf einen bestimmten
Zeitraum beschränkt, sondern zu jeder Zeit ge-
schehen kann, wenn Arbeitskräfte von anderer Arbeit
frei sind. Die Stämme werden bei genügender
Stärke dicht am Boden abgehauen und in Längen
von 3 bis 4 Fuß geschnitten. Man entfernt die
äußeren Blätter, so daß der glatte feste Teil des
Stammes verbleibt. Die aus den änußeren
Blättern gewonnene Faser ist zu minderwertig,
als daß sich ihre Verarbeitung lohnte. Die
Stammenden werden alsdann in Streifen von
etwa 2 Zoll gespalten und möglichst frisch ver-
arbeitet.
Sowohl bei Verarbeitung der Agave wie
bei der der wilden Banane muß das in der Pflanze
befindliche Pflanzenmark von der Faser entfernt
werden. Dies geschah bisher in primitiver
Weise durch Bearbeitung mit dem Messer.
Der Leiter jener Versuchsanstalt hat nun eine
sehr einfache Maschine konstruiert, durch die
er jene Bearbeitung schneller und billiger aus-
führt und dabei einen Hauf von sehr sanberer
Onalität gewinnt. Mit dieser Maschine werden
die geschnittenen Pflanzenteile zwischen zwei
scharfkantigen, aufeinander gepreßten Eisen
mehrmals durchgezogen, bis das Pflanzenmark
von der Faser getrennt ist.') Die reine Faser
wird dann über einen ausgelegten Bambus-
stab gelegt und in der Sonne getrocknet.
Nach wenigen Stunden wird die Faser in
Docken zusammengenommen und so entweder
gelagert oder gleich versandt.
Der Manilahanf bildet eine helle, seiden-
glänzende Faser; 100 Kilo sind mit 80 Mk.
bewertet. Der Ertrag an Manilahanf per Acre
soll etwa 650 Pfund sein.
Chinarinde.
Ceylon wie in Indien ist
von Chinarinde sehr zurück-
seitdem Java Ware zu billigeren
und mit höherem Gehalt an Chinin
liefert. Viele Chinarindenpflanzungen sind
abgeholzt und werden nicht wieder nach-
gepflanzt; andere Produkte, welche bessere Er-
Sowohl auf
die Produktion
gegangen,
Preisen
*) Siehe Abbildung 15.