Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Wangoni hatten jenseits der Grenze Weiber und 
Kinder, Hab und Gut abgesetzt und begannen in 
den ersten Tagen des März 1906 Einfälle in 
das deutsche Gebiet zu machen. Es wurde daher 
nötig, einen Posten der Polizeiabteilung Ssongea 
an den Rovuma zu setzen, um wenigstens die 
regierungstreuen Jumben zu schützen. Anführer 
der einfallenden Wangoni war Masese, der ein- 
flußreichste Sohn des Sultans Ssongea. Unter- 
stützt wurde er durch die in den großen Wäldern 
am Rovuma zahlreich sitzenden Elefantenjäger. 
Auf Regierungsseite leistete hier Gaschid mit seinen 
Leuten wieder wichtige Dienste. 
Gleich anfangs hatten die Aufständischen die 
Ortschaft des Bwana Ali, des vornehmsten der 
treu gebliebenen Jumben, überfallen und ab- 
gebrannt. Weitere Erfolge zu erlangen, hinderte 
sie das geschickte Auftreten der Ssengea-Abteilung 
unter Sergeant Utech. Masese hat jetzt scheinbar 
bei dem jenseits der Grenze sitzenden Wajao- 
Sultan Mataka einen Unterschlupf gefunden. 
Es hat sich in diesem Teile des Aufstandes 
störend bemerkbar gemacht, daß die Besitzverhält- 
nisse an der portugiesischen Grenze zwischen Njassasee 
und Rovuma unklare sind. Gerade dort in Tschi- 
wongo hat sich Masese lange aufgehalten, um 
das von Mataka für Gewähr einer Freistatt ge- 
forderte Elfenbein zu sammeln. Ich habe mich 
nicht entschließen können, in einem Gebiet, über 
dessen Zugehörigkeit zwischen der deutschen und 
portugiesischen Regierung diplomatische Verhand- 
lungen gepflogen werden, Truppen vorgehen zu 
lassen. Auf meine Bitten hat das Bezirksamt 
Ssongea damals wegen des dem strittigen Gebiet 
gegenüber zu beachtenden Verhaltens telegraphisch 
Weisungen vom Kaiserlichen Gouvernement er- 
beten, doch ist ein Bescheid bis heute nicht ein- 
gegangen. 
Auch die unterworfene Landschaft Luwegn 
wurde Mitte März der Schauplatz neuer Kämpfe. 
Bei Njamtumbo erschien eine etwa 300 Mann 
starke Bande von Elefantenjägern und Wangoni, 
unter einem Elefantenjäger Mohamakiros, Namens 
Magewa, tötete die männlichen Bewohner, raubte 
Weiber und Kinder und brannte die eben neu- 
aufgebauten Ortschaften wieder ab. Zum Schutz 
der infolge Waffenablieferung Wehrlosen wurde 
der M. P. Niamtumbo von Ssongea aus nen 
besetzt. Der Postenführer, Unteroffizier Rohde, 
hatte an den Matogorobergen nordwestlich Niam- 
tumbo ein Gefecht gegen die vorerwähnte Bande, 
die mit schweren Verlusten auseinandergesprengt 
wurde. Diesseits zwei Farbige verwundet. 
Gleichzeitig kamen aber auch beunruhigende 
Nachrichten aus den Gebieten zwischen dem 
früheren M. P. Likuyn und dem Etappenposten 
Mbarangandn sowie aus der Landschaft Kitanda 
  
(Mohamakiros). Hier war es Mohamakiro, der 
die unterworfenen und bei dem Posten zahlreich 
angesiedelten Wangoni belästigte. 
Mohamakiro hatte sich nach Ankunft des Ex- 
peditionskorps in Ssongen auf Kämpfe nicht erst 
eingelassen, sondern war mit seinem eigenen Besitz 
und mit der während des Aufstandes gemachten 
reichen Beute nach der Landschaft Mgende ge- 
zogen. 
Mgende im weiteren Sinne ist das Gebier 
östlich und südlich des Luwegn von der Ein- 
mündung des Horobo bis zum Zusammenfluß mit 
dem Mbarangandu. Es ist ein zerrissenes Berg- 
land von 350 bis 900 m absoluter Höhe. Be- 
wohnt wird Mgende von einem Bölkergemisch, 
bestehend aus Wanduewe, Wangindo und Wapo- 
goro. Die Ansiedlungen sind an die Flußtäler 
gebunden und am zahlreichsten am Luwegn selbst 
und am Luhanjandn. Der bekannteste Jumbe 
ist Mponda, wohnhaft östlich des Luhanjandu, 
kurz vor der Mündung dieses Flusses in den 
Luwegu. Die Bewohner Mgendes waren vor 
Einführung der deutschen Herrschaft nach mehr- 
jährigen erbitterten Kämpfen von Schabruma 
unterworfen worden. Sie waren seitdem den 
Wangoni untertan und tributpflichtig. Bei Ein, 
führung der deutschen Herrschaft mit ganz Ungon- 
dem Verwaltungsbereich Ssongeca zugewieseni 
wurde Mgende bei Anlage der Militärstation 
Mahenge von Ssongea losgetrennt und zu dem 
neuen Bezirk Mahenge geschlagen. Die heute 
lebenden erwachsenen Mgende-Leute sind äußerlich 
als Schabrumas Untertauen gezeichnet und haben 
sich innerlich als zu seinem Reiche gehörig gefühlt. 
Schabruma selbst hat wohl stets trotz der ver- 
änderten äußeren Verhältnisse Mgende als seine 
eroberte Provinz betrachtet und jetzt während des 
Aufstandes die Kriegsdienste der Mgende-Leute 
für sich beansprucht. 
Die Mgende-Leute hatte nun Mohamakiro 
aufgeboten, um sie gegen Kitanda zu führen. 
Als Oberlentnant v. der Marwitz am 19. März 
vom Ruhuhu kommend, nach Gumbiro zurück- 
kehrte, waren gerade Nachrichten eingetroffen, daß 
Mohamakiro sich mit den Mgende-Leuten und 
mit den Leuten der am Mbarangandu und Nienje 
östlich Majimahuhn sitzenden Kopa-Kopa und 
Lituno vereinigt hatte, die Gebiete nördlich der 
Straße Mbarangandn-Posten —Likuyn-Posten ver- 
heerte und einen Angriff auf den M. P. Kitanda 
beabsichtigte. Auf dem M. P. Kitanda stand z. 3. 
Oberleutnant Hudemann mit 25 Askari der 
13. Feld-Kompagnie. 
Die Aufständischen hatten sich den Umstand, 
daß die Mehrzahl der verfügbaren Truppen gegen 
Upangwa aufgeboten und der Osten verhältnis- 
mäßig von Truppen entblößt war, zu Nutze ge-
	        
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