Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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3. Ersatzkompagnie (Oberleutnant Beyer), der 
halben 8. Batterie (Oberleutnant Schönberg) 
und einem Zuge der 9. (Gebirgs-) Batterie 
(Leutnant Rohne) in Kais ein; hier erfuhr er 
durch Meldungen der Leutnants v. Detten und 
Eichhoff sowie durch Kundschafternachrichten, daß 
Morenga bereits nach Osten abgezogen sei und 
mit 150 bis 250 Mann in Bisseport jenseit der 
englischen Grenze bei seinem alten Vertranens- 
mann Spangenberg sitze, wo er bestellte Vor- 
räte in Empfang nehmen wollte. Hauptmann 
Siebert verblieb am 16. bei Kais, um am 17. 
seinem Befehle gemäß auf Kouchanas vorzugehen. 
Er wartete den ganzen 16. über vergeblich auf 
Nachrichten von der Abteilung Kamptz. Diese 
war bereits am 14. Mai von Aob auf Kouchanas 
vormarschiert und hatte weder hier noch bei ihrem 
weiteren Vorgehen bis zum Schambockberge irgend 
etwas vom Feinde angetroffen. 
Durch Gefangenenaussagen und durch das 
Ausbleiben jeder Nachricht von der Abteilung 
Kamptz gewann Hauptmann Siebert die Über- 
zeugung, daß bei Kouchanas kein Feind mehr 
stehe. Infolgedessen entschloß er sich, obwohl er 
nur über 109 Gewehre verfügte, am 17. auf 
Sandpütz-Witpan vorzugehen, um Morenga 
bei seiner jedenfalls zu erwartenden Rückkehr über 
die Grenze abzufangen. Nur die halbe 8. Bat- 
terie blieb in Kais zurück. 
Die Abteilung stieß auf ihrem Vormarsch über 
Sandpütz auf Witpan-Klippdamm auf zahlreiche, 
die englische Grenze krenzende Spuren und fand 
diesseits der Grenze ein größeres Pontoklager 
verlassen. In der Nacht zum 19. lagerte sie 
südlich Klippdamm. 
Beim Marsch auf Lenkop stellte eine Pa- 
trouille unter Leutnant d. R. Eichhoff am 19. 
fest, daß 3 km südlich des Lenkopfelsens un- 
mittelbar westlich der Grenze eine Hottentotten- 
bande abgesattelt hatte. 
Hauptmann Siebert ließ zunächst bei Lenkop 
tränken und ging dann, durch einen nach Süd- 
westen verlaufenden Kalkrücken gedeckt, gegen die 
von Ost nach West streichenden Dünen vor, in 
denen er selbst vom Leukopberge aus Hottentotten- 
gruppen und weidende Tiere erkannt hatte. Er 
beschloß, den Feind in der Front mit schwächeren 
Kräften zu fesseln, während der Hauptangriff in 
der Streichrichtung der Dünen von Ost nach West 
geführt werden sollte. 
Demzufolge entwickelte sich der unberittene 
Teil der 11. Kompagnie am Südrand des Leu- 
kopfelsens, auf dem auch das eine Geschüt auf- 
fuhr, während Oberleutnant Beyer die 3. Ersatz- 
kompagnie gegen 11 Uhr vormittags im Galopp 
in das Dünengelände hineinführte, hier links 
einschwenkte und, unterstützt durch das auf der 
  
nördlichsten Düne auffahrende zweite Geschütz, 
das Feuer gegen die überraschten, aber schnell 
gefechtsbereiten Hottentotten eröffnete. Rechts- 
rückwärts der Kompagnie Beyer wurde der be- 
rittene Teil der 11. Kompagnie aufgestellt. 
Etwa eine Stunde, nachdem der Feuerkampf 
ausgenommen war, ging Leutnant v. Knobels= 
dorff, dessen Schützen in günstiger Stellung am 
Fuße des Leukop dem Feinde frontal gegen- 
überlagen, mit fünfzehn Unberittenen und dem 
Geschütz aus eigenem Antrieb näher an den 
gut gedeckten Gegner heran; seine Schüten 
lagen jetzt in der deckungslosen Ebene zwischen 
dem Lenkop und den Dünen. Die vorge- 
schobene Stellung dieser schwachen Abteilung 
benutzten die weit überlegenen Hottentotten, 
um ihrerseits über die Dünen hinaus gegen 
sie zum Angriff vorzugehen. Dadurch kam 
die kleine Abteilung in eine sehr bedrängte Lage: 
das Geschütz wurde gleich beim ersten Auffahren 
bewegungsunfähig, da fünf Maultiere im Gespann 
erschossen wurden, mehrere Leute wurden getroffen, 
die Bedienung mußte sich mühsam mit dem Kara- 
biner den kühn vordringenden Feind vom Leibe 
halten. Doch gelang es nach einiger Zeit, das 
Geschütz in Tätigkeit zu bringen und, unterstützt 
durch dessen Feuer, vermochte die kleine Gruppe 
des Leutnants v. Knobelsdorff sich im weiteren 
Verlauf des Kampfes zu behaupten. 
In den Dünen waren sowohl die Kompagnie 
Boyer als auch die berittenen Schützen der 11. Kom- 
pagnie, die in dem unübersichtlichen Gelände sich 
in südöstlicher Richtung entwickelt hatten, bei ihrem 
Vorgehen bald auf lebhaften Widerstand gestoßen 
und zum Stehen gekommen; mehrere Hottentotten- 
gruppen suchten den deutschen rechten Flügel zu 
umfassen. Die Lage wurde hier um so schwie- 
riger, als das auf der Düne aufgefahrene Geschüt 
schon um 1 Uhr nachmittags seine letzte Munition 
verschossen hatte. In die zwischen beiden Kom- 
pagnien entstandene Lücke wurde gegen 1 Uhr 
nachmittags eine Abteilung von zehn Mann ein- 
geschoben, die der Unteroffizier Hackbarth von 
Witpan, wo er als Besatzung zurückgelassen 
worden war, auf den zu ihm dringenden Kanonen- 
donner hin in anerkennenswerter Selbsttätigkeit, 
ohne einen Befehl hierzu abzuwarten, auf das 
Gefechtsfeld geführt hatte. Da der Angriff der 
Hottentotten gegen die rechte Flanke der Deutschen 
zum Stehen gekommen war, zog Hauptmann 
Anders einen Teil der hier fechtenden berittenen 
Schützen aus dem Kampfe, um mit ihnen den 
linken Flügel des der Kompagnie Beyer gegen- 
überliegenden Feindes anzugreifen. Dieses Vor- 
gehen hatte Erfolg. Bereits nach kurzem Wider- 
stande gab der Feind diesem Stoße nach und 
räumte seine Stellung. Auch in der Front nahte
	        
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