Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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des 16. Kenntnis erhalten. Als er in der Frühe 
des 17. schwachen Kanonendonner aus der Vor- 
marschrichtung der Abteilung Kamptz hörte, ent- 
schloß er sich, trotzdem Mann und Pferd durch 
die außergewöhnlichen Anstrengungen der voran- 
gegangenen Tage noch sehr mitgenommen waren, 
unverzüglich dem Gefechtsfelde zuzueilen, um, 
wenn möglich, noch am Kampfe teilzunehmen 
oder wenigstens dem Feinde den Rückzug zu 
verlegen. Denn ernsten Widerstand konnte seiner 
Meinung nach der vorgestern von ihm arg 
geschwächte Feind kaum leisten. Wie groß war 
jetzt sein Erstaunen, als er durch einen ihm vom 
Hauptmann Siebert entgegengesandten Offizier 
über die ernste Lage bei der Abteilung Kamptz 
unterrichtet wurde! Sein aus echt kriegerischem 
Tatendrang geborener Entschluß, trotz aller Er- 
mattung dem Kanonendonner zuzueilen, sollte 
reiche Früchte tragen und seine Kameraden aus 
schlimmer Not erretten. 
Er erhielt den Befehl, gegen den feindlichen 
rechten Flügel umfassend vorzugehen. Diesem 
Druck gab der Feind bald nach. Gegen 3 Uhr 
nachmittags wich er hier zurück; nunmehr konnten 
auch die Schützen der Abteilung Siebert Fort- 
schritte machen, und nach weiteren zwei Stunden 
heißen Kampfes gelang es, auch den übrigen Teil 
der feindlichen Stellung im Sturme zu nehmen. 
Der Gegner entschwand mit großer Schnelligkeit 
in die Berge. Da eine Verfolgung bei der 
hereinbrechenden Dunkelheit und der großen Er- 
schöpfung der Truppen wenig aussichtsvoll war, 
sammelte Hauptmann Siebert seine Abteilung auf 
der zuerst genommenen Höhe, während Hauptmann 
v. Erckert mit seinen Leuten den Schutz der linken 
Flanke übernahm. 
Der Sieg war mit schweren Verlusten 
erkauft: neunzehn tote Reiter bedeckten das 
Gefechtsfeld, vier Offiziere und 26 Mann waren 
verwundet und ein Offizier verunglückt. 
Der Gegner hatte sich, wie am folgenden 
Tage festgestellt wurde, nur wenige Kilometer 
von dem Gefechtsfelde in starker, schwer zugäng- 
licher Stellung wieder gesetzt. Ihn in dieser 
anzugreifen, hielt Hauptmann Siebert wegen der 
Schwäche seiner Truppe und der großen Gelände- 
schwierigkeiten nicht für angezeigt. Er ließ das 
vom Feinde zurückgelassene Vieh teils zusammen- 
treiben, teils abschießen, die Wasserstellen unbrauch- 
bar machen und erwartete in beherrschender 
Stellung das Eintreffen der zur Verstärkung 
heranbeorderten 8. Kompagnie des 2. Feldregi- 
ments aus Hasuur und einem Drittel der 
9. Batterie aus Dawignab. Auch die 2. Kom- 
pagnie des 1. Feldregiments wurde von Keet- 
manshoop über Wasserfall auf Durdrift in Marsch 
gesetzt, um bei einem neuen Angriff gegen die 
  
Hottentotten mitzuwirken, deren Führung jetzt 
anscheinend Morenga selbst wieder übernommen 
hatte. 
Ehe es indessen zu einem erneuten Vorgehen 
kam, wich der Feind in nordwestlicher Richtung 
nach den großen Karrasbergen aus. Er erreichte 
Anfang Juli die Nordostecke derselben bei Aob, 
setzte sich dort in einer Schlucht fest und ver- 
schanzte die umgebenden, senkrecht abfallenden 
Felskegel, die das flache Vorgelände weithin 
beherrschten und von wenigen Schützen selbst 
großer Überlegenheit gegenüber leicht zu behaupten 
waren. In dieser änßerst starken Stellung den 
Morenga mit Erfolg anzugreifen, genügte die 
Zahl der verfügbaren Truppen umsoweniger, als 
selbst die mit großer Energie während drei Mo- 
naten unter unsagbaren Entbehrungen und An- 
strengungen durchgeführte Verfolgung, bei der die 
Truppen oft ihr letztes hatten hergeben müssen, 
seine Widerstandskraft nicht zu brechen vermocht 
hatte. Der Erfolg von Narndas im März 1905 
war offenbar überschätzt worden; so leichten 
Kaufes, wie damals vielfach geglaubt wurde, 
sollte man dieses Gegners nicht Herr werden; 
ihn völlig niederzuwerfen, bedurfte es neuer 
Verstärkungen. 
Es kam dem General v. Trotha deshalb 
äußerst gelegen, als Morenga, anscheinend ver- 
anlaßt durch Mangel an Zufuhr, Mitte Juli 
plötzlich erneut mit den Deutschen Verhandlungen 
anknüpfen wollte. Obwohl der Oberkomman- 
dierende allen Grund hatte, diesem Gegner zu 
mißtrauen, glaubte er, in diesem Augenblick 
umsomehr darauf eingehen zu sollen, als im 
nördlichen Namalande Ereignisse eingetreten 
waren, die einen weiteren Aufschub der gegen 
die Witbois schon lange geplanten Unternehmung 
verboten; zu dieser bedurfte man jedoch dringend 
eines Teiles der jetzt im Südbezirke gefesselten 
Truppen. Durch sich hinziehende Unterhandlungen 
mit Morenga wurde tatsächlich erreicht, daß auf 
diesem Kriegsschauplatz bis zum September 
1905 völlige Waffeuruhe herrschte, so daß 
außer schwachen im Südbezirke verbleibenden 
Kräften alle Truppen zu dem großen Schlage 
gegen Witboi eingesetzt werden konnten. 
  
Candmelioration in Deutsch-Südwestafrika. 
Dem Briefe eines Offiziers entnehmen wir 
folgenden interessanten Passus: 
Neulich machte ich per Eselkarre eine zwei- 
tägige Tour nach der 40 km von Windhuk auf 
1800 m Höhe gelegenen Regierungsfarm Neu- 
damm, welche aus verschiedenen Gründen sehens- 
wert ist. Dort ist nämlich ein leidlich großer
	        
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