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wäldern umrahmt und von schön geformten Bergen
überragt. Die Stadt ist europäisch gebaut und
kann sich rühmen, nächst Berlin im Verhältnis
zur Bevölkerungszahl die meisten Telephonver-
bindungen zu haben. Auch eine schöne elektrische
Straßenbahn, die weit hinausfährt, ist vorhanden.
Die Umgebung ist überaus anmutig. Herrlich
sind die Kokospalmen-Alleen, noch prächtiger die
der Königspalmen mit glatten weißen Stämmen.
An die Zedern Japans und Kaliforniens er-
innern die schönen Eisenholzbäume, die, zu beiden
Seiten der Landstraßen gepflanzt, einen wunder-
baren Anblick gewähren. Zwischen ihnen jagen
Antomobile dahin, deren Honolulu schon etwa
200 zählt, fahren die mit Sonnendach versehenen
leichten Ein= und Zweispänner und bewegen sich
auf Traberpferden Reiter und Reiterinnen, wobei
letztere zum Teil wie die eingeborenen Damen
nach Herrenart sitzen. Im Wasser blühen Millio-
nen von Lotosblumen, und tausendfach sieht man
in langen Hecken die Königin der Nacht, die
Perle unserer Gewächshäuser, blühen.
Alle Inseln sind schön. Die Vulkaue der
nördlichen, älteren, zu denen Oahn gehört, sind
erloschen; auf Hawaii, der südlichsten und größten,
arbeiten ihrer zwei noch bisweilen. Die Flora
ist sehr reich und hat der Botanik eine Masse
neuen Materials geliefert. Die Inseln liegen
etwa auf der Höhe Hongkongs oder der Mitte
des Roten Meeres. Sie weisen u. a. alle Arten
von Palmen auf; die nicht einheimisch sind, sind
angepflanzt. Das Klima ist fast das ganze Jahr
dasselbe; das Thermometer schwankt zwischen 21
und 26 Grad Celsins. Neun Monate hindurch
weht der (Nordost-PPassat. Ein Arm der kalten
Alaskaströmung, die nach San= Francisco Kälte
und Nebel bringt, geht nach den hawailschen
Inseln hinüber; es wird angenommen, daß aus
diesem Grunde die Taifune dort ausbleiben. Viel
Echwindsüchtige suchen dort Heilung. Die an—
lässigen Europäer fühlen sich jahraus jahrein
wohl. Doch leiden die Frauen, wie in allen
südlichen Ländern, so auch dort, während eines
Krankenlagers mehr als die Männer. Charakte-
rhtisch für Honolulu ist der Sonnenregen; bei
chönftem Sonnenschein fällt feiner Wasserstaub,
er wie Millionen Perlen glänzt.
t Von Honolulu führt eine 70 km lange Eisen-
bahn die schöne Küste entlang an den bedeutend-
kten Pflanzungen vorüber. Der Rohrzuckerbau
Ut der wichtigste landwirtschaftliche Betrieb auf
rn hawalischen Inseln. Im letzten Jahre sind
426 000 Tonnen gewonnen worden, die zum
Preise von 76 Dollar in New Nork verkauft
worden sind. Die Fracht nach dort beträgt
12 Dollar für die Tonne. Da das Rohmaterial
und die Fabrikationskosten für die Tonne, je
nach der Ansrüstung der Werke, auf 10 bis
50 Dollar zu veranschlagen sind, so bleibt für
die Tonne ein Reingewinn von 9 bis 24 Dollar.
Hawaii, dessen Ausbente zu Anfang Oktober be-
endet ist, steht in Mitbewerb mit Kuba. Sobald
die kubanische Ernte (Dezember bis Mai) auf den
Markt kommt, sinkt der Zuckerpreis. Die kubani-
schen Pflanzer arbeiten Jahr für Jahr mit großen
Vorschüssen der New Yorker Banken, müssen ihre
Ernte daher rasch auf den Markt werfen, um
die Gläubiger zu befriedigen. Infolgedessen kauft
der amerikanische Zuckertrust in Kuba sehr billig
ein. WMären auch die Hawatier Pflanzer in
Finanznöten, so sänke der Preis des Rohrzuckers,
der in den Vereinigten Staaten niedriger ist als
der des Rübenzuckers, noch mehr. Obwohl Klaus
Spreckels, der reichste Mann von Kalifornien,
dort den Zuckerrübenbau und die Rübenzucker-
fabrikation in großem Umfang eingeführt hat,
wobei er so reich geworden ist, wird der Preis
des Rübenzuckers noch immer in London gemacht.
Dort kostet ein Zentner nicht raffinierten Zuckers
zur Zeit 9 Schilling, das macht 3,84 Cents für
das Pfund oder 76,80 Dollar für die Tonne in
den Vereinigten Staaten. Dagegen kostet der
Rohrzucker in New York zur Zeit nur 3,58 Cents
das Pfund oder 71,60 Dollar die Tonne. Den
Unterschied von 5,20 Dollar verdient der Zucker-
trust, indem der Unterschied der Fracht zwischen
Kuba und New Vork einerseits und Kuba und
London anderseits noch etwas größer sein würde.
Die Hawaiier Pflanzer arbeiten mit eigenem
Kapital und liefern auf Vertrag. Andernfalls
wären sie übler daran als die Kubaner. Das
Zuckerrohr wird 2 bis 11 m hoch und bis 8 cm
dick. Da es nicht auf Hawaii, wohl aber
auf Oahn, wo Honolulu liegt, an Regen fehlt,
so sind zahlreiche große Pumpwerke angelegt. Die
deutsche Firma Hackfeld treibt täglich 300 000 Ul
Wasser bis zur Höhe von 190 m hinauf. Drei
andere Pflanzer entnehmen ihren artesischen
Brunnen täglich bedeutende Mengen Wasser.
Die Pumpwerke werden mit Ol geheizt, das von
San Francisco kommt und billiger ist als Kohle.
An zweiter Stelle steht der Reisbau, den
fast nur Chinesen betreiben. Im letzten Jahre
wurden 2800 Tonnen ausgeführt und wahr-
scheinlich mindestens 10 000 Tonnen geerntet.
Doch wird auch Reis eingeführt. Die (60 000)
Japaner ziehen nämlich ihren heimischen Reis
dem der hawaiischen Inseln vor, dessen Geschmack
sie nicht mögen. Die Japaner sind es, die den
Kaffeeban auf Hawait betreiben. Dort haben sie
kleine Grundstücke erworben und bepflanzt. Die
Ausfuhr betrug im letzten Jahre 20 000 Sack
oder Zentner zum Preise von 10 bis 15 Dollar,
je nach Grad und Alter. Wenn auch unsere