Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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wäldern umrahmt und von schön geformten Bergen 
überragt. Die Stadt ist europäisch gebaut und 
kann sich rühmen, nächst Berlin im Verhältnis 
zur Bevölkerungszahl die meisten Telephonver- 
bindungen zu haben. Auch eine schöne elektrische 
Straßenbahn, die weit hinausfährt, ist vorhanden. 
Die Umgebung ist überaus anmutig. Herrlich 
sind die Kokospalmen-Alleen, noch prächtiger die 
der Königspalmen mit glatten weißen Stämmen. 
An die Zedern Japans und Kaliforniens er- 
innern die schönen Eisenholzbäume, die, zu beiden 
Seiten der Landstraßen gepflanzt, einen wunder- 
baren Anblick gewähren. Zwischen ihnen jagen 
Antomobile dahin, deren Honolulu schon etwa 
200 zählt, fahren die mit Sonnendach versehenen 
leichten Ein= und Zweispänner und bewegen sich 
auf Traberpferden Reiter und Reiterinnen, wobei 
letztere zum Teil wie die eingeborenen Damen 
nach Herrenart sitzen. Im Wasser blühen Millio- 
nen von Lotosblumen, und tausendfach sieht man 
in langen Hecken die Königin der Nacht, die 
Perle unserer Gewächshäuser, blühen. 
Alle Inseln sind schön. Die Vulkaue der 
nördlichen, älteren, zu denen Oahn gehört, sind 
erloschen; auf Hawaii, der südlichsten und größten, 
arbeiten ihrer zwei noch bisweilen. Die Flora 
ist sehr reich und hat der Botanik eine Masse 
neuen Materials geliefert. Die Inseln liegen 
etwa auf der Höhe Hongkongs oder der Mitte 
des Roten Meeres. Sie weisen u. a. alle Arten 
von Palmen auf; die nicht einheimisch sind, sind 
angepflanzt. Das Klima ist fast das ganze Jahr 
dasselbe; das Thermometer schwankt zwischen 21 
und 26 Grad Celsins. Neun Monate hindurch 
weht der (Nordost-PPassat. Ein Arm der kalten 
Alaskaströmung, die nach San= Francisco Kälte 
und Nebel bringt, geht nach den hawailschen 
Inseln hinüber; es wird angenommen, daß aus 
diesem Grunde die Taifune dort ausbleiben. Viel 
Echwindsüchtige suchen dort Heilung. Die an— 
lässigen Europäer fühlen sich jahraus jahrein 
wohl. Doch leiden die Frauen, wie in allen 
südlichen Ländern, so auch dort, während eines 
Krankenlagers mehr als die Männer. Charakte- 
rhtisch für Honolulu ist der Sonnenregen; bei 
chönftem Sonnenschein fällt feiner Wasserstaub, 
er wie Millionen Perlen glänzt. 
t Von Honolulu führt eine 70 km lange Eisen- 
bahn die schöne Küste entlang an den bedeutend- 
kten Pflanzungen vorüber. Der Rohrzuckerbau 
Ut der wichtigste landwirtschaftliche Betrieb auf 
rn hawalischen Inseln. Im letzten Jahre sind 
426 000 Tonnen gewonnen worden, die zum 
Preise von 76 Dollar in New Nork verkauft 
worden sind. Die Fracht nach dort beträgt 
12 Dollar für die Tonne. Da das Rohmaterial 
und die Fabrikationskosten für die Tonne, je 
  
nach der Ansrüstung der Werke, auf 10 bis 
50 Dollar zu veranschlagen sind, so bleibt für 
die Tonne ein Reingewinn von 9 bis 24 Dollar. 
Hawaii, dessen Ausbente zu Anfang Oktober be- 
endet ist, steht in Mitbewerb mit Kuba. Sobald 
die kubanische Ernte (Dezember bis Mai) auf den 
Markt kommt, sinkt der Zuckerpreis. Die kubani- 
schen Pflanzer arbeiten Jahr für Jahr mit großen 
Vorschüssen der New Yorker Banken, müssen ihre 
Ernte daher rasch auf den Markt werfen, um 
die Gläubiger zu befriedigen. Infolgedessen kauft 
der amerikanische Zuckertrust in Kuba sehr billig 
ein. WMären auch die Hawatier Pflanzer in 
Finanznöten, so sänke der Preis des Rohrzuckers, 
der in den Vereinigten Staaten niedriger ist als 
der des Rübenzuckers, noch mehr. Obwohl Klaus 
Spreckels, der reichste Mann von Kalifornien, 
dort den Zuckerrübenbau und die Rübenzucker- 
fabrikation in großem Umfang eingeführt hat, 
wobei er so reich geworden ist, wird der Preis 
des Rübenzuckers noch immer in London gemacht. 
Dort kostet ein Zentner nicht raffinierten Zuckers 
zur Zeit 9 Schilling, das macht 3,84 Cents für 
das Pfund oder 76,80 Dollar für die Tonne in 
den Vereinigten Staaten. Dagegen kostet der 
Rohrzucker in New York zur Zeit nur 3,58 Cents 
das Pfund oder 71,60 Dollar die Tonne. Den 
Unterschied von 5,20 Dollar verdient der Zucker- 
trust, indem der Unterschied der Fracht zwischen 
Kuba und New Vork einerseits und Kuba und 
London anderseits noch etwas größer sein würde. 
Die Hawaiier Pflanzer arbeiten mit eigenem 
Kapital und liefern auf Vertrag. Andernfalls 
wären sie übler daran als die Kubaner. Das 
Zuckerrohr wird 2 bis 11 m hoch und bis 8 cm 
dick. Da es nicht auf Hawaii, wohl aber 
auf Oahn, wo Honolulu liegt, an Regen fehlt, 
so sind zahlreiche große Pumpwerke angelegt. Die 
deutsche Firma Hackfeld treibt täglich 300 000 Ul 
Wasser bis zur Höhe von 190 m hinauf. Drei 
andere Pflanzer entnehmen ihren artesischen 
Brunnen täglich bedeutende Mengen Wasser. 
Die Pumpwerke werden mit Ol geheizt, das von 
San Francisco kommt und billiger ist als Kohle. 
An zweiter Stelle steht der Reisbau, den 
fast nur Chinesen betreiben. Im letzten Jahre 
wurden 2800 Tonnen ausgeführt und wahr- 
scheinlich mindestens 10 000 Tonnen geerntet. 
Doch wird auch Reis eingeführt. Die (60 000) 
Japaner ziehen nämlich ihren heimischen Reis 
dem der hawaiischen Inseln vor, dessen Geschmack 
sie nicht mögen. Die Japaner sind es, die den 
Kaffeeban auf Hawait betreiben. Dort haben sie 
kleine Grundstücke erworben und bepflanzt. Die 
Ausfuhr betrug im letzten Jahre 20 000 Sack 
oder Zentner zum Preise von 10 bis 15 Dollar, 
je nach Grad und Alter. Wenn auch unsere
	        
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