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Es wurde durch den Vorstoß zum Njong
eine günstige Operationsbasis in der Linie
Wollo—-Ebolobingon geschaffen, welche, das Herz
des am dichtesten bevölkerten Aufstandsgebiets
schneidend, ein Vorgehen nach Osten und
Westen den Umständen gemäß am besten er-
möglichte. —bbnb
Die Rücksicht auf die rückwärtigen Ver-
bindungen bzw. die Sicherung der zu den
Stationen Kam (Ebolova), Akonolinga (Jannde-
Lolodorf), Ateke (Lomie) führenden Etappen-
linien, welche hier, weit im Innern und bei
sehr schwierigen Geländeverhältnissen, besondere
Aufmerksamkeit erforderte, war schließlich eben-
falls bestimmend für die Wahl des Weges
Wollo—Ebolobingon —jongsluß als nächste
Vormarschstraße.
Nach kleineren Patronillengefechten erreichte
die Expedition am 18. August Lobole-Gimbia.
Der Gegner hatte die Dörfer an der Route
niedergebrannt, um der Expedition die Unter-
kunft zu erschweren. Der schwache Widerstand
an diesem Tage, der nur von den feindlichen
Vorposten herrührte, ließ vermuten, daß der
Feind sich weiter nördlich sammelte. Die Avant-
garde (9. Kompagnie, Oberleutnant Bertran)
hatte denn auch am folgenden Tage (19. August)
an sämtlichen Wasserläufen heftigen Widerstand
zu brechen.
Die Expedition bezog an diesem Tage Lager
bei Massanga. Die dort befindliche Faktorei des
Kaufmanns Hinrichsen (Bremer West-Afrika-Ge-
sellschaft) war von Grund aus zerstört.
Hart nördlich Massanga führen zahlreiche
Routen zum Njong und Longmapfog. Die Mel-
dungen der Aufklärungspatrouillen ließen er-
kennen, daß der Gegner zwischen Massanga-Ebo-
lobingon und dem Longmapfog sich zu energischem
Widerstande massierte. Eine der in der Nacht
vom 20. auf 21. August zu Erkundungszwecken
vorgetriebenen Offizierpatrouillen der 9. Kom-
pagnie stieß 5 Kilometer nordöstlich Massanga auf
starke feindliche Kräfte. Der Führer, Ober-
leutnant Sandrock, wurde schwer verwundet, blieb
aber in der genommenen Stellung. (Lager A.)
Die Expedition warf in den folgenden Tagen
den Gegner in verlustreichen Gefechten und bezog
Lager bei A (der beigefügten Kartenskizze).
Am 26. August ging die 5. Kompagnie
(Oberleutnant v. Sobbe) und die Polizeiabteilung
Sanga-Ngoko gegen Ebolobingon vor, das sie
am 27. August nach heftiger Gegenwehr besetzte.
Die 9. Kompagnie säuberte von Lager A aus
die Gegend nach dem Longmapfog. Am
30. August wurde die Expedition in Ebolobingon
versammelt, in Lager A ein Lazarettdepot zurück-
gelassen. Hier starb am 6. September der ver-
wundete Oberleutnant Sandrock, der beste Soldat
der Expedition.
Mittlerweile waren Abteilungen der 5. Kom-
pagnie und die Polizeiabteilung bis zum Njong
vorgedrungen.
Von dem westlich angrenzenden Jelindastamm
erschienen Abgesandte und meldeten, daß sie nicht
am Aufstande beteiligt seien. Dies erwies sich
später als Lüge und Verrat. Durch Jelinda
wurde Verbindung mit dem fünf Tage nordwest-
lich von Ebolobingon gelegenen Posten Akono-
linga am Njong aufsgenommen. Der Postenleiter,
Feldwebel Liebert, meldete sich am 31. August
in Ebolobingon. Er berichtete, daß der Assistent
Schlieff von der Njiongexpedition des Hauptmanns
v. Stein, der sich, von Posten Abong-Mbang
kommend, seit dem 31. Juli in Akonolinga be-
fand, Anfang September die Rückfahrt Njong auf-
wärts antreten wolle, ferner, daß Leutnant
Königs am 29. Juli von Akonolinga aufge-
brochen und auf starken Widerstand nördlich des
Nijong in Jebekolle gestoßen sei, aber nunmehr
wohl den Hauptmann v. Stein in Abong-Mbang
erreicht haben werde. Starke Abteilungen wurden
mit gutem Erfolge Njong aufwärts nach Jebe-
kolle vorgetrieben.
Inzwischen erhielt der Expeditionsführer,
Hauptmann Schennemann, den Befehl, sich unter
Mitnahme eines Offiziers zur Regelung der
Grenzaffäre in Missum-Missum sofort wieder
an die französische Grenze zu begeben (zwanzig
Tagemärsche Entfernung). Scheunemann kom-
mandierte hierzu den Oberlentnant v. Sobbe,
übertrug den Befehl über die Expedition dem
Oberleutnaut Bertram und brach am 4. Sep-
tember mit fünfzehn Mann der 5. Kompagnie
und dreißig Mann der Polizeiabteilung von
Ebolobingon auf. Er erreichte am 5. September
Lager A und deckte am 7., 8. und 9. den Trans-
port der Leiche des Oberleutnants Sandrock nach
Wollo-Kam. Am 8. September wurde Schenne-
mann auf dem Wege Massanga—Wollo von den
Aufständischen, die sich im Rücken wieder ge-
sammelt hatten, auf das heftigste beschossen, wo-
bei drei Leute fielen.
Da die schwachen Etappenposten in Wollo—
Tunga—Moenza gefährdet waren, war Scheune-
mann genötigt, mit den verfügbaren Kräften von
Wollo aus noch einige Tage gründlich nach
Norden aufzuräumen. Eine auf Malogele (Fak.
torei der Firma Randad & Stein) am Long-
mapfog vorgetriebene Gefechtsabteilung CTeile der
5. Kompagnie und der Polizeiabteilung) unter
Sanitätsunteroffzier Niedermaier fand heftigen
Widerstand auf dem Wege Tunga—Malogele und
hatte starke Verluste. Faktorei Malogele war