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durch Europäer in absehbarer Zeit ausgeschlossen
sein, da bei dem gangartigen Auftreten des Erzes
ein kostspieliger Tiesbau nötig sein würde. Er-
wähnt sei noch, daß die Eingeborenen bereits
einen primitiven Bergbau auf die Erze betrieben
und Tiefen von mehr als 40 Metern in ihren
Schächten erreicht haben. Durch kartographische
Aufnahme wurden die Abbaue der Eingeborenen
sowie die geologischen Verhältnisse festgelegt.
Ahnlich liegen die Verhältnisse in Santrokoffi.
Hier stellten sich der Untersuchung durch den
dichten Busch und das mächtige Eluvium große
Schwierigkeiten entgegen. Nach kartographischer
Aufnahme des in Betracht kommenden Gebietes
wurden drei Schürfe bis zu 5 Metern Tiefe an-
gesetzt, jedoch nur ein Schurf traf anstehendes
Gestein, und zwar, wie bei Akpafn, Hornstein
mit einem Branneisengang. Die übrigen Schürfe
klonnten, trotzdem in der Nähe die Eingeborenen
in zahlreichen flachen Gruben Brauneisenstein aus
dem Abhangsschutt und dem Eluvium gegraben
haben, anstehendes Gestein nicht fassen. Doch
habe ich die UÜberzeugung gewonnen, daß auch
bei Santrokoffi das Brauneisenerz aus gangartigen
Vorkommen stammt und daß daher hinsichtlich
seiner Abbauwürdigkeit dasselbe gilt, was oben
für Akpafu ausgesprochen ist.
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Deutsch-Ostafrika.
Aus dem Bezirke Tabora.
Die Reise bezweckte in erster Linie eine
nähere Orientierung darüber, ob aus dem be-
rührten Teil des Bezirks die Gewinnung zahl-
reicher Arbeitskräfte für die Plantagen und den
Eisenbahnbau möglich sei. Des weiteren be-
absichtigte ich gleichzeitig die Bevölkerung über
den guten Verdienst auf den Plantagen eingehend
zu belehren, sowie die Eingeborenen dazu zu
ermuntern, derartige Dienste zu nehmen.
Die Bevölkerung der bereisten Landschaften
(Unyanyembe, Urambo, Kwande, Kirira, Missenne,
Lukaya, Utapisia, Sirambo, Ussonge, Runsewe,
Wangoni-Reservat, Utambara, Uschirombo, Ulang-
wa, Uyovu, Ugomba, Mbogwe, Massumbwe, Ida-
hina, Mpunse, Ukune, Ukumbi, Unyambewa,
Mtibu, Magengati, Uyni) war durchaus fried-
sertig und entgegenkommend. Die Bevölkerungs-
dichtigkeit in der Landschaft Unyanyembe nimmt
namentlich an der Karawanenstraße nach Udjidji
in den Distrikten Mwanakunec und Ussoke von
*) Nach einem Bericht des Lauptmann Chari fiu#s.
zeinveiligen Uerwesers des Bezirfsamtse Tabora über
eine vom 19. Oktober bis 3. Dezember 1906 durch den
Bzirk Tabora unternommene Dienstreise.
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Jahr zu Jahr in geradezu auffallender Weise zu.
Dagegen sind die sog. Ussumbwa-Landschaften im
allgemeinen nur wenig bevölkert.
Mehrfach beklagten sich die Sultane jener
abgelegenen Gebiete bei mir darüber, daß ihre
Leute, wenn sie erst einmal auf den Geschmack
des Geldverdienens und des besseren Lebens an
der Küste oder auf den Plantagen gekommen
seien, sehr häufig nicht wieder in die Einsamkeit
der Wälder zurückkämen, sondern sich vielfach
anderweitig, namentlich auch in der Nähe von
Tabora anfiedelten. Auf diese Weise seien bereits
ziemlich viele Leute aus jenen Landschaften aus-
gewandert. Es war hierbei bemerkbar, wie
unerwünscht den Sultanen jede Aufklärung ihrer
Leute über Geldverdienst und bessere Lebensweise
ist. Vom Standpunkt dieser Häuptlinge aus ist
das ja auch durchaus zu verstehen, denn je
weniger aufgeklärt die Eingeborenen bleiben, um
so willfähriger und dienstbarer sind sie ihren
Sultanen gegenüber. Jede Abwanderung ihrer
Untertauen bedeutet für die Sultane nach alt-
bergebrachter Auffassung eine erhebliche Einbuße
an Macht und Ansehen. In der Landschaft
Uschirombo ist es wohl der recht bedeutende
Einfluß der katholischen Missionare, welcher in
gewissem Sinne die Eingeborenen an einer zahl-
reicheren Abwanderung verhindert.
Bei den fast täglich abgehaltenen Schauris,
die in erster Linie zur eingehenden Aufklärung
und Belehrung der Eingeborenen dienten, war
stets eine bedentende Menschenmenge versammelt.
Im allgemeinen waren die bisher getroffenen
Auordnungen der Verwaltung befolgt worden.
Ein besonderes Interesse scheinen jedoch die
Wassumbwa für derartige Angelegenheiten noch
nicht zu haben. Sie versuchen es auch noch, sich
nach Möglichkeit der Aufsicht zu entziehen, was
ihnen in Anbetracht der großen Entfernung vom
Sitz des Bezirksamts natürlich ziemlich leicht
gelingt.
Einen besonders günstigen Eindruck machten
die Wangoni im Wangoni-Reservat der Laudschaft
Runsewe.
In jenen abgelegenen Gebieten war aber
überall zu erkennen, daß die Leute bisher zu
wenig in direkte Berührung mit der Verwaltung
in Tabora getreten sind. Nur durch häufiges
Reisen von Europäern des Bezirksamts nach jenen
Landschaften läßt sich eine nähere Verbindung
zwischen der Verwaltung und den dortigen Ein-
geborenen herstellen.
Bezüglich der Bekleidung sind die Eingeborenen
selbst der entferntesten Distrikte ziemlich weit vor-
geschritten. Ich sah fast durchweg Baumwoll=
stoffe, nur hin und wieder waren einige alte
Lente mit Ziegenfellen bekleidet.