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Der Hauptabnehmer der brasilianischen Baum-
wolle ist demnach Großbritannien, das im Durch-
schnitt etiwa 60 % der Gesamtausfuhr aufnimmt.
Portugal nimmt die zweite Stelle ein, während
auf Deutschland nur eine verhältnismäßig geringe
Menge fällt, die überdies nach Angabe des Kaiser-
lichen Konsulats in Pernambuco für die Schweiz
bestimmt sein soll.
Bemerkenswert ist die Zunahme der Ausfuhr
nach Frankreich und Rußland, welch letzteres auch
im Jahre 1906 aus Pernambuco über 1000 Tonnen
ausführte.
(Bericht des Rais. Generalkonfsulats in Rio de Janeiro.:
Der Baumwollanbau in OMittelasien.
Im Ferghanagebiet ist man mit der Aussaat
der Baumwolle beschäftigt. Im Syr-Darja-
Gebiet, wo in einzelnen Gegenden die Saat schon
aufgegangen, ist ihr Aussehen vollkommen be-
friedigend, und der in letzter Zeit niedergegangene
Regen wird zum schnellen Aufgehen aller Saaten
in nächster Zeit beitragen. UÜbrigens verläuft
der Frühling in diesem Jahr im Ferghanagebiet
nicht überall gleichmäßig. Nach einigen warmen
Tagen, die einen frühen Eintritt des Frühlings
schon im März anzukündigen schienen, fiel ganz
unerwartet Schnee, der die Bearbeitung der
ohnehin schon ziemlich nassen Felder noch auf
etwa zwei Wochen verzögerte.
Infolge der vorteilhaften Unterbringung der
vorjährigen Ernte und des Uberflusses an Wasser
kann man eine Erweiterung der Anbaufläche in
diesem Jahre annehmen, allerdings dürften die
ungewöhnlich hohen Preise, die für das Saatgut
gezahlt werden müssen, einer bedeutenden Zu-
nahme des Areals hinderlich sein.
Das kürzlich eröffnete Börsenkomitee führt
energisch verschiedene Verbesserungen im Handels-
leben Turkestans ein. Seine besondere Fürsorge
ist auf Baumwolle gerichtet. Gegenwärtig ist
das Börsenkomitee mit der Einführung einer
regelrechten Sortierung der turkestanischen Bamn-
wolle beschäftigt und wird zusammen mit dem
Moskauer Börsenkomitee an die Ausarbeitung
von Regeln für den Börsenhandel mit Baum-
wolle gehen, ähnlich wie sie auf den ausländischen
Baumwollbörsen bestehen.
In diesem Jahr, wo die russische Baumwolle
infolge ihrer guten Qualität sich einer sehr großen
Nachfrage erfreut, machen sich die Mängel in dem
Eisenbahntransport recht empfindlich bemerkbar.
Obgleich z. B. Baumwolle aus Taschkent in
14 Tagen nach St. Petersburg gelangen kann,
kommt es doch nicht selten vor, daß Baumwolle
aus dem Gebiet Samarkand über Krasnowodsk
vier Monate unterwegs ist und die Baumwoll=
händler durch den sehr langen Transport sehr
bedeutende Verluste erleiden, obwohl die Transport-
kosten über Krasnowodsk sich erheblich billiger
stellen. Es ist daher nicht zu verwundern, daß
die Orenburg—Taschkenter Eisenbahn sich be-
sonderer Sympathien bei Warenversendern er-
freut, trotzdem der Verkehr auf dieser Linie
häufig infolge von Unterwaschungen des Bahn-
körpers unterbrochen wird.
In St. Petersburg hat das bei der Haupt-
verwaltung für Landwirtschaft kürzlich neu
organisierte Komitee für Baumwollbau seine
Tätigkeit begonnen. Bei diesem Komitee be-
absichtigt man alle Nachrichten und Auskünfte
über die augenblickliche Lage der Baumwoll=
industrie sowohl in Rußland als auch im Aus-
lande zu sammeln. (Mach Torg. lerom. (inz.)
* IHEZLRRN
Das schäft Oanchesters im
ersten viertellahr 10907.
Der Baumwollmarkt begann am 2. Januar
mit 5,81 für Middling American. Die Preis-
veränderungen haben sich im Januar innerhalb
eines Viertel-Penny bewegt. Der höchste Preis
war 6,04 am 7. Jannar, der niedrigste 5,79 am
15. und 22. Jannar, am 31. waren wir mit
5,87 um 6 Points über Januar Anfang. Die
Stetigkeit des Preises trotz großer Anfuhren von
Baumwolle wurde durch den großen Bedarf und
den großen Verbrauch der Spinnereien bedingt.
Die Lage des Marktes war im Janiar so, daß
9 374 000 Ballen gegen 7 649 000 Ballen im
Jahre 1906 und 8 683 000 Ballen im Jahre
1905 — dem Jahre der großen 13½ Millionen-
Ernte — in Sicht waren, und daß ein sichtbarer
Vorrat von 4 271 000 Ballen gegen 3 619 000
Ballen im Jahre 1905 vorhanden ist.
Die hohen Preise, besonders der besseren
Sorten, die sehr schwer zu bekommen sind, machen
das Geschäft schwierig und riskant. Ob in den
Baumwolldistrikten des Südens der Vereinigten
Staaten irgendwelche größeren Ounantitäten besse-
rer Baumwolle verheimlicht und absichtlich zurück-
gehalten werden, oder ob alles nur eine Folge
der gesteigerten Nachfrage für bessere Sorten ist,
würde schwer zu entscheiden sein.
Auch im Februar blieben die Preise ohne
größere Veränderungen. Am 1. Februar war
Middling American 5,87, es war der billigste
Moment des Monats, am 28. dem tenersten
Moment — 6,14; zwischen diesen haben die
Preise kaum 1/1d pro lb. geschwankt. In Sicht
waren in der letzten Woche Februar
10848000 Ballen Baumwolle
gegen 8615000 - im Jahre 1906
und 9425000 - 1905