G 525 20
ohne Schwierigkeit bewerkstelligt werden kann.
Die Meereshöhe wird dort auf 1400 m ange-
nommen. Dr. Schlechter sollte gleich nach seiner
Ankunft seine Forschungen von Bullu aus be-
ginnen und im Juni den Platz für die Stationen
aussuchen.
Hier soll er seine Forschungen bis zum
Anbruch der Regenzeit, im November, fortsetzen;
während Dammköhler den Weg bis zum Ramu
und wenn möglich gleich zum Bismarckgebirge
weiter baut, wo wieder eine Station zu er-
richten ist.
Der Kaiserliche Gouverneur Dr. Hahl, der
im Einverständnis mit dem Reichs-Kolonialamt
zur Leitung des Unternehmens im Schutzgebiet
bevollmächtigt ist, beabsichtigt im Juni nach Bullu
zu kommen, um das Unternehmen zu kontrollieren.
Er hat das Bezirksamt in Friedrich-Wilhelms-
hafen angewiesen, der Expedition sowohl mili-
tärischen Beistand als auch solchen beim Wege-
bau durch Fronarbeiter zu leisten. Auch die
finanzielle Kontrolle wird durch den Gonverneur
ausgeübt.
1# *
Wertvolle Anregungen gaben die Referate
von Regierungsrat Dr. Walter Busse, Dr. Hin-
dorf, Professor Dr. Passarge und Professor
Dr. Warburg, über die pflanzenpathologische
Expedition nach Westafrika, über die Studienreisen
nach dem Westen Nordamerikas, nach Nordafrika
und nach Java und Britisch-Indien. Ingenieur
Sorge führte die Ducheminschen Apparate zur
Gewinnung der Faser von Sansevieren vor.
Nach Erörterung der Petroleumfrage beschloß das
Komitee das Petroleumunternehmen in Kamernn
grundsätzlich zu fördern.
Im Anschluß an die Frühjahrstagung des
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees haben unter
Beteiligung der Vertreter der Textilverbände,
Sachverständiger aus den Kolonien und Agypten
Verhandlungen der Baumwollbau-Kom-
mission stattgefunden. Als Vertreter des Reichs-
amtes des Innern wohnte Geheimer Regierungs-
rat Delbrück den Verhandlungen bei.
Die Aufbringung von Mitteln für die Deutsch-
kolonialen Baumwollunternehmungen für die
Jahre 1907/09 im Verhältnis zu einem Satz
von 10 v. H. des Beitrags zur Berufs-
genossenschaft ist von den Textilverbänden erst
eingeleitet und hat bis zum 1. Mai 90 000 M.
gebracht. Die Mitbestimmung der Industrie über
die Mittel ist durch die Vertretung der Verbände
in der Baumwollbaukommission gewährleistet.
Der Vorsitzende der Kommission Karl Supf
berichtet über den Fortgang der Baumwoll-
bau-Unternehmungen unter anderem:
In den Voranschlag des Kolonial-Wirtschaft-
lichen Komitees sind für Baumwollbau-Unter-
nehmungen pro 1907 insgesamt 235 000 M.
eingesetzt und zwar für Deutsch-Ostafrika 160 000 M.
für Togo 55 000 M. und für Kamerun und
eventuell Südwestafrika 20 000 M.
Der Bericht über die Ausführung des Arbeits-
programms 1907/09 ergibt, daß trotz der ver-
hältnismäßig kurzen Zeit bereits ein Teil des
Programms verwirklicht werden konnte: Die ge-
plante Versuchsplantage mit Dampfpflugbetrieb
in Saadani (CDeutsch-Ostafrika) ist eingerichtet
und im Gange, die Versuchsplantage in Panganja
(Deutsch-Ostafrika) am oberen Rufidji ist vergrößert
die geplante Entkernerei in Sagada (Togo) ist
eingerichtet.
Für den Fall, daß genügende Mittel zur Ver-
fügung stehen, beschließt die Kommission, das für
die Jahre 1907/09 aufgestellte Arbeitsprogramm
zu erweitern durch Errichtung von neuen Ent-
kernereien in Pessi nördlich von Atakpame (Togo),
in Garna am schiffbaren Benue (Kamernn), an der
Daressalam—Morogoro-Bahn, im Kilimandjaro-
Mern-Gebiet und in Muanza (Deutsch-Ostafrika).
Zur Vorbereitung der Begründung einer
„Afrikanischen Baumwoll-Compagnie“ wird
ein engerer Ausschuß eingesetzt, bestehend aus
einem Vertreter der Bremer Baumwoll-Börse,
dem Direktor der Leipziger Baumwoll-Spinnerei
A. G. E. Hertle-Leipzig-Lindenau, dem Vor-
sitzenden des Verbandes Rheinisch-Westphälischer
Baumwollspinner C. O. Langen-M.-Gladbach,
dem Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Garn-
Konsumenten, Generaldirektor Kommerzienrat
Marwitz-Dresden, dem Vorsitzenden des Vereins
Süddeutscher Baumwollindustrieller Kommerzien=
rat Semmlinger-Bamberg, dem Vorsitzenden
des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, Karl Supf-
Berlin, (Vorsitzender), dem Vorsitzenden des Ver-
bandes der Textilindustriellen von Chemnitz und
Umgegend, Geh. Kommerzienrat Hermann Vogel-
Chemnitz, dem Direktor der Ostafrikanischen Bank
J. J. Warnholtz-Berlin, mit dem Recht der
Zuwahl.
Den Beschlüssen der Kommission wurde von
dem Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee zugestimmt.
Für die weitere Entwicklung des Baum-
wollbaues in den Kolonien stellt die Baum-
wollbau-Kommission die folgenden Leitsätze auf:
1. Das vorteilhafteste Mittel zur Ausbreitung
des Baumwollbaues von Kleinbauern und
Eingeborenen ist die Errichtung von Ent-
kernereien und Aufkaufmärkten, da das
sichtbare Vertrauen des Europäers auf das
Baumwollgeschäft das Vertrauen des Klein-
bauern und Eingeborenen zur Baumwoll=
kultur stärkt.