Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

W 529 20 
licher. Die Bearbeitung der Plantagen ist im 
allgemeinen eine intensivere geworden. 
Von den Kautschukpflanzungen gedeihen die 
jüngeren bedeutend besser als die älteren. Bei 
der Anlage der letzteren sind früher offenbar viele 
Fehler gemacht worden. Auf dem durch die 
Tabakskultur in früheren Jahren ausgesogenen 
Lande in Stephansort gedeihen sowohl Kautschuk- 
bäume als auch Kokospalmen nicht sonderlich gut. 
Bei sachgemäß angelegten und gut gepflegten Be- 
ständen kann das Anzapfen bereits nach vollendetem 
sechsten Jahre beginnen. Jedoch kann man schon 
jetzt sehen, daß die Erträge so junger Bäume 
noch keine großen sein werden. Übrigens darf 
überall nur sehr vorsichtig angezapft werden, um 
die jungen Bäume nicht zu stark zu schädigen. 
Das regelmäßige Anzapfen hat, wie schon er- 
wähnt, im laufenden Geschäftsjahre im Anschlusse 
an die durch Direktor Dr. Preuß vorgenommenen 
Probezapfungen begonnen. 
Eine besonders rasche Entwicklung hat der 
Betrieb auf den Frenuch-Inseln genommen. 
Das Verhältuis zu den Eingeborenen hat sich all- 
mählich gebessert. Bei Wachsamkeit und Vorsicht 
braucht man keine weiteren Aufstände zu fürchten. 
Die Ausnutzung der reichen Palmenbestände wurde 
energisch in die Hand genommen. Eine große 
Kopradarre wurde erbaut sowie mehrere Kopra- 
sammelstationen eingerichtet. Die Freuch-Inseln 
allein lieferten in dem Jahre über 400 Tonnen 
Kopra. 
Der vulkanische Boden auf Garowe erwies 
sich an mehreren Stellen als für die Kakaokultur 
hervorragend geeignet, und die Entwicklung der 
jungen Kakaopflanzung und das Wachstum der 
Bäume war ein so vorzügliches, wie man es nur 
in den besten Kakaoländern der Welt sehen kann. 
Infolgedessen wurde eine möglichst energische Aus- 
dehnung der Kakaopflanzung angestrebt. Der Kakao 
wird mit Parakantschuk und neuerdings auch mit 
Kickxia elasticae zusammen angepflanzt. Als 
Windbrecher dienen Streifen von Ficus elastica. 
Die für Kakao nicht geeigneten Landstrecken werden 
mit Kokospalmen ausgepflanzt. Sie enthalten 
vielfach wildwachsende Palmen, welche so in die 
Pflanzung einbezogen werden. 
Außer auf Garowe und Mundna sind auch 
auf der Nordinsel und auf Unea Stationen 
errichtet worden, so daß sich die ganze Gruppe 
der Freuch-Inseln in Bearbeitung befindet. Sämt- 
liche Inseln sind vermessen und die Reservate der 
Eingeborenen abgegrenzt worden, so daß einer 
gedeihlichen Entwicklung dieses wertvollsten Be- 
sitzes der Neu-Guineca-Kompagnie nichts mehr im 
Wege steht. 
  
Jalult-Gesellschaft. 
Dem Jahresbericht der Jaluit-Gesellschaft für 
1906 entnehmen wir nachstehende Einzelheiten: 
„Günstiger als wir erwarten durften, hat sich 
das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres 
gestaltet. Allerdings haben wir dieses gute Re- 
sultat vornehmlich den anßergewöhnlich hohen 
Koprapreisen und unserer Beteiligung bei dem 
Abbau der Phosphatlager zu danken. 
Die Abladungen von Phosphat haben in dem 
verflossenen Jahre bereits eine recht beträchtliche 
Höhe erreicht, und nachdem beschlossen worden 
war, auch den Abbau der Naurulager in An- 
griff zu nehmen, wurde mit der Errichtung um- 
fangreicher Anlagen vorgegangen. Diese waren 
Ende Jahres so weit vorgeschritten, daß die erste 
Sendung Kulis von China abgehen konnte und 
die Verschiffungen somit bald ihren Anfang nehmen 
werden. 
Von Orkanen sind unsere Inselgebiete glück- 
licherweise nicht wieder heimgesucht worden, und 
wir wollen hoffen, daß wiederum eine lange Reihe 
von Jahren vergehen wird, ohne daß wir von 
Naturereignissen wie der verheerende Wirbelsturm 
von 1905 betroffen werden. 
Auch der friedliche Verkehr mit den Ein- 
geborenen hat keinerlei Störung erfahren.“ 
Chinarinde und HBanf in Deutsch --Ostafrika. 
Der Frankfurter Wirtschaftsbericht für das 
Jahr 1906 enthält hinsichtlich der Anbaufähig- 
keit unserer ostafrikanischen Kolonie folgende 
Mitteilungen: „Die Anpflanzungen von China- 
rinden in Deutsch-Ostafrika beginnen allgemeines 
Interesse zu erregen. Speziell in der Versuchs- 
station Amani befinden sich an die 30000 Exem- 
plare von Chinchonen in Kultur, sie gedeihen gut 
und haben wenig von Insekten zu leiden. Eine 
hiesige Fabrik konnte an zwei Proben einen Ge- 
halt von 6,80 und 6,48 v. H. Chininsulfat fest- 
stellen; die Rinden kommen damit den besten auf 
Java gezogenen Chinarinden mindestens gleich 
und eignen sich vorzüglich zur Chininfabrikation. 
Es ist daher anzunehmen, daß mit der Zeit die 
Chinarinden aus den in Ostafrika bereits ange- 
legten Plautagen einen wichtigen Exportartikel 
unserer dortigen deutschen Kolonie abgeben werden. 
Bei Gelegenheit der Ausstellung der Naturforscher- 
versammlung in Stuttgart waren Proben solcher 
Chinarinden sowie daraus hergestellter Chininsalze 
ausgestellt, die sich allgemeiner Beachtung er- 
freuten. 
Neu kam an den Markt Hauf aus unserer 
ostafrikanischen Kolonie, der sich wohl mit der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.