Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Hütten gebracht und unter die Aufsicht der Häupt- 
linge gestellt; die letzteren verteilten täglich mehr- 
mals an jeden einzelnen, Männer, Frauen, Kinder 
die nötige Ration. 
Während die Leute so alle fleißig damit be- 
schäftigt waren, die Lebensmittel zu sammeln, 
machte ich mich daran, das umfangreiche Waren- 
lager der Firma Okcefe, die auf der Insel Mari- 
jong eine Handelsstation unterhielt, zu bergen. 
Die Station selbst war völlig dem Erdboden gleich 
gemacht. Ein eiserner neben dem Wohnhause des 
Händlers einzementiert gewesener Wassertank von 
dreieinhalb Quadratmeter Inhalt war hundert 
Meter weit fortgeschleudert worden. Die Waren 
waren zum Teil im Sand vergraben, teils lagen 
sie unter den Trümmern des Hauses, teils waren 
sie ins Meer geweht. Zum Glück gelang es, 
einen großen Teil des Lagers, vor allem fast 
sämtlichen Proviant zu bergen, so daß wir für 
sechs bis acht Wochen genügend Lebensmittel 
hatten. Der durch das Seewasser verdorbene Reis 
wurde gewaschen, dann in der Sonne getrocknet 
und mußte gegessen werden, trotz der Beri--Beri- 
Gefahr. 
Die Trümmer der Handelsstation banden wir 
zu einem Floß zusammen und fuhren damit nach 
Oleai hinüber, wo wir in Isang rasch ein Haus 
zusammen banden. Einen großen Teil des Waren- 
lagers sowie den gesamten Proviant übernahm 
ich für Rechnung des Bezirksamtes und verteilte 
davon nach Bedarf an die Bewohner der am 
schwersten geschädigten Inseln Falalis, Raur und 
Palian, Zeug als Decken, Lendentücher, Axte, 
Messer, Kochtöpfe. Auch das unentbehrliche Genuß- 
mittel, den Tabak, spendete ich den bedauerns- 
werten Menschen so reichlich als möglich. 
* 
Eine weitere schwere Heimsuchung war nach 
dem Taifun die eintretende Trockenheit. Bis 
zum Eintreffen der „Germania“ am 11. April 
fiel kein Regen. Die Sonne brannte Tag für 
Tag erbarmungslos auf die zerstörten Inseln 
nieder. So begrüßten wir den am 11. April 
unverhofft von Saipan mit großen Lebensmittel- 
vorräten eintreffenden Reichspostdampfer „Ger- 
mania“ als einen wahren Retter aus der Not. 
Der brachte zugleich auch die hocherfreuliche Nach- 
richt, daß die „Ponape“ wohlbehalten, wenn auch 
nach Uberstehung einer sehr gefahrvollen Reise, 
am 4. April in Saipan angekommen war. 
1 
* 
II. Aus dem Bericht des Kapitäns Martens 
von der „Ponape“. 
Vom 8. April 1907. 
Am 14. März 1907 wurde die Reise von 
Jap nach Oleai angetreten. Zwei Tage darauf 
  
sichteten wir des Morgens Sorol. Der Häupt- 
ling Afulärung kam an Bord; auf Befragen er- 
klärte er mir, daß auf Sorol alles gesund und 
in Ordnung sei. Ferner meldete er, daß vor 
acht Monaten zwei große Kanus mit sechs Mann 
abgetrieben worden und nicht wieder zurückgekehrt 
seien. Auf die Frage, wie viele Leute auf der 
Insel seien, gab der Häuptling an, daß zwei- 
unddreißig Männer, zwanzig Frauen und zehn 
Kinder dort lebten; es scheinen aber mehr Leute 
zu sein. Die Insel war mit Bäumen (Palmen, 
Brotfrucht u. a.) gut bestockt. Die Leute sahen 
gesund und wohlgenährt aus. Es wurden Kokos- 
nüsse gegen Tabak eingetauscht. Wir verweilten 
einige Stunden und setzten dann unsere Reise 
fort. Nach unseren Beobachtungen fanden wir 
die Insel etwa 10 Minnten nördlicher, als in der 
Karte angegeben. 
Am 19. März erblickten gegen 4 Uhr nach- 
mittags Oleai und ankerten bald darauf in der 
Lagune unter der Insel Raur. Dr. Born kam 
abends noch an Bord. Nach unseren Beobachtungen 
liegt die Lagune in der Karte 12 bis 14 Minuten 
zu östlich. 
Am 26. März liefen wir morgens Ifalnk 
an. Des nachmittags ging ich mit Dr. Born an 
Land, um in Sachen der fremden Matrosen 
Untersuchung und Verhör vorzunehmen. Nach 
astronomischen Beobachtungen liegt Ifaluk in der 
Breite richtig, jedoch die Länge ist in der Karte 
uUum 14 Minuten zu östlich angegeben. 
Mittwoch den 27. März 1907 nachmittags 
erreichten wir wieder Oleai und ankerten auf 
dem früheren Ankerplatz. Herr Dr. Born ging 
an Land, um seine zurückgelassenen Medikamente 
einzupacken und dann an Bord zu nehmen. Am 
folgenden Nachmittag kam Dr. Born an Bord 
und fuhr dann wieder an Land; auf meine Bitte 
an Bord zu bleiben, meinte er, er sei an Land 
gut aufgehoben; auch sei er aus seinem früheren 
Hause ausgezogen und wohne für heute Nacht 
im Dorf. Es war etwa 3 Uhr, als Herr Dr. Born 
an Land fuhr. Von da an wurde Seewache 
gegangen, weil das Wetter nicht gut aussah. Um 
5 Uhr 15 Minuten ließen wir den zweiten Anker 
fallen. In der Lagune kam eine heftige Schwell 
und Dünung auf; von Land kamen von den 
Ecken der Inseln Bäume und Häuserteile am 
Schiff vorbeigetrieben, die von den Brechseen 
niedergerissen waren; es schien sich eine Flutwelle 
bemerkbar zu machen, denn Wind war nicht viel. 
Rapides Sinken des Barometers ließ mich aber 
nichts Gutes erwarten, auch nahm der Wind 
und See nach und nach doch bedenklich zu. 
Freitag den 29. März wehte von ½8 Uhr 
abends an voller Taifun. Die Windstärke zu 
beschreiben ist keinem von uns möglich. Wir
	        
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