Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Dies ungünstige Verhältnis zu niedriger Ver- 
kanfspreise für Importgüter und zu hoher Ein- 
kanfspreise für Produkte hielt auch während des 
Berichtsjahres noch an. Unser Prinzip, uns in 
schlechten Zeiten größte Beschränkung im Ein- 
und Verkaufsgeschäft aufzuerlegen und möglichst 
auf gute Preise zu halten, das allerdings einen 
beträchtlichen Rückgang unseres Gesamtumsatzes 
zur Folge gehabt hat, hat auch im Berichtsjahre 
noch einen im Verhältnis zu den verringerten 
Umsätzen zufriedenstellenden Bruttogewinn er- 
möglicht, der ausschließlich an Importen erzielt 
wurde. Der Nettogewinn wurde dadurch ganz 
erheblich beeinträchtigt, daß wir infolge ungünstiger 
Kontrakte auf Palmöl und Palmkerne während 
des ganzen Jahres schweres Geld an Retouren 
verloren haben. Der Preis für Palmkerne 
stieg im Berichtsjahre auf die niemals dagewesene 
Höhe von 19 Mk. für 50 kg, während wir 
große Quantitäten zu weit niedrigeren Preisen 
zu liefern hatten. 
Das Geschäft wird an der Küste und im 
Innern immer mehr zersplittert durch die vielen 
kleinen Außenstationen. Dadurch wird die Über- 
sicht und die Kontrolle enorm erschwert, die aus- 
zuüben es dann, infolge des durch das Klima 
verursachten häufigen Wechsels, auch noch oft an 
den genügend altangesessenen älteren Herren 
sehlt. Darin liegen viele große Verlustchancen, 
und die zu erzielenden Gewinne sind viel zu 
  
klein, um solche Extraverluste gutmachen zu 
können. Der Gewinn in Westafrika steht eben 
oft in keinem Verhältnis zum Risiko. Hier ließe 
sich vielleicht durch allgemeines besseres Aufpreis- 
halten Wandel schaffen, doch wäre dazu erforderlich, 
daß allgemein von dem da und dort verfolgten 
Streben, die Umsätze durch niedrige Verkaufspreise 
und hohe Einkaufspreise erzwingen zu wollen — 
was besonders in schlechten Jahren, wie 1903 bis 
1906, nur einen sehr bedingten Erfolg haben 
kann — abgegangen würde. 
Die Ausgabe von Krediten haben wir eben- 
falls auf das äußerste beschränkt, und obgleich 
solche nur an einwandfreie Kundschaft gewährt 
werden, stehen der in der Bilanz angeführten 
Summe von 104 943 Mk. außerdem noch 
52 909 Mk. an Kautionen und Spezialreserve 
gegenüber. 
Unsere vielen Faktoreien befinden sich in 
baulich tadellosem Zustande und repräsentieren 
einen um ein Mehrfaches höheren Wert, als wie 
sie zu Buch stehen. 
Der ausgewiesene Reingewinn beträgt 
84 596,27 Mk. Nach Dotierung des Reserve- 
fonds mit 4000 Mk. und einer Verteilung von 
13 150 Mk. an Tantiemen und Gratifikationen 
gelangte eine Dividende von 8 v. H. zur Aus- 
schüttung. Der verbleibende Rest von 7446,27 Mk. 
wurde auf neue Rechnung vorgetragen. 
  
Aus fremden Kkolonien und Droduktionsgebieten. 
Der kautschukanbau auf Ceylon. 
Im Kautschukbau ist auf Ceylon eine regel- 
rechte Gründerperiode eingetreten. Viele neue 
Plantagen sind angelegt und neue Gesellschaften 
mit zum Teil recht hochgespannten Erwartungen 
gegründet worden. # 
Die Nachfrage nach Land war im Jahre 1906 
anßerordentlich groß. Vom 1. Jannar bis 
31. Oktober verkaufte die Regierung für etwa 
1 800 000 Rs. unbebantes Land fast ausschließlich 
für Kantschukplantagen. Man schätzt das zu 
diesem Zwecke bereits bebaute Gelände auf 
100 000 Aeres. 
Das schnelle Wachsen der bebauten Flächen 
tritt durch den Vergleich mit den Vorjahren sehr 
deutlich hervor. 
1903 waren unter Kautschuk 7.500 Acres 
19094 11000 
1906 - 40 000 
1906 100 000 
  
Die Gummiausstellung, die im September 
1906 in Peradeniya stattfand, übertraf an Aus- 
stattung und Besucherzahl die gehegten Erwar- 
tungen ganz erheblich. Es wurde recht wertvolles 
Material an Erfahrungen des Anbaues, der Zapf- 
methoden und Instrumente u. a. m. zutage ge- 
fördert. 
Die Ausstellung hat dargetan, daß die bishor 
übliche Form des Kautschuks, die sogenannten 
Biskuits, sich nicht der unbedingten Anerkennung 
der Gummifabrikanten erfreut, sondern daß die 
in den Straits beliebte Form des Blockrubber vor- 
zuziehen sei. Es ist daher das Bestreben der 
Pflanzer, die Biskuitform allmählich abzuschaffen 
und den Münschen des Londoner Marktes nach 
Möglichkeit Rechnung zu tragen. Auch auf die 
Reinheit des Produkts wird großer Wert gelegt, 
da der gute Ruf des Ceylon-Kautschuks zeitweise 
etwas zurückgegangen war. Blockrubber hat den 
großen Vorzug, im Verhältnis zu seinem Gewicht 
eine sehr geringe, der Luft ausgesetzte Fläche zu
	        
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