Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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als Arbeitskräfte unentbehrlich sind, in jeder 
Weise zu erhalten. Meine Auffassung über 
diesen Punkt dürfte schon aus meinen Pro- 
klamationen an die Hereros und Hottentotten er- 
sichtlich sein, ich habe sie aber auch in einer Rund- 
verfügung an alle Verwaltungsstellen des weiteren 
niedergelegt, in der ich eine gerechte und humane 
Behandlung derselben unbedingt zur Pflicht ge- 
macht habe. 
Es hat sich inzwischen herausgestellt, daß die 
Hereros gute Arbeiter abgeben, und zwar sowohl 
als Acker= und Gartenarbeiter, wie bei Berg- 
werks= und öffentlichen Arbeiten, iusbesondere auch 
bei Wegebauarbeiten und Eisenbahnbauten. Es 
geht dies so weit, daß im allgemeinen die Hereros 
als Arbeiter jetzt mehr geschätzt werden als die 
Ovambos, welche man früher für die besten 
Arbeitskräfte des Schutzgebiets hielt. Wer die 
Hereros bei den Bahnarbeiten im Norden und 
bei der Lüderitzbuchtbahn im Süden des Schutz- 
gebietes gesehen hat, kann nicht zu der Uber- 
zeugung gekommen sein, daß sie ihr Los als hart 
oder drückend empfinden. Aber ist die Macht 
der Gewohnheit schon bei den Weißen sehr 
stark, so ist das bei den Eingeborenen doppelt 
und dreifach der Fall. Deswegen müssen wir 
den Eingeborenen Zeit lassen, um sich in die 
gänzlich neuen Verhältnisse einzuleben, einzu- 
gewöhnen. Es ist ganz naturgemäß, daß ein 
Volk, welches bisher nur ein Nomadenleben ge- 
kannt hat, noch für einige Zeit in diese frühere 
Lebensgewohnheit zurückfallen wird, und daß ein- 
zelne Teile desselben von Zeit zu Zeit versuchen 
werden, sich der Arbeit zu entziehen, und wieder 
ihre geliebten Berge aufsuchen. Dies wird 
licherlich der Fall sein, sobald sie wissen, daß sie 
nicht überwacht werden. Die Folge des Fort- 
lanfens von der Arbeit ins Feld wird aber sein, 
daß sie bald wieder Hunger leiden und nunmehr 
versuchen werden, die Weißen, namentlich die 
Farmer, zu bestehlen und ihnen Vieh zu ranben. 
Die Hereros würden sich sehr viel schneller an 
den jetzigen Zustand gewöhnen, wenn es möglich 
wäre, ihnen die Nahrung zu geben, an die sie 
von Iugend auf gewöhnt sind, nämlich Milch, 
welche in der Form von Dickmilch (Omeira) das 
Volksnahrungsmittel bildete. Bedauerlicherweise 
ist dies zur Zeit nicht möglich, da weder die 
Regierung noch die Farmer genügend Kühe und 
Ziegen haben. Statt dessen müssen sie jetzt an 
die ihnen ungewohnte Nahrung von Reis, Mais 
und Mehl gewöhnt werden, die sie Zunächst sehr 
ungern nehmen. 
Angesichts der Gefahr, daß die Hereros, bis 
sie sich mehr und mehr an die ihnen unbekannte 
Arbeit gewöhnt haben, dazu neigen werden, in 
die Berge zurückzulaufen und Räubereien und 
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Diebstähle auszuführen, ist es notwendig, auch 
im Norden des Schutzgebiets für die nächste Zeit 
noch eine stärkere Truppe zu halten. Es 
kommt noch hinzu, daß eine Anzahl Hereros, 
und zwar gerade der Oberhäuptling Samunel 
Maharero nebst seinem Sohne Friedrich und 
einer Anzahl mächtiger Großleute, wie Julius, 
Paul und die Familie Kawiseri, in Britisch- 
Betschnanaland in der Nähe des Ngami-Sees 
leben. Wenn auch die britische Regierung, und 
zwar sowohl der Oberkommissar in Johannes- 
burg wie der Resident Commissioner in Mafeking, 
ihr Bestes getan haben, um ein Rückströmen dieser 
Leute nach dem deutschen Gebiet zu verhindern, 
so besteht doch die Gefahr, daß dieselben sich der 
Wachsamkeit der Betschnanaland-Polizei entziehen 
und ins Schutzgebiet zurückkehren. Solange die 
Hereros, welche naturgemäß durch den langen 
Krieg noch sehr viel mehr verwildert worden sind, 
sich nicht völlig an die neuen Verhältnisse gewöhnt 
haben, ist aber die Befürchtung nicht von der 
Hand zu weisen, daß ihre Großlente sie zu einem 
abermaligen Abfall von der deutschen Regierung 
bewegen können. 
Ein weiterer Teil der Hereros ist ins Opvambo- 
land geflüchtet. Auch unter diesen befinden sich 
Großleute, wie Salatiel, der Sohn des ver- 
storbenen mächtigen Häuptlings Kambazembi von 
Waterberg. Nachdem ich aus innerpolitischen 
Gründen bald nach meiner Ankunft im Schut- 
gebiet das Betreten des Ovambolandes im Ver- 
ordnungswege verboten hatte, um zu verhindern, 
daß Weiße zweifelhaften Charakters im Ovambo-= 
land Handel trieben und dort den Frieden störten, 
ist es schwer, mit Sicherheit festzustellen, wie viel 
Hereros sich dort befinden und welche Aufnahme 
sic bei den Ovambos gefunden haben. Einzelne 
Händler haben versichert, daß sie bei einigen 
Häuptlingen sehr gut ausgenommen worden sind, 
und daß sie bei denselben eine große Rolle 
spielen und die Stelle einer Art Kriegsminister 
versehen. In wenig freundlichen Beziehungen 
stehen wir zur Zeit nur mit dem Ovambohäupt= 
ling Nechale, welcher bekanntlich die Station 
Namntoni ohne jede Ursache im Beginn des Auf- 
standes überfallen hat, und welcher nur durch die 
Bravour der mit einem Unteroffizier und wenigen 
Mann# besetzten kleinen Station abgehalten worden 
ist, weiter nach dem Süden zu gehen und größeres 
Unheil anzurichten. Ich habe versucht, mit Nechale 
durch die Hilfe der finnischen Missionare des 
Ovambolandes zu einer Beilegung des Kouflikts 
zu gelangen, indem ich ihn zu bewegen trachtete, 
eine Sühne für den Angriff und die Zerstörung 
der Station nach dem Abzug der kleinen Be- 
satzung, die sich, nachdem der erste Anprall ab- 
geschlagen war, auf die stärkere, südlich stehende
	        
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